Der Schuldscheinmarkt kehrt zu seinen deutschen Wurzeln zurück. Das Emissionsvolumen aller in Deutschland emittierten Schuldscheine sinkt Daten von Thomson Reuters zufolge in den ersten sechs Monaten deutlich. Gleichzeitig steigt aber der Anteil deutscher Emittenten im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum deutlich an.
Der Schuldscheinmarkt in Deutschland zeigt ein zweiteiliges Bild. Das zeigen Daten von Thomson Reuters. Zum einen ist das Emissionsvolumen aller in Deutschland emittierten Schuldscheine um rund 40 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode auf 2,04 Milliarden Euro zurückgegangen. Gleichzeitig ist aber der Anteil deutscher Schuldscheine, d.h. von deutschen Emittenten in Euro platzierte Papiere, am gesamten Emissionsvolumen gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 um zwei Drittel gestiegen. Damit scheint der Schuldscheinmarkt 2013 wieder zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Denn dieser Finanzierungsbaustein ist in seiner ursprünglichen Form ein typisch deutsches Instrument. Im vergangenen Jahr war der Schuldschein aber auch international immer angesagter – sowohl für Emittenten, als auch für Investoren. Konzerne wie Strabag und Voestalpine (beide Österreich) sowie Heineken (Belgien), Lafarge (Frankreich) und Lonza (Schweiz) haben dieses Instrument im vergangenen Jahr zur Finanzierung genutzt. Dieses Jahr dreht sich diese Entwicklung offensichtlich wieder. Thomson Reuters zufolge wurde lediglich ein Drittel der Schuldscheine, d.h. 1,01 Milliarden Euro) des Emissionsvolumens außerhalb Deutschlands emittiert.
Schuldscheinmarkt sinkt global um die Hälfte
Daher ist es auch nicht überraschend, dass der Schuldscheinmarkt global betrachtet im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Rückschlag hinnehmen musste. Das Emissionsvolumen von Schuldscheinen weltweit beläuft sich in diesem Zeitraum auf 3,09 Milliarden Euro, was einem Einbruch von rund 50 Prozent entspricht. Auch die Anzahl an abgeschlossenen Schuldscheinemissionen ist Thomson Reuters zufolge von 52 im ersten Halbjahr 2012 auf 27 Transaktionen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gesunken. Die größte Schuldscheinemission in diesem Jahr hat der Agentur zufolge das Schiffsunternehmen Rhenus im Umfang von 350 Millionen Euro begeben.
US-Dollar-Schuldscheine selten im Markt
Auf US-Dollar lautende Schuldscheine sind immer noch sehr selten im Markt zu sehen. Nur drei Transaktionen wurden Thomson Reuters zufolge im ersten Halbjahr 2013 in US-Dollar abgeschlossen, wobei die Zahlen allerdings Ungenauigkeiten aufweisen. Denn der Schuldschein des Rohkaffeedienstleisters Neumann Kaffee Gruppe wurde nicht im Januar 2013 in Höhe von insgesamt 70 Millionen US-Dollar abgeschlossen, sondern bereits im Oktober 2012 abgeschlossen und im November 2012 ausgezahlt. Wie Peter Sielmann, Group CFO der Neumann Kaffee Gruppe, in einem Interview mit FINANCE zu Beginn dieses Jahres erklärte, war es „schwierig, mittelfristig US-Dollar-Commitments in einer Zeit zu bekommen, als die Dollarliquidität in Westeuropa begrenzt war. Wir konnten vor allem bei denjenigen Banken platzieren, die eine eigene US-Dollar-Passivseite (US-Dollar-Einlagen) halten.“
Doppelwährungsschuldscheine bekommen ebenfalls nur vereinzelt auf. Kürzlich haben die Software AG und Fromageries Bel Schuldscheine mit Euro- und US-Dollar-Tranchen emittiert. Die Software AG hat beispielsweise darüber 250 Millionen Euro und 65 Millionen US-Dollar eingesammelt. Damit hat das Softwareunternehmen aus Darmstadt das ursprünglich geplante Volumen auf insgesamt 300 Millionen Euro verdoppelt. Mit dem Emissionserlös will CFO Arnd Zinnhardt die derzeitige M&A-Strategie der Software AG finanzieren: „Wenn wir jetzt den Markt erobern, legen wir die Basis für den Cashflow der nächsten Jahre“, erklärte Zinnhardt in einem Interview mit FINANCE.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.