Im Dezember war Heinz-Joachim Neubürger dazu verurteilt worden, seinem früheren Arbeitgeber Siemens eine Rekordsumme von 15 Millionen Euro Schadensersatz zu zahlen. Nun hat der frühere Finanzvorstand Berufung gegen das Urteil des Landgericht München I eingelegt. Das bestätigte ein Sprecher des für die Berufung zuständigen Oberlandesgerichts München auf FINANCE-Nachfrage.
Nach Auffassung der Richter hatte Neubürger in seiner Funktion als Finanzvorstand durch mangelnde Kontrollen das Schmiergeldsystem bei Siemens, das zu einer der größten Korruptionsaffären überhaupt geführt hatte, unterstützt. Neubürger hatte Siemens 2006 – noch bevor die Affäre aufflog – nach acht Jahren als Finanzvorstand verlassen und war zur Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) nach London gewechselt.
Neubürger soll Rekordschadensersatz an Siemens zahlen
Anders als der CFO ist der Rest der damaligen Siemens-Führungsmannschaft mit vergleichsweise milden Schadensersatzzahlungen davon gekommen: Auf 500.000 bis 1,5 Millionen Euro belaufen sich die Beträge, die der ehemalige Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer und weitere acht Ex-Spitzenmanager bezahlen müssen. Sie hatten sich bereits Ende 2009 auf Vergleiche mit dem Gericht geeinigt. Einen Vergleich hatte Neubürger hingegen während des gesamten Verfahrens abgelehnt.
Zwar erhält Neubürger von Siemens für entgangenen Bonuszahlungen im Gegenzug 16.000 Aktien – Gegenwert etwa 1,5 Millionen Euro – sowie 200.000 Euro. Indes war von Anfang an erwartet worden, dass Neubürger das Urteil nicht akzeptieren, sondern in Berufung gehen würde. Bis das Verfahren vor dem OLG München neu aufgerollt wird, kann es allerdings noch dauern. Nun hat der frühere CFO erst einmal bis Mitte Februar Zeit, um seine Berufung zu begründen.
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