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Friedola kämpft jetzt mit den Banken

Friedola restrukturiert seine Mittelstandsanleihe. Um die Liquidität weiter zu entlasten, trennt sich das Unternehmen von seiner Planschbecken-Marke Wehncke.
Digital Vision / Thinkstock / Getty Images

Friedola Gebr. Holzapfel hat eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Sanierung genommen: Die Gläubiger der 13-Millionen-Euro-Mittelstandsanleihe stimmen dem Restrukturierungskonzept mit großer Mehrheit zu und akzeptieren damit tiefe Einschnitte. Das teilte das schwer angeschlagene nordhessische Familienunternehmen heute morgen mit.

Zum einen wird die Laufzeit der Mittelstandsanleihe um drei Jahre bis 2020 verlängert. Zum anderen konnte Friedola die Anleihegläubiger von einem Zinsverzicht überzeugen: Der Kupon von 7,25 Prozent wird für 2016 und 2017 jeweils auf 1 Prozent sowie für 2018 auf 2 Prozent reduziert. 2019 und 2020 will Friedola dann wieder den ursprünglich angesetzten Kupon zahlen.

Widersprüche wurden bei der gestrigen Gläubigerversammlung nicht eingelegt. Friedola rechnet deshalb damit, den Beschluss schon im Dezember umsetzen zu können. Die Beratungsgesellschaft Roland Berger hatte das Anfang September vorgelegte Restrukturierungskonzept kürzlich abgesegnet.

Banken können Sanierung noch gefährden

Die erste Gläubigerversammlung am 1. Oktober war gescheitert, das erforderliche Quorum von 50 Prozent der ausstehenden Anleihen wurde nicht erreicht. Bei Restrukturierungen von Mittelstandsanleihen ist das die Regel. Im Vorfeld der zweiten Versammlung, bei der die Anwesenheit von 25 Prozent der Stimmberechtigten notwendig ist, hatte Friedola den Druck auf die Gläubiger noch einmal erhöht: Im Falle eines Scheitern der Sanierung könnten sie wohl nur mit einer Insolvenzquote von 7 Prozent rechnen.

Völlig abgewendet ist die Gefahr der Insolvenz noch nicht. Nun muss Friedola auch die Hausbanken überzeugen, ihren Beitrag zur Sanierung zu leisten: Bis Ende 2018 sollen die Banken auf eine Tilgung ihrer Forderungen verzichten, heißt es im Rettungskonzept. Man befinde sich noch in Verhandlungen, ist dazu aus dem Unternehmen zu hören.

Eine Stillhalteabkommen wäre dringend notwendig, um die Liquidität zu entlasten: Friedola wies für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2014/2015 liquide Mittel von gerade einmal rund 29.000 Euro aus. Demgegenüber stehen Bankkredite in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro. Etwa die Hälfte davon sind nach FINANCE-Informationen kurzlaufende Kontokorrentkonten, die andere Hälfte hat Laufzeiten bis zu fünf Jahren.

Gläubiger der Mittelstandsanleihe fordern Besicherung

Auch die Verhandlungen mit den Gläubigern der Mittelstandsanleihe sind noch nicht abgeschlossen – auch wenn die Zustimmung seit gestern steht: Der gemeinsame Vertreter der Gläubiger, Frank Günther von One Square Advisors, will nach FINANCE-Informationen noch ein Besicherungskonzept aushandeln. Dafür könnten etwa Immobilien herangezogen werden, die allerdings zum Teil schon für Bankverbindlichkeiten als Besicherung dienen.

Außerdem hatte das Familienunternehmen bereits im September bei der Vorstellung des Konzepts angekündigt, die Gläubiger für ihre Zugeständnisse zu kompensieren. Ab 2020 soll es eine Art Ergebnisbeteiligung geben. Details bleibt Friedola aber weiterhin schuldig. Es gebe bereits Ideen, man halte aber nicht viel von Ankündigungen zum jetzigen Zeitpunkt, hieß es dazu aus dem Unternehmen.

Verkäufe, Personalabbau, neue Strategie: Friedola muss Liquidität stärken

Ob und wie hoch die Kompensation tatsächlich ausfallen wird, wird vor allem davon abhängen, ob der Turnaround im operativen Geschäft endlich gelingt. Friedola hat nun diverse Maßnahmen angestoßen, die vor allem die angespannte Liquiditätslage verbessern soll. Dazu gehören vor allem Personalabbau, ein neues Lager- und Logistikkonzept, besseres Working Capital Management und eine stärkere Fokussierung auf Eigenfertigung. Darüber hinaus läuft der Verkaufsprozess für die Marken Bema (Schwimmflügel) und Wehncke (Planschbecken, Whirlpools).

Mit diesen Maßnahmen will Friedola bis 2019 ein Ebitda von 4,6 Millionen Euro erwirtschaften und den Verschuldungsgrad auf 3,7x mal drücken. Derzeit liegt er deutlich mehr als doppelt so hoch. Für das Ende Juli abgelaufene Geschäftsjahr 2014/2015 hat Friedola noch keinen Zahlen vorgelegt, das soll in den kommenden Wochen folgen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Mehr zur aktuellen Lage am Mini-Bondmarkt erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.