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Biontech mandatiert angeblich US-Banken für IPO

Der Nasdaq ist für Bio-Tech-Unternehmen noch immer die erste Adresse. Gerüchten zufolge haben die Mainzer von Biontech JP Morgan und die Bank of America beauftragt den IPO an der New Yorker Tech-Börse vorzubereiten.
BioNTech

Biontech, der große Star der deutschen Biotech-Szene, soll offenbar zwei amerikanische Banken beauftragt haben, einen Börsengang an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq vorzubereiten, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insiderinformationen. Demnach soll es sich um die Bank of America und JP Morgan handeln.

Als Zeitrahmen nennt Reuters das vierte Quartal 2019 bis Jahresanfang 2020. Mit dem IPO könnte das Mainzer Unternehmen bis zu 800 Millionen Dollar an frischem Kapital einsammeln, heißt es weiter. Biontech könnte mit etwa 4 Milliarden Dollar bewertet werden. Das Emissionsvolumen entspräche fast dem dreifachen dessen, was das Unternehmen in seiner Serie-A-Finanzierungsrunde Anfang 2018 einsammelte (270 Millionen Dollar). Es war die bisher größten Finanzierungsrunde einer deutschen Biotechfirma. Damals war das Unternehmen mit 2,3 Milliarden Dollar bewertet worden.

Die 2008 gegründete Biontech ist nach eigenen Angaben das größte nicht börsennotierte biopharmazeutische Unternehmen Europas. Der Schwerpunkt von Biontech, die inzwischen rund 850 Mitarbeiter beschäftigt, liegt auf personalisierten Immuntherapien vor allem gegen Krebs, aber auch anderen Krankheiten. Zu den wichtigsten Konkurrenten gehören die von SAP-Gründer Dietmar Hopp finanzierte Curevac aus Tübingen und das US-Unternehmen Moderna Therapeutics.

Über Biontech-IPO wird schon länger spekuliert

Auf FINANCE-Nachfrage äußerte sich ein Biontech-Sprecher zurückhaltend: „Bei den Meldungen handelt es sich um Gerüchte. Biontech hat verschiedene Finanzierungsformen im Blick, der Börsengang ist eine davon.“

Über einen möglichen Börsengang von Biontec wird aber schon seit längerem spekuliert. Bereits im Zuge der Serie-A-Finanzierung im Januar 2018 wurden verschiedene US-Investoren ins Boot geholt. Zu den Kapitalgebern zählten damals das auf das Gesundheitswesen spezialisierte Private-Equity-Haus Redmile Group als Hauptinvestor sowie weitere US-Investoren wie Janus Henderson, Invus und Fidelity. Das „Handelsblatt“ berichtete damals, die Ratio dahinter sei, auf diese Art den Börsengang in den USA ein Stück weit vorzubereiten.

Inzwischen ist Biontech auch für große Pharmakonzerne attraktiv geworden: Anfang des Jahres hat die französische Sanofi ihre 2015 gestartete Kooperation mit Biontech erweitert und rund 80 Millionen Euro in das Mainzer Unternehmen investiert. Biontech kooperiert darüber hinaus bereits unter anderem mit Pfizer, der Roche-Tochter Genentech und Bayer.

Biontech-Konkurrent Moderna mit 7 Milliarden bewertet

In den vergangenen Monaten kam Bewegung in die Biotech-Branche. Erst im Dezember ist der US-Konkurrent von Biontech, Moderna, an die New Yorker Tech-Börse Nasdaq gegangen. Das Unternehmen sammelte rund 600 Millionen Dollar ein und wurde mit 7 Milliarden Dollar bewertet. Es war der bis dato größte Biotech-Börsengang dieses Jahres.

Und auch der Tübinger Konkurrent Curevac liebäugelt mit einem IPO, sagte Dietmar Hopp vor wenigen Tagen in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ – und offenbarte dabei eine weitere Parallele: „Der Börsengang wird am Ende nicht in Deutschland, sondern in Amerika stattfinden.“ Dass die Nasdaq nach wie vor alternativlos für Biotechs ist, liegt seiner Meinung nach daran, dass in Deutschland nur sehr wenige Menschen bereit seien, Risikokapital für Biotech-Firmen zur Verfügung zu stellen.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de