Für CFOs ist der Schuldschein nach wie vor ein interessantes kapitalmarktbasiertes Instrument. „Der Schuldscheinmarkt befindet sich in einer unverändert guten Verfassung“, sagt Hans-Werner Grunow, Geschäftsführer der auf Unternehmensfinanzierung spezialisierten Beratungsgesellschaft Capmarcon. Er ist bei den CFOs etabliert und sie bauen gerne auf das kapitalmarktnahe Instrument.
Dennoch ist das platzierte Volumen 2013 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Fragt man Banken und Berater, die an zahlreichen Schuldscheinemissionen im vergangenen Jahr beteiligt waren, wurden zwischen 8 und 9 Milliarden Euro im deutschen Schuldscheinmarkt platziert. Das genaue Emissionsvolumen ist nur sehr schwer zu beziffern, da nicht alle Transaktionen publik sind. Aber eins ist sicher: Das Emissionsvolumen 2013 lag deutlich unter dem von 2012, als es rund 12 Milliarden Euro erreichte. Auch die Anzahl der Transaktionen war rückläufig. Begaben 2012 noch rund 100 Emittenten einen Schuldschein, waren es ein Jahr später noch etwa 75.
„2012 war ein starkes Jahr, was die Aufnahme von Mitteln am Schuldscheinmarkt betraf“, sagt Christoph Zender, Leiter der Abteilung Corporate Debt Origination bei der LBBW. „Insofern verlief das Jahr 2013 vergleichsweise ruhiger als das Jahr 2012.“ Es gibt verschiedene Gründe hierfür: Zum einen ist die Innenfinanzierungskraft der Unternehmen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich besser geworden, zum anderen war der Finanzierungsbedarf der Firmen nicht mehr so groß wie in den Vorjahren. „Es haben viel weniger Unternehmen als 2012 Geld benötigt“, sagt Raoul Heßling, Director Loan Capital Markets bei der Commerzbank. „Wir hätten viel mehr platzieren können, die Investoren suchen Anlagemöglichkeiten.“
2012 wiesen zudem viele Transaktionen Einzelvolumina von mehr als 150 Millionen Euro aufwiesen. „2013 haben wir hingegen vermehrt Emissionsvolumina von 50 bis75 Millionen Euro sowie Transaktionen mit Volumina von 30 bis 50 Millionen Euro mit direktem Mittelstandshintergrund beobachtet“, sagt Zender.
2013: Französischer Konzern platziert größten Schuldschein
Trotz der rückläufigen Entwicklung am Schuldscheinmarkt hat es 2013 spannende Transaktionen gegeben. Der größte Schuldschein wurde von Zodiac Aerospace, also einem nicht-deutschen Unternehmen platziert. Der französische Luftfahrtkonzern sammelte mit einem Schuldschein 535 Millionen Euro in drei Tranchen zu drei, fünf und sieben Jahre ein. Ursprünglich wollte das Unternehmen nur 200 Millionen Euro platzieren.
Zodiac Aerospace ist zwar ein Einzelfall, aber zeigt doch die Entwicklung zu einer Internationalisierung des Schuldscheinmarktes. Etwa ein Drittel der Emissionen stammen inzwischen von ausländischen Firmen. „Mit 36 Prozent hatten ausländische Emittenten den höchsten Anteil am Emissionsvolumen seit Entstehung des Schuldscheinmarktes“, sagt Ingo Nolden, Co-Head of Debt Capital Markets bei der HSBC in Deutschland. Insgesamt haben der HSBC zufolge 22 ausländische Emittenten den Schuldscheinmarkt im Jahr 2013 als Finanzierungsquelle genutzt. Dazu zählen Österreicher, Schweizer, Schweden, Finnen und Niederländer. Französische Emittenten sind besonders aktiv gewesen. „Die positiven Erfahrungen der bisher am Schuldscheinmarkt aktiven ausländischen Emittenten überzeugen neue Emittenten den Markt zu nutzen“, erklärt Nolden weiter.
Wenige US-Dollar-Schuldscheine
Trotz der zunehmenden Internationalisierung des Schuldscheins ist der Euro nach wie vor noch die Standard-Währung. Der BayernLB zufolge dominiert der Euro die Emissionswährungen mit einem Anteil von mehr als 95 Prozent. Auch wenn andere Währungen wie Schweizer Franken oder Pfund Sterling einen exotischen Charakter haben, sind sie möglich.
Eine Schuldscheintranche in US-Dollar zu platzieren, wird für CFOs ebenfalls spannender. So hat beispielsweise die Software AG im vergangenen Jahr einen Schuldschein in zwei Tranchen platziert und damit 250 Millionen Euro und 65 Millionen US-Dollar eingesammelt. „Es sind – wie schon im Jahr 2012 – vermehrt US-Dollar-Tranchen zu beobachten“, sagt Nolden von der HSBC. Vor 2012 wurden ihm zufolge keine Schuldschein-Transaktionen in US-Dollar emittiert. „Für Unternehmen, die US-Dollar benötigen, ist der Schuldschein sehr komfortabel“, sagt Heßling von der Commerzbank. „Über ein US Private Placement bekommen CFOs zwar längere Laufzeiten und mitunter auch bessere Konditionen, aber die Dokumentation ist auch deutlich komplexer und enthält mehrere Covenants.“
Auch auf Investorenseite wird der Schuldschein internationaler. „Aktuell besteht sehr starkes Interesse von asiatischen Banken aus China, Taiwan und Hong Kong“, erklärt die BayernLB gegenüber FINANCE. Daneben bestünde verstärktes Interesse französischer Versicherungen und Banken. Das Interesse aus Österreich würde hingegen sinken.
Der Schuldscheinmarkt ist seit 2008 sowohl für Unternehmen als auch für Investoren attraktiver geworden. Das macht sich auch bei den Arrangeuren bemerkbar, die an der steigenden Attraktivität des Marktes partizipieren wollen. „Man sieht inzwischen neue Spieler am Schuldscheinmarkt, die vor drei oder vier Jahren noch nicht mit dabei waren“, sagt Grunow von Capmarcon. Thomson Reuters zufolge finden sich beispielsweise die niederländische Bank ING sowie die schwedische SEB zum ersten Mal in den League Tables.
Info
Wie es in diesem Jahr am Schuldscheinmarkt weitergehen wird, lesen Sie in Teil 2: Ausblick auf den Schuldscheinmarkt 2014.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.