Der Mannheimer Baukonzern Bilfinger geht Vorwürfen über einen möglichen Compliance-Vorfall in Brasilien nach. Wie das Unternehmen mitteilte, habe man im vergangenen Jahr interne Hinweise auf mögliche Verstöße gegen Compliance-Regeln bei der brasilianischen Tochter Mauell erhalten. Die Wirtschaftsprüfer von EY seien bereits mit der Datensicherung in Deutschland und Brasilien beauftragt worden, die Prüfer von Deloitte sowie eine brasilianische Anwaltskanzlei sollen nun den Verdacht über die Zahlung von Bestechungsgeldern weiter aufklären.
An wen in welcher Höhe Zahlungen geflossen sind, sei nach dem aktuellen Stand der internen Ermittlungen noch nicht bekannt, heißt es bei Bilfinger. Grundlage der Vorwürfe sei jedoch ein Auftrag in Höhe von 6 Millionen Euro, der die Lieferung von Monitorwänden und der dazugehörigen Software in mehreren brasilianischen Großstädten umfasst.
Höhe der möglichen Schmiergelder ist noch unklar
Die „Bild am Sonntag“ hatte den Vorfall mit der Fußball-WM in Brasilien in Verbindung gebracht. Dem Blatt zufolge soll Bilfinger für die Software knapp 3 Millionen Euro gezahlt, den Brasilianern jedoch 25 Millionen Euro berechnet haben, wodurch insgesamt mehr als 20 Millionen Euro an Schmiergeldern geflossen sein sollen.
Zudem brachte die Zeitung den damaligen Vorstand Roland Koch mit den Vorwürfen in Verbindung, da laut Bild-Informationen der Vorstand derartige Aufträge absegnen müsse, was Bilfinger umgehend dementierte: Aufträge in der Größenordnung von 6 Millionen Euro würden nicht im Konzernvorstand behandelt. Zudem betonte das Unternehmen, dass es sich bei der Software um eine Eigenentwicklung handle und keine IBM-Software zugekauft worden sei.
Bilfinger erwartet keinen nennenswerten Schaden
Sollte sich der nach Unternehmensangaben inzwischen „erhärtete Verdacht“ als wahr erweisen, dürften die wirtschaftlichen Folgen für den Konzern aber zunächst überschaubar bleiben: Zwar seien laut eines Unternehmenssprechers die genauen Folgen für Bilfinger auf dem brasilianischen Markt noch nicht abzusehen, da Mauell zum Konzernergebnis jedoch weniger als 0,5 Prozent beitrage, spiele der brasilianische Markt aber allenfalls eine untergeordnete Rolle.
Ob und in welcher Höhe Bilfinger in Südamerika nun mit Bußgeldern rechnen muss, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Bilfinger hatte vor gut zwei Jahren wegen eines Korruptionsfalls in Nigeria 23,3 Millionen Euro Bußgeld in den USA gezahlt.
Bilfinger hat weitaus mehr Probleme
Der Mannheimer Konzern kämpft seit geraumer Zeit mit massiven wirtschaftlichen Problemen. Im vergangenen Jahr musste der Vorstand mehrfach Gewinnwarnungen ausgeben: Bilfingers liquide Mittel schmolzen zum Ende des Geschäftsjahres 2014 von rund 650 Millionen im Vorjahr auf 400 Millionen Euro zusammen, der operative Cashflow beträgt nach 210 Millionen aus 2013 nun nur noch 65 Millionen Euro.
In der Folge reduzierte sich das Ebitda von 349 Millionen Euro auf 270 Millionen, das Ebit lag mit 7 Millionen Euro nur noch knapp im positiven Bereich. Das Konzernergebnis rutschte 2014 mit 71 Millionen Euro ins Minus. CEO Roland Koch hatte im Sommer 2014 seinen Posten aufgegeben, kurz darauf kündigte auch CFO Joachim Müller seinen Abschied für das Frühjahr 2015 an. Zum 1. April übernimmt nun Ex-ProSiebenSat.1 CFO Axel Salzmann das Finanzressort.