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„Wir wachsen schnell im Firmenkundengeschäft“

Nick Jue ist der neue Chef der Frankfurter Direktbank ING-Diba.
ING-Diba

Die ING-Diba ist in Deutschland dabei, den eigenen Marktanteil im Geschäft mit Unternehmen ab 250 Millionen Euro Umsatz pro Jahr auszubauen. Das betonte CEO Nick Jue jetzt bei einem Vortrag vor Mitgliedern des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. „Wir wachsen schnell im Firmenkundengeschäft“, sagte Jue, der seit Mai der Direktbank und Tochter der niederländischen Großbank ING vorsteht.

Diese ist mit 4.000 Mitarbeitern und 8,5 Millionen Kunden Europas größte Direktbank. Im Firmenkundengeschäft ist die Bank aber noch ein vergleichsweise kleiner Wettbewerber: 300 Mitarbeiter betreuen vom Hauptsitz in Frankfurt am Main aus rund 130 deutsche Firmenkunden, dazu kommen rund 40 bis 50 Kunden im Bereich strukturierte Projektfinanzierung. Ende 2016 lag das Kreditvolumen bei 26 Milliarden Euro.

ING-Diba will neue Firmenkundenbanker einstellen

Jue und sein Firmenkundenvorstand Joachim von Schorlemer wollen das Geschäft ausbauen, sagte der Niederländer. Dabei sei auch geplant, neue Firmenkundenbanker einzustellen, allerdings in moderatem Ausmaß – rund 10 bis 30 Mitarbeiter könnten im laufenden Jahr in dem Bereich dazukommen.

Bei der Wachstumsinitiative setzt Jue stark auf die Digitalisierung von Arbeitsprozessen. „Plain-Vanilla-Prozesse etwa im Zahlungsverkehr und im Cash Management müssen digital sein“, sagte der CEO.

Auf diese Art sei es möglich, den Umsatz hochzuschrauben, ohne ineffizient zu werden, führte Jue aus. Die ING-Diba ist für ihre niedrige Cost-Income-Ratio bekannt. Diese lag nach Angaben der Bank zuletzt bei 40 Prozent, im Firmenkundengeschäft sogar darunter. Die ING-Diba profitiert dabei im Gegensatz zu vielen deutschen Wettbewerbern davon, dass die niederländischen Zentrale gewisse Services übernimmt. Diese fließen nicht in die Kostenquote der Tochter ein.

Auch das Firmenkundengeschäft bald ohne feste Arbeitsplätze

In dem Vortrag vor Journalisten führte Jue seine Vorliebe für das so genannte Agile Management aus. Diese Führungsmethode zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeiter in Projektteams ohne Hierarchien in so genannten „Sprints“ über einige Wochen hinweg Ergebnisse liefern. Der Ansatz gilt als flexibler als klassische Management-Methoden.

Das Agile Management sei auch im Firmenkundengeschäft erfolgsversprechend, betonte Jue. Statt nach klassischen Hierarchien „arbeiten wir in agilen Deal-Teams“. „So können wir die Fähigkeiten von mehr Mitarbeitern einbeziehen“, weil die Teams sich nicht nach Ländern oder nach Berichtslinien richten.

Jue und seine Mitstreiter hätten sich die Organisationsmodelle von amerikanischen Tech-Unternehmen wie Netflix, Spotify, Google oder Uber angeschaut und als Vorbild für den zukünftigen Aufbau der Bank genommen. Der nächste Schritt: „Ab Weihnachten gibt es keine festen Schreibtische mehr“, kündigt Jue an – das gelte auch für ihn selbst.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

Info

Wie die anderen Banken sich aufstellen, zeigt die Themenseite Firmenkundengeschäft.