Im ersten Quartal haben weniger Emittenten den Green-Bond-Markt angezapft als erwartet. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Ratingagentur Moody’s hervor. Insgesamt wurden weltweit grüne Anleihen über 30,4 Milliarden US-Dollar platziert. Das entspricht einem Rückgang von rund 11,5 Prozent im Vergleich zum Auftaktquartal des vergangenen Jahres.
Das Volumen lag damit um die Hälfte unter dem quartalsweisen Durchschnittswert, der notwendig wäre, um das von Moody’s erwartete Gesamtvolumen von 250 Milliarden Dollar in diesem Jahr zu erreichen. Moody’s glaubt, dass das schwache Auftaktquartal noch keine Signalwirkung für ein Ende des grünen Finanzierungsbooms hat. Im Gegenteil: Das Marktvolumen dürfte schnell wieder anziehen. Erste Anzeichen dafür lieferte bereits der letzte Monat des Quartals: Im März 2018 lag das Emissionsvolumen sogar leicht über dem Vorjahreswert.
Der Anteil der Corporate-Emittenten hielt sich stabil und lag nur wenige Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert: Rund ein Viertel des Volumens ging auf Unternehmensanleihen zurück. Auch ein deutscher Emittent zapfte den Markt an: Der Windturbinenhersteller Nordex refinanzierte einen Green Schuldschein zum Jahresbeginn mit einer grünen Anleihe.
Nicht nur grün: Social und Sustainable Bonds im Kommen
Die Ratingagentur sieht den Hauptgrund für die Flaute bei den Green Bonds darin, dass auch die Emissionszahlen herkömmlicher Anleihen zum Jahresstart rückläufig waren. Eine weitere Erklärung für das geringer ausgefallene Volumen könnte laut Moody’s in einer Weiterentwicklung des Marktes liegen. Je nach Verwendungszweck der neuen Papiere wird immer stärker differenziert. Mittlerweile gibt es auch sogenannte Social und Sustainable Bonds, die nicht in den Green-Bond-Statistiken auftauchen.
Neben einer Differenzierung im Hinblick auf den Verwendungszweck geht auch die Entwicklung bei den Finanzierungsinstrumenten weiter. Der Markt für Green Loans ist zwar nach wie vor deutlich kleiner als der Green-Bond-Markt, doch Moody’s rechnet damit, dass dort der Wachstumstrend der vergangenen Jahre weiter anhalten wird. Die Marktzahlen dazu variieren je nach Quelle deutlich. Die Agentur schätzt, dass 2017 weltweit Green Loans über rund 43 Milliarden Dollar begeben wurden, gegenüber neu emittierten Green Bonds mit einem Volumen von 161 Milliarden Dollar. Das Wachstum der Green Loans ist langsam, aber deutlich: 2013 waren es nur 11 Milliarden Dollar gewesen.
Mittlerweile gibt es auch sogenannte Social und Sustainable Bonds, die nicht in den Green-Bond-Statistiken auftauchen.
Grüne Schuldscheine bleiben eine Randerscheinung
Und in der Nische der grünen Papiere gibt es noch weitere Nischenmärkte: Als besondere deutsche Eigenheit haben sich seit rund zwei Jahren grüne Schuldscheine etabliert, auch wenn die Anzahl dieser Transaktionen nach wie vor überschaubar ist. Jüngst platzierte beispielsweise der österreichische Energieversorger Verbund einen grünen Schuldschein.
Noch in den Kinderschuhen steckt die Verbreitung sogenannter Positive Incentive Loans. Anders als bei Green Bonds geht es bei diesen Krediten nicht um einen konkreten „grünen“ Verwendungszweck. Stattdessen wollen Banken die Unternehmen dazu bringen, ihr gesamtes Geschäft nachhaltiger aufzustellen. Der Zinssatz dieser Kredite ist an das Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen gekoppelt. Mehr über diese neue Finanzierungsform können Sie bei der FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer nachlesen.
Green Loans sollen stärker standardisiert werden
Insgesamt geht bei grünen Finanzierungen der Trend zu mehr Standardisierung weiter. Gerade dem Markt für grüne Kredite könnten klarere Marktstandards laut Moody’s neuen Schwung geben. Die Loan Market Association (LMA) hat im März dieses Jahres die sogenannten „Green Loan Principles“ herausgegeben. Angelehnt an die Green Bond Principles der International Capital Market Association hat die LMA einen Leitfaden geschaffen, um zum Beispiel in Sachen Reporting oder Verwendung der Mittel für ein einheitlicheres Format zu sorgen.
Gerade dem Markt für grüne Kredite könnten klarere Marktstandards laut Moody’s neuen Schwung geben.
Auch die EU bemüht sich, durch stärkere Standardisierung mehr Investorengelder in den Markt für grüne Finanzierungen zu leiten. Die EU-Kommission hat dazu im März einen von Experten erarbeiteten Aktionsplan vorgelegt.
Ein Bestandteil davon ist die Entwicklung einheitlicher Green-Bond-Standards. Der Entwurf orientiert sich an den freiwilligen Green Bond Principles und soll mehr Vergleichbarkeit im Markt schaffen. Bis die Vorgaben allerdings wirklich verpflichtend werden, wird noch Zeit vergehen. Erst im nächsten Jahr wird die Expertengruppe weitere Details zu den Green-Bond-Standards bekanntgeben.
antonia.koegler[at]finance-magazin.de
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.