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Bankkredite für Start-ups: Aufstieg in die nächste Finanzierungsliga

Auch Zalando begann als Internet-Startup. Nun konnte sich das Unternehmen ertsmals einen Bankenkredit sichern.
Zalando

Das erste Problem ist die Idee. Das zweite sind die Finanzen. Ein Start-up mit erfolgreichem Geschäftsmodell zu gründen und zu finanzieren, erfordert Planung und Kreativität. Erstes Geld  liefern meist Venture-Capital-Geber oder Business Angels. Ist das Geschäftsmodell tragfähig, kommt eine Fremdkapitalfinanzierung von Bankenseite in Betracht. Dies kommt einem Ritterschlag gleich, sagt Walter Schiller von der Start-up-Beratung Merkur, „da ein Unternehmen für eine Bankenfinanzierung schon sehr kreditwürdig sein muss.“

Aktuelles Beispiel ist das E-Commerce-Start-up Zalando. Knapp vier Jahre nach Gründung des Unternehmens sicherte sich Zalando eine langfristige Fremdkapitalfinanzierung von der Commerzbank, der KfW Bankengruppe und der Sparkasse Mittelthüringen. Zalando sei jedoch kein Einzelfall, berichtet Michael Schmid, der bei der Commerzbank für Mittelstandskredite verantwortlich ist. Andere Unternehmen kommunizierten allerdings weniger offen über Ihre Finanzierungen.

Keine Sonderbehandlung für Start-ups

In der ersten Lebensphase eines Start-ups mögen noch Business Angels ihre schützende Hand über das junge Unternehmen halten, die nicht nur Geld geben, sondern auch beraten. Möchte ein junges Unternehmen jedoch einen Bankenkredit an Land ziehen, gibt es keine Sonderbehandlung: „Unsere Risikoanalysemethoden haben sich bewährt und gelten für alle Kunden.  Kleine wie große  Firmen müssen daher bestimmte Kriterien erfüllen“, betont Schmid. Ein bekannter Name sei kein Vorteil, wichtig seien nur „vernünftige Zahlen und ein überzeugendes Gesamtbild“.

Zalando gilt in der Branche als verschwiegen, nur der Umsatz ist bekannt. Er hat sich von 2010 auf 2011 mehr als verdreifacht auf 510 Millionen Euro. „Allgemein vergeben wir Mittelstandskredite ab einem Geschäftsumsatz von 2,5 Millionen Euro“, sagt Schmid. Doch der Umsatz allein reicht nicht. Vielmehr kommt es auf die „Relation der Unternehmenskennzahlen“ an,  sagt KfW-Sprecher Wolfram Schweickhardt gegenüber FINANCE. Im Idealfall sollte das betreffende Unternehmen bereits mehr einnehmen als ausgeben: „Wir sehen es schon gern, dass die Gewinnschwelle erreicht ist“, bestätigt Schmid. Zudem seien ein solider Cash Flow und ein nachhaltiges Geschäftsmodell entscheidend.

Zalando als Wegweiser?

Schweickhardt betont darüber hinaus die Wichtigkeit von Sicherheiten: „Gründungsfinanzierungen sind immer schwierig, weil die Erfahrungswerte fehlen.“ Bürgschaften oder ein zahlungskräftiger Mutterkonzern sind empfehlenswert, und auch Privatvermögen oder Immobilien sind von den Banken gern gesehen. Doch Start-up-Gründer können derartige Sicherheiten häufig noch nicht vorweisen. Teils zähle belastbares Vermögen bei der Kreditentscheidung mehr als das Geschäftsmodell, sagt Jan Seeger von der Unternehmensberatung FORENSIKA: „Ohne Sicherheiten geht gar nichts. Banken brauchen Historie. Deshalb müssen Start-ups erst mit einigen Abschlüssen nachweisen, dass ihr Geschäftsmodell tragfähig ist.“ Dies erfordere in der Regel mindestens zwei bis drei Jahre.

Nach der Finanzkrise waren die Banken zunächst allgemein vorsichtiger bei der Kreditvergabe, vor allem bei riskanteren Finanzierungen wie Start-up-Krediten. Im Zuge der Basel III-Reformen sei es für Start-ups noch schwieriger geworden, sich Bankenkredite zu sichern, beobachtete Walter Schiller. Die Zalando-Finanzierung kann möglicherweise als ein Zeichen für Entspannung gedeutet werden: „Das könnte durchaus eine Orientierungshilfe für andere Unternehmen sein.“

alina.bartscher[at]finance-magazin.de