„Fairport Controlling“ – unter diesem Schlagwort demonstriert der Flughafen Stuttgart seit einigen Monaten, dass auch an einem Airport das Umweltbewusstsein kein Fremdwort sein muss. Und das mit Erfolg: Das Mitte 2012 gestartete Projekt ist nun von einer Jury des Internationalen Controller Vereins (ICV) mit dem Green-Controlling-Preis 2013 ausgezeichnet worden, den die Péter-Horváth-Stiftung 2011 ins Leben gerufen hat.
In wohl keinem anderen Bereich wird derart viel CO₂ produziert wie in der Luftfahrt. Für die Controller der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) war das Grund genug, die ökologische Bilanz des Airports auf den Prüfstand zu stellen. Neben dem CO₂-Ausstoß nimmt das Controlling unter anderem auch die Abfallmenge, Lärm und Gewässerschutz unter die Lupe.
Vorhandene Controlling-Daten als Basis
Dabei kann die FSG auf vorhandene Daten aufbauen und so Aufwand sparen: „Viele entscheidende Zahlen existieren schon in unserem SAP-System“, erklärt FSG-Geschäftsfürer Georg Fundel. „Die größten CO₂-Produzenten beispielsweise sind natürlich die Airlines. Wir wissen, wie oft welche Flugzeugtypen in Stuttgart landen. Auf der Basis lässt sich leicht der CO₂-Ausstoß ausrechnen.“ Die CO₂-Emission am Stuttgarter Flughafen fließt mittlerweile auch in das monatliche Reporting ein. So haben die Mitarbeiter permanent den Überblick, wo das Unternehmen steht und das Management kann Maßnahmen ableiten, um den Ausstoß zu reduzieren. Fundel betont: „Den Flugbetrieb einzuschränken, ist natürlich keine Option. Wir wollen den Ausstoß stattdessen durch technischen Fortschritt reduzieren.“
Erste Taten hat die FSG ihren Erkenntnissen schon folgen lassen. Die alten Ölbrenner wurden durch ein Block-Heizkraftwerk ersetzt, und auch die Beleuchtung steht auf dem Prüfstand. Denn auch nachts müssen aus Sicherheitsgründen viele Lichter brennen. Die könnten irgendwann aber durch sparsamere LEDs ersetzt werden. Noch sei die Anschaffung aber zu teuer, sagt Fundel: „Das ist immer eine Abwägung. In der Regel ist der ökologische Vorteil aber auch mit einem ökonomischen Vorteil verbunden.“
So zum Beispiel bei Vergabeentscheidungen. Die macht die FSG nicht mehr nur vom Preis abhängig, sondern auch von Verbrauch, Unterhaltskosten und der ökologischen Auswirkung. Und das rechnet sich auch betriebswirtschaftlich: „Da sieht man oft sehr schnell, dass das auf den ersten Blick billigste Angebot tatsächlich gar nicht das günstigste ist.
Wenig Aufwand, große Wirkung
Oftmals lässt sich der CO₂-Ausstoß ganz einfach reduzieren. Das gilt zum Beispiel für unnötige Leerfahrten der Vorfeldbusse: Sie sollen nicht mehr leer zurückfahren, wenn sie Passagiere an der Maschine abgeliefert haben, sondern nach Möglichkeit die Fluggäste einer ankommenden Maschine direkt mit zurücknehmen.
„Es gibt so viele einzelne Schrauben, an denen man drehen kann“, sagt Fundel. Aber natürlich könne das Controlling nicht überall sein. Deshalb hat die FSG nun selbst einen Preis ausgelobt, um neue Ansatzpunkte zu finden: Vom kommenden Jahr an können die Mitarbeiter Vorschläge einreichen, wie man die Öko-Bilanz weiter verbessern kann. Die beste Idee belohnt die Geschäftsführung dann mit einer Prämie.