Nach Abschluss der Aufräumarbeiten, die CEO Ralf Dieter unternommen hatte, kam Ralph Heuwing 2007 zu Dürr, um den Technologiekonzern wieder zu einem Wachstumsunternehmen zu machen. Das ist ihm eindrucksvoll gelungen. Angetrieben vom Autoboom in China ist Dürr zu einem Börsenstar geworden. Dank seines straffen Finanzmanagements hat Heuwing neben Umsatz und Gewinn auch noch weitere wichtige Kennzahlen nach oben getrieben. Jetzt baut der frühere Strategieberater den neuen Geschäftsbereich Umwelttechnik auf. Hat er dort Erfolg, dürften ihm die Türen zu einem weiteren Karrieresprung weit offen stehen.
Unter Investoren gilt CEO Ralf Dieter als Retter des Technologieunternehmens Dürr, das im Kerngeschäft Lackieranlagen an die Autoindustrie verkauft. Aber der Aufstieg des Konzerns zu einem Börsenstar ist auch untrennbar mit dem CFO Ralph Heuwing verbunden.
Als der damalige Top-Strategieberater im Jahr 2007 von der Boston Consulting Group zu Dürr stieß, war der Konzern ausgelaugt von Jahren schlechter Performance. Nachdem Dürr 2004 und 2005 in eine existenzbedrohende Situation hineingeraten war, sendeten die Schwaben 2006 und 2007 leichte Anzeichen der Erholung. Die Umsätze stabilisierten sich, Dürr operierte wieder konstant in der Gewinnzone, und die Schulden sanken auf ein erträgliches Maß.
Heuwing trat an, um Dürr auf den Wachstumskurs zurückzuführen. Dafür richtete er die Konzernstrategie konsequent auf die Emerging Markets aus. Der Erfolg stellte sich schnell ein. Insbesondere der rasante Zubau von Autofabriken in China trug Dürr von Rekord zu Rekord – von der Marktschwäche in den Stammmärkten Europa und Nordamerika hatten sich die Schwaben weitgehend abgekoppelt.
Das fixkostenlastige Geschäft reagierte wie gewünscht auf den starken Rückenwind aus China. Zwischen 2009 und 2012 wuchs der operative Gewinn (Ebit) mit hohen zweistelligen Raten von 6 auf 177 Millionen Euro, der Umsatz konnte auf 2,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden. CFO Heuwing gelang es, trotz dieser Erfolgsserie Begehrlichkeiten abzuwehren und sowohl die Investitionen als auch die Kapitalbindung eng zu halten. Das Net Working Capital wuchs deutlich langsamer als der Umsatz und der Gewinn. Dadurch hebelte Heuwing die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) im Geschäftsjahr 2012 auf den erstaunlichen Wert von 43,9 Prozent.
Starke Cashflows, ein prall gefülltes Auftragsbuch und eine schuldenfreie Bilanz ermöglichen es ihm mittlerweile, sich auch als Geschäftsstratege einzubringen. Mit der Aufgabe, die Umwelttechnik als neues Standbein des Konzerns aufzubauen, kehrt Heuwing zu seinen Wurzeln als Strategieberater zurück. Dabei setzt Heuwing stark auf kleinere Zukäufe, die neben dem Knowhow-Transfer aus anderen Konzernteilen helfen sollen, dem neuen Geschäftsfeld schnell die kritische Masse zu verschaffen. Genügend Geld dafür ist dank seiner guten Arbeit der vergangenen Jahre vorhanden.
Wie effizient und ertragsstark das Umwelttechnikgeschäft bei Dürr in einigen Jahren dastehen wird, dürfte wegweisend für Heuwings weitere Karriere sein. Zeigt er, dass er neben seiner viel gelobten Kapitalmarktkommunikation und dem straffen Finanzmanagement auch strategisch mit Weitblick agieren kann, dürften ihm die Türen zu einem CEO-Posten in einem deutschen Großkonzern weit offen stehen.
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