Die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH hat wieder im Dim-Sum-Markt zugeschlagen: Als einziges Unternehmen hat BSH zwei Anleihen in sechs Tranchen außerhalb Festlandchinas platziert. Im Juli dieses Jahres platzierte BSH einen Offshore-Bond mit der bislang längsten Laufzeit einer Corporate-Anleihe über zehn Jahre. Bereits im September 2011 hatte der Hausgerätehersteller eine Offshore-Renminbi-Anleihe mit dem bis dato größten Volumen begeben. „Wir können nun eine ordentliche Zinsstrukturkurve aufzeigen, wenn wir die Laufzeiten unserer ersten Emission dazu nehmen“, sagt Kai Schrickel, Group Treasurer des Münchener Unternehmens. „Das hat bislang keiner außer den chinesischen Staatsbanken.“ Im Sommer dieses Jahres hat der Konzern eine Anleihe in drei Tranchen über insgesamt 1,25 Milliarden Yuan (rund 150 Millionen Euro) platziert. Die zweieinhalbjährige Tranche über 300 Millionen Yuan (rund 37 Millionen Euro) hat einen Kupon von 2,9 Prozent. Die fünfjährige Tranche über 800 Millionen Yuan (rund 98 Millionen Euro) wird mit 3,8 Prozent verzinst, die zehnjährige über 150 Millionen Yuan (rund 18 Millionen Euro) mit 4,375 Prozent. Bookrunners waren Citi, Commerzbank und Deutsche Bank.
Anderer Ansatz als bei der Premiere 2011
Diesmal war der Prozess für das BSH-Team, das neben Kai Schrickel noch Ulrike Kümmerle (Head of Subsidiary Finance) und Andreas Stolzenburg (Head of Corporate Finance und M&A) umfasst, jedoch deutlich entspannter als bei der ersten Transaktion, da sie auf ihre Erfahrungen aufbauen konnten. Die Dokumentation musste „nur“ noch aktualisiert werden. Und es gab einige Neuerungen, die bewusst als Lehre aus der ersten Transaktion gezogen wurden. BSH ist diesmal einen anderen Ansatz gefahren als bei der Premiere 2011. „Wir haben Volumen und Laufzeiten des Bonds bis kurz vor der Platzierung offengelassen“ sagt Schrickel. „Sobald man sich festlegt und alles bei den chinesischen Behörden registriert ist, ist man nicht mehr flexibel.“ Dieses Vorgehen habe die Banken zwar überrascht, doch so konnte das Unternehmen prüfen, was im Markt möglich war und welche Laufzeiten am besten zur Zinsstrukturkurve passten. „Auf die Zahl der Anleihen hatten wir uns zunächst nicht festgelegt, das hat sich dann so ergeben“, sagt Schrickel. Die nächste Besonderheit: „Das letzte Mal hatten wir vor der Platzierung eine Genehmigung der chinesischen Banken in der Tasche. Das hat 2011 den Druck deutlich erhöht, denn solche Genehmigungen muss man erfüllen, sonst riskiert man einen erneuten Genehmigungsprozess“, ergänzt Ulrike Kümmerle. Dieses Mal kam die Genehmigung erstmals nach der Platzierung und war deutlich leichter, da sich die Regeln dazu in China sehr vereinfacht hatten. Das Mehr an Flexibilität nahm Druck aus dem Prozess.
„Unsere Strategie ist aufgegangen“, sagt Schrickel. „57 Prozent der Summe bei den 2,5 Jahren ist in dieser Transaktion an europäische Investoren gegangen.“ Die zehnjährige Tranche hat BSH taiwanesischen Versicherern und anderen langfristig orientierten Anlegern separat angeboten. Damit konnte der Hausgerätehersteller seine Investorenbasis in Asien noch verbreitern.
Bald ein Frequent Issuer?
Der Dim-Sum-Markt sei allerdings noch kein „vollkommener Markt“, sagt Schrickel. „Man weiß nicht, bei welchem Volumen, Laufzeiten und Konditionen man landet.“ In Europa sei es leichter abzuschätzen, was der Markt hergibt. „Es ist immer wieder ein Abenteuer. Es ist spannend bis zum letzten Moment, aber es ist machbar“, sagt der Group Treasurer abschließend. Insgesamt werde der Markt aber immer professioneller. Die Anzahl der Investoren hat sich deutlich erhöht. Und für BSH kommen ab 2014 die ersten Fälligkeiten. „Wenn sich der Markt so weiter entwickelt, werden wir dort noch zum Frequent Issuer“, prognostiziert Schrickel.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.