Der kriselnde Batteriehersteller Varta befindet sich mitten in der Restrukturierung. Nun muss das Unternehmen mit Sitz in Ellwangen einen neuerlichen Tiefschlag einstecken: Varta ist Opfer eines Cyberangriffs geworden. Dabei seien Teile des IT-Systems in der Nacht zum Dienstag Ziel der Attacke geworden, wie das Unternehmen mitteilte.
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Update vom 22. Februar 2024, 18:27 Uhr
Varta kommt nach eigener Aussage bei der Lösung der Cyberattacke „gut voran“. Die Task Force arbeite derzeit mit Unterstützung von IT-Forensikern und Datenanalysten an der schrittweisen Prüfung und Wiederinbetriebnahme der Systeme. Der Batteriehersteller geht mittlerweile davon aus, dass hinter dem Angriff eine organisierte Hackergruppe steckt. Die Polizei ermittelt bereits.
Aktuell gebe es aber noch keine verlässlichen Angaben zur Dauer der Aufarbeitung sowie bis zu einer vollständigen Inbetriebnahme der Produktion an allen Standorten. „Allerdings besteht die Aussicht, erste Teile der Anlagen ab der kommenden Woche wieder anlaufen zu lassen“, so Varta. Wie hoch der Schaden ist, arbeitet der Konzern aktuell ebenfalls noch auf.
Darüber hinaus prüft Varta, wie sich die Cyberattacke auf die laufende Restrukturierung auswirkt – und gibt sich verhalten optimistisch: „Das Unternehmen geht davon aus, dass der Vorfall den Prozess möglicherweise erschweren, aber nicht aufhalten wird.“
Als Folge des Angriffs hat Varta eigenen Angaben zufolge die IT-Systeme sowie die Produktion vorsorglich heruntergefahren und vom Internet getrennt. Betroffen sind laut dem Batteriehersteller fünf Standorte. Aktuell werden die Systeme auf mögliche Auswirkungen geprüft. „In welchem Umfang ein tatsächlicher Schaden entstanden ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benannt werden“, heißt es weiter.
Batteriehersteller hatte Notfallplan für Cyberangriffe
Für solche Fälle hat Varta vorgesorgt: Ein Notfallplan sei umgehend in Kraft getreten. Eine Task-Force arbeite bereits daran, den Normalbetrieb schnellstmöglich wieder zum Laufen zu bringen und den Cyberangriff aufzuarbeiten, ließ der Konzern verlauten. Unterstützung bekommt das Team dabei von Cybersecurity-Experten sowie Datenforensikern.
Die Aktionäre reagierten schnell auf die Neuigkeiten über den Angriff. Der Aktienkurs fiel bereits kurz nach dem Bekanntwerden um mehr als 4 Prozent auf 16,66 Euro. Zwischenzeitlich rutschten die Aktien des SDax-Konzerns unter die 16-Euro-Marke auf 15,95 Euro pro Aktie. Zum Vergleich: In Vartas Hochphase im Jahr 2021 hatte der Kurs bei mehr als 130 Euro gelegen.
Varta seit Frühjahr 2023 in Restrukturierung
Auch wenn das volle Ausmaß des Angriffs für Varta noch nicht klar ist, dürfte die Cyberattacke für den Vorstand eine Herausforderung werden. Seit Ende März 2023 befindet sich der Batteriekonzern in der Restrukturierung, zuvor hatte sich das Unternehmen eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund 51 Millionen Euro gesichert.
Zudem trat der designierte CFO Thomas Obendrauf sein Amt nicht an, stattdessen übernahm Mitte Mai Marc Hundsdorf. Er begleitet Varta nun durch den Restrukturierungsprozess, der spätestens 2026 angeschlossen sein soll. Man wolle den Prozess jedoch deutlich früher beenden, wie Hundsdorf gerade erst im FINANCE-Interview erklärte. Auch für das laufende Geschäftsjahr 2024 zeigte sich der CFO dabei optimistisch. Wie der Konzern aktuell finanziell aufgestellt ist, wird sich mit dem Geschäftsbericht 2023 zeigen, der am 28. März 2024 veröffentlicht werden soll.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
