Die Abschlussprüferaufsicht APAK, die die Wirtschaftsprüfer überwacht, hat ihre Prüfungsschwerpunkte für das Jahr 2015 vorgelegt. Die Prüfungspraxen müssen sich auf einiges einstellen, denn neben Punkten, die jedes Jahr auf der Agenda stehen, gibt es auch einige Neuerungen.
So schaut sich die APAK zum einen genau an, wie der Prüfungsablauf bei den Praxen aussieht. Sie untersucht, ob die Effizienzsteigerungsmaßnahmen, die in vielen WP-Häusern inzwischen Alltag sind, die Qualität der Abschlussprüfungen belasten. So könnte es zum Beispiel sein, dass die Qualität leidet, weil standardisierte Tätigkeiten vielfach an Shared Service Center ausgelagert werden oder weil der Zeitaufwand für Prüfungen „optimiert“ wird, indem man den Umfang von Stichproben reduziert.
APAK: IFRS 10, 11 und 12 im Fokus
Bei WP-Gesellschaften, die mehr als 25 Unternehmen prüfen, richtet die APAK sie ihr Augenmerk noch zusätzlich darauf, wie es beispielsweise mit der Umsetzung des risikoorientierten Prüfungsansatzes, dem Einholen von fachlichem Rat oder dem Umgang mit Beschwerden aussieht.
Neben dem Ablauf der Prüfung will die APAK auch einen genauen Blick auf einzelne Aufträge werfen. Dabei schaut sie erstmals, wie gut die Prüfer die Anwendung der neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 10, 11 und 12 geprüft haben. Diese Bilanzierungsstandards wurden kürzlich geändert und regeln, in welchem Umfang Tochtergesellschaften und Joint Ventures in der eigenen Bilanz berücksichtigt werden. Viele Unternehmen mussten hier ihre Bilanzierungspraxis umstellen, zum Beispiel das Weinheimer Familienunternehmen Freudenberg.
Nicht nur die APAK, auch die Bilanzpolizei DPR wird in diesem Jahr diese neuen Richtlinien besonders stark im Blick haben. Daneben will die APAK untersuchen, wie von CFOs geschätzte Werte überprüft wurden, vor allem im Zusammenhang mit M&A-Deals oder Pensionsrückstellungen. Und auch die Prüfung des Risiko- und Prognoseberichts wird ein Schwerpunkt der Aufsichtsbehörde sein.
EU-Reform stärkt APAK
Dass die APAK die Zügel anzuziehen bereit ist, daran lässt sie keinen Zweifel. In dem jüngsten Tätigkeitsbericht der APAK mussten die Wirtschaftsprüfer einige Kritik einstecken. So hatten beispielsweise viele Prüfer offenbar Vermögenswerte nicht kritisch genug geprüft, sondern sich auf die Aussagen des Managements verlassen. Bei 35 Prozent aller Prüfungen meldete die APAK wesentliche Beanstandungen an, gegen 13 Wirtschaftsprüfer wurden Rügen verhängt. Die Aufsicht schloss mit dem Fazit, dass „eine positive Entwicklung der Inspektionsergebnisse noch nicht zu erkennen ist“.
Wirtschaftsprüfer werden die Kritik in Zukunft vermutlich noch ernster nehmen müssen, denn durch die Abschlussprüferreform der EU, die zum Juni 2016 umgesetzt werden soll, könnten sich die Kompetenzen und auch die Sanktionsmöglichkeiten der APAK erweitern. Um die Machtverteilung ringt sie derzeit mit der Wirtschaftsprüferkammer.
Info
Alle Prüfungsschwerpunkte für 2015 im Detail finden Sie auf der Internetseite der APAK.