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Wöhrl-Gläubiger bekommen 10 bis 20 Prozent zurück

Das Modehaus Wöhrl bekommt einen neuen Eigentümer. Der Gründerenkel Christian Greiner übernimmt. Die Anleihegläubiger tragen hohe Verluste.
kurmyshov/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Suche nach einem neuen Eigentümer für das insolvente Modehaus Wöhrl hat ein bemerkenswertes Ende gefunden: Den Zuschlag bei dem strukturierten Investorenprozess bekam Christian Greiner, der Sohn von Hans Rudolf Wöhrl und Enkel des Firmengründers Rudolph Wöhrl. Die Gläubigerversammlung hat dem Verkauf zugestimmt. Aus dem Kaufpreis, der nicht öffentlich bekannt ist, sollen alle Gläubiger des Unternehmens „aus heutiger Sicht“ 10 bis 20 Prozent ihrer Investments zurückerhalten. Wie viel genau, dürfte erst klar werden, wenn der Verkaufsprozess abgeschlossen ist.

Die größte Gläubigergruppe des Modeunternehmens sind die Inhaber der 30 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe, die eigentlich noch bis 2018 läuft und mit 6,5 Prozent verzinst werden sollte. Im jüngsten verfügbaren Finanzbericht wurden die Finanzverbindlichkeiten des Unternehmens insgesamt auf 42,7 Millionen Euro beziffert. Neben der Anleihe sind darin Bankkredite, Gesellschafterdarlehen und Mezzanine-Kapital enthalten.

Bereits seit dem vergangenen September, als sich Wöhrl in das Schutzschirmverfahren flüchtete, mussten die Bondholder mit massiven Verlusten rechnen. Wöhrl reihte sich damit in die Serie der prominenten Pleitefälle am Markt für Mittelstandsanleihen ein, die vor allem im vergangenen Jahr tobte. Vor Wöhrl gerieten auch schon andere Bond-Emittenten aus der Modebranche wie Steilmann, Strenesse, René Lezard oder Rena Lange in Schieflage. Die Wöhrl-Familie hatte zu Beginn der Investorensuche ihre Bereitschaft bekundet, ihren Mehrheitsanteil abzugeben.

Gründerenkel Christian Greiner will Wöhrl-Sanierungskurs fortführen

Der neue Wöhrl-Besitzer Christian Greiner ist kein Neuling in der Modebrache. Der 38-Jährige ist seit 2011 Vorstand für Einkauf, Verkauf und Marketing bei dem Münchener Modehändler Ludwig Beck. In dieses Unternehmen ist die Familie Wöhrl ebenfalls investiert. Auch bei Wöhrl war Greiner früher schon einmal tätig.

Dort will er den vom bisherigen Vorstand eingeschlagenen Sanierungskurs weiter verfolgen, teilte das Unternehmen mit. Dabei sollen keine weiteren Filialen geschlossen werden und wohl auch keine Arbeitsplätze mehr wegfallen: Laut Restrukturierungsvorstand Christian Gerloff werden 95 Prozent der zum Beginn des Verfahrens bestehenden Arbeitsplätze erhalten bleiben. Gerloff soll planmäßig nach dem Ende des Insolvenzverfahrens wieder aus dem Vorstand ausscheiden. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Mach, der vor kurzem auf den Gründerenkel Olivier Wöhrl folgte, soll auch weiterhin das Unternehmen führen.

Wöhrl offen für Co-Investoren aus der Familie

Für die weitere Neuausrichtung wird Christian Greiner auch neue finanzielle Mittel zur Verfügung stellen – Mittel, die vor Eintritt in das Schutzschirmverfahren von der Eigentümerfamilie offenbar nicht mobilisiert werden konnten. Auch die Aufnahme weiterer Mitgesellschafter ist nicht ausgeschlossen: „Die Aufnahme von Co-Investoren aus der Familie und der Branche ist denkbar“, sagt der neue Eigentümer.

Für Wöhrl ist der nächste Schritt des Verfahrens nun, den Insolvenzplan fertigzustellen und von den Gläubigern und dem zuständigen Gericht genehmigen zu lassen. Anfang März soll das Unternehmen dann an Christian Greiner übertragen werden. Berater der Verkäuferseite war das Münchener Corporate-Finance-Haus Goetzpartners.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Die Liste der Pleitefälle und Krisenherde ist lang: Wer kämpft und wer gekämpft hat, lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.