Knapp einen Monat stand die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Auden ohne Aufsichtsrat da. Jetzt hat das Amtsgericht Potsdam drei Mitglieder in das Kontrollgremium berufen. Die Auden-Aktionäre Manuela Tränkel und Volker Glaser sowie Christian Frenko, Mitgründer des Finanzinvestors, nehmen ihre Ämter bereits wahr, wie der Finanzinvestor am gestrigen Dienstag Abend mitteilte.
Die gerichtliche Bestellung der Kontrolleure war notwendig geworden, weil der gesamte Auden-Aufsichtsrat Anfang August zurückgetreten war. Eine Erklärung für diesen höchst ungewöhnlichen Schritt ist der Start-up-Investor bis heute schuldig geblieben.
Der Rücktritt des Kontrollgremiums war nur die Spitze des Eisbergs. Bei Auden herrscht bereits seit Wochen Chaos: Der Wagniskapitalgeber hatte innerhalb eines guten Monats drei verschiedene Vorstände, Gerüchte um Liquiditätsprobleme machten die Runde, zudem herrscht Verwirrung um eine Kapitalerhöhung aus dem vergangenen Dezember.
Aktivistischer Investor setzt sich bei Auden durch
Der Gerichtsentscheidung ging deshalb auch ein Streit zwischen Auden-Anteilseigner und Vertretern des Unternehmens vorweg: Die Gesellschaft hatte neben Frenko den Investmentanalysten Alexander Wegner und den BWL-Professor Dieter Benatzky für den Aufsichtsrat vorgeschlagen.
Eine Gruppe von Aktionären um den aktivistischen Investor Ecolutions Management wollte dagegen die ehemalige Fondsmanagerin Manuela Tränkel, den Rechtswissenschaftler und IR-Profi Hans-Georg Möckesch sowie den Wirtschaftsjournalisten und Ecolutions-Geschäftsführer Volker Glaser in den Aufsichtsrat entsenden.
Der Investor hatte vor Gericht mehr Erfolg: Von seinen Kandidaten schafften zwei den Einzug in das Kontrollgremium, von Auden nur einer. Wenig überraschend wählte der dreiköpfige Aufsichtsrat daher mit Volker Glaser einen Ecolutions-Vertreter zum neuen Vorsitzenden.
Aktivist erhebt schwere Vorwürfe gegen Auden-Verantwortliche
Der aktivistische Investor erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen von Auden. So kritisiert er etwa die Kommunikation im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung. Im Dezember 2016 hatte Auden in einer Pflichtmitteilung den Anschein erweckt, bei institutionellen Investoren frisches Eigenkapital über 15,6 Millionen Euro eingeworben zu haben. Im Juli wurde dann jedoch bekannt, dass die Kapitalerhöhung damals noch nicht in trockenen Tüchern war. Laut Ecolutions könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um „eine mögliche Falschmeldung“ handelt.
Außerdem zweifelt der Investor an, dass die Auden Group GmbH tatsächlich größter Anteilseigener der Auden AG sei. Wegen der zahlreichen Ungereimtheiten wolle man das Kontrollgremium mit der AG und der Gruppe „wohlgesonnenen Personen“ besetzen, schrieb der Investor vor drei Wochen in einer Ad-hoc-Mitteilung.
Neuer Aufsichtsrat will Liquiditätssituation von Auden klären
Jetzt will der neue Aufsichtsrat aufräumen. Die Kontrolleure wollten sich nun „schnellstmöglich einen umfassenden Überblick über das Unternehmen verschaffen“, teilte Auden mit. Das betreffe vor allem die Liquiditätssituation der Gesellschaft und die Beteiligungen des Finanzinvestors. In einem weiteren Schritt solle die Vergangenheit der Gesellschaft gemeinsam mit dem ebenfalls noch neuen Alleinvorstand von Auden, Reyke Schult, aufbereitet werden.
Das Fachportal „Gründerszene“ hatte kürzlich über Liquiditätsschwierigkeiten von Auden berichtet. So habe die Beteiligungsgesellschaft nicht alle zugesagten Zahlungen an Portfoliounternehmen geleistet, schreibt das Online-Magazin unter Berufung auf Insider. Auden schulde etwa dem Zahlungsdienstleister Optiopay Geld.
Christofer Radic, Miteigentümer und bis Ende Juli CEO von Auden, hatte diese Vorwürfe gegenüber FINANCE als falsch zurückgewiesen. Er hatte zwischenzeitlich die Funktion des Chief Investment Officers übernommen, hat das Unternehmen inzwischen jedoch verlassen, wie Auden gestern mitteilte. Radic sei nicht mehr für die Gesellschaft tätig und übe keine Funktion mehr für die AG aus.
Radic hatte Auden gemeinsam mit dem neuen Aufsichtsratsmitglied Christian Frenco vor anderthalb Jahren aus dem Modelabel Kilian Kerner heraus mitgegründet.