Knapp ein halbes Jahr nach seinem Abgang bei Knorr-Bremse hat Ralph Heuwing einen neuen Job gefunden: Der 54-Jährige wechselt als Partner und Leiter des Geschäfts in der DACH-Region zum Private-Equity-Investor PAI Partners. In dieser Funktion soll der frühere CFO des Bremsenherstellers Knorr-Bremse und des Maschinenbauers Dürr das Geschäft des französischen Finanzinvestors in Deutschland ausbauen.
Das PE-Haus, das hierzulande mit einem Büro in München vertreten ist, hatte in Deutschland kürzlich zwei Deals abgeschlossen. So übernahmen die Franzosen im vergangenen Dezember den Dämmstoffhersteller Armacell für einen Unternehmenswert von 1,4 Milliarden Euro – und setzten sich dabei Medienberichten zufolge gegen Ardian durch. PAI ist damit bereits fünfte PE-Eigentümer von Armacell.
Im November 2019 war PAI zudem bei dem mittelständischen Zahnmedizinanbieter Zahneins eingestiegen. Beide Investments tätigte der Finanzinvestor aus dem 2018 aufgenommenen Fond Europe VII, der insgesamt 5,1 Milliarden Euro schwer ist. Das deutsche Team des Finanzinvestor besteht bislang aus vier Mitarbeitern, mit dem neuen Chef Heuwing wären es demnach fünf Angestellte.
Heuwing: Vom Strategieberater zum CFO
Für den langjährigen Finanzchef Ralph Heuwing ist Private Equity eine neue Erfahrung. Zu Beginn seiner Karriere in den Neunziger Jahren heuerte der Diplom-Maschinenbauer zunächst als Strategieberater bei Boston Consulting Group an. Dort arbeitete er sich über 17 Jahre hinweg und mit einer Auslandsstation in Indien bis zum Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft hoch.
2007 wechselte Heuwing dann als CFO zum damals durch die Finanzkrise angeschlagenen schwäbischen Anlagen- und Maschinenbauer Dürr. Als Finanzchef trieb Heuwing nicht nur die Entschuldung voran, 2014 stemmte er die Übernahme des Holzverarbeiters Homag. Für seine Erfolge während seiner insgesamt zehnjährigen Tätigkeit bei den Stuttgartern war er 2016 von FINANCE zum „CFO des Jahres“ gekürt worden.
FINANCE-Köpfe
Heuwing wollte schon länger für Private Equity arbeiten
Anschließend ging Heuwing als Finanzvorstand zum Bremssystemhersteller Knorr-Bremse und begleitete in dieser Funktion den Börsengang des Familienunternehmens. Im April dieses Jahres kehrte der 54-Jährige den Münchenern allerdings nach nur gut zwei Jahren schon wieder den Rücken. Hintergrund waren offenbar enttäuschte Chefambitionen von Heuwing: Knorr-Bremse hatte kurz zuvor den inzwischen ebenfalls wieder zurückgetretenen CEO Bernd Eulitz zum Chef ernannt.
Dass Heuwing CEO-Ambitionen hegt, daraus hat der frühere Strategieberater nie einen Hehl gemacht: Bereits 2017 verriet er im Interview mit FINANCE, dass er „sich gut vorstellen kann, als CEO oder auch für einen Finanzinvestor tätig zu sein“. Letzteren Wunsch hat sich Heuwing nun mit seinem Engagement für PAI Partners erfüllt.
Info
Mehr über den Karriereweg des ehemaligen Finanzchefs erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Ralph Heuwing.
Desirée Buchholz ist Redakteurin bei FINANCE und Leitende Redakteurin der Schwesterpublikation DerTreasurer. Seit 2014 moderiert sie beim Web-TV-Sender FINANCE-TV. Desirée Buchholz hat einen Masterabschluss im Fach International Business and Economics und schrieb während des Studiums als freie Journalistin unter anderem für das Handelsblatt sowie die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr.