Jens Holstein hat am Aktienmarkt zugeschlagen. Wie aus den Directors‘ Dealings des Biotech-Unternehmens Morphosys hervorgeht, hat der Finanzchef der Bayern am 3. und 6. August Aktienpakete im Gesamtwert von 3,2 Millionen Euro verkauft. Im Jahr 2017 lag die Gesamtvergütung von Finanzchef Holstein bei etwas weniger als 1,8 Millionen Euro. Das von ihm jetzt zu Geld gemachte Aktienpaket ist somit fast doppelt so viel wert.
Holstein habe den Zeitpunkt des Verkaufs frei bestimmt, und die Wertpapiere seien in „Übereinstimmung mit den bestehenden Regelungen zum Aktienhandel sowie den Bedingungen der Vergütungsprogramme“ veräußert worden, teilte eine Firmensprecherin gegenüber FINANCE mit. Die Transaktionen wurden über die Handelsplattform Xetra abgewickelt.
Morphosys-Aktie knackt Allzeithoch
Das Volumen des Aktienverkaufs lässt aufhorchen, hat der TecDax-Konzern im ersten Halbjahr 2018 doch gerade einmal 10,9 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 43,1 Millionen Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr summierte sich der Umsatz auf 66,8 Millionen Euro, bei einem Ebit-Verlust in nahezu identischer Höhe.
Investoren sehen in Morphosys riesiges Potential
Doch Morphosys hat ein besonderes Geschäftsmodell, das an der Börse zu einer Bewertung geführt hat, die von der aktuellen Umsatzentwicklung weitgehend entkoppelt ist: Die Bayern entwickeln Medikamente auf Basis von Antikörpern, unter anderem gegen Krebs und Hautkrankheiten. Die Medikamente durchlaufen verschiedene Stufen der Zulassung. Später kann Morphosys über Lizenzgebühren, Tantiemen oder Meilensteinzahlungen Umsätze generieren, die sich in den heutigen Zahlen noch nicht widerspiegeln, da ein Großteil der Arzneikandidaten noch nicht am Markt ist.
Lizensierte Morphosys früher neu entdeckte Antikörper schon in sehr frühem Stadium an Pharmakonzerne aus, versucht das Biotech inzwischen, ausgewählte Antikörper selbst bis zur Marktzulassung weiterzuentwickeln. Dies treibt zunächst die Kosten, eröffnet langfristig aber deutlich höhere Erlöspotentiale.
Dadurch ist die aktuelle Geschäftsentwicklung kein besonders guter Indikator für den künftigen Wert des Unternehmens. Die Marktkapitalisierung des Konzerns, dessen Kernstück eine weltweit führende Antikörper-Bibliothek ist, beträgt daher stolze 3,3 Milliarden Euro.
Offenbar glaubt der Markt an die Medikamentenkandidaten des TecDax-Unternehmens: Der Börsenwert von Morphosys hat sich in den vergangenen zwei Jahren fast verdreifacht. Im September 2016 war eine Morphosys-Aktie noch 36 Euro wert, jetzt notiert das Papier bei 105 Euro.
FINANCE-Köpfe
Morphosys-CFO Jens Holstein löst Wandelanleihen ein
Es ist diese starke Aktien-Performance, von der auch CFO Holstein profitiert, denn zu seinem Vergütungspaket zählt neben der Festvergütung auch die Vergütung über Wandelschuldverschreibungen.
Das Wandelanleihen-Programm wurde Anfang 2013 aufgesetzt. Der seit 2011 amtierende Finanzchef kann – bei guter Kursentwicklung – die Bonds zu festgelegten Zeiträumen in Aktien des Konzerns eintauschen und diese dann am Markt verkaufen. Das ist lukrativ: Der Ausübungspreis lag bei dem jüngst verkauften Paket bei 31,88 Euro, was in etwa dem Aktienkurs von Anfang 2013 entspricht. Veräußert hat der CFO die Wertpapiere nun für 105 Euro.
Laut Halbjahresbericht 2018 besaß CFO Holstein Ende Juni etwas mehr als 60.000 solcher Wandelschuldverschreibungen. Davon dürfte auch nach dem nun erfolgten Verkauf noch mehr als die Hälfte übrig sein.
Info
Sie wollen mehr über Vita und Werdegang des Morphosys-CFOs erfahren? Dann werfen Sie einen Blick in das FINANCE-Köpfe-Profil von Jens Holstein.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.