Nach einer Kapitalerhöhung im November hat die Global Fashion Group (GFG) nun einen weiteren Schritt getan, um den Höhenflug der Aktie zum Auffüllen der Unternehmenskasse zu nutzen. Mit der Ausgabe von Wandelanleihen hat der Online-Modehändler 375 Millionen Euro eingesammelt. Den Aktionären schmeckt die erneute (potentielle) Verwässerung ihrer Anteile gar nicht: Die GFG-Aktie bricht am heutigen Donnerstag um mehr als 10 Prozent ein. Auf Jahressicht steht aber immer noch ein Plus von 730 Prozent zu Buche. Vor einem Jahr notierte die Aktie unter 2 Euro, jetzt bei 12 Euro.
Wandelanleihe war kein Durchmarsch für die GFG
Obwohl die Gewinnverwässerung die Aktie kurzfristig belastet, zeigt Analyst Volker Bosse von der Baader Bank Verständnis für den Schritt von CFO Matthew Price. Das Unternehmen müsse aus der Viruspandemie weiter Profit schlagen und schnell wachsen. Dafür braucht es eine starke finanzielle Grundlage.
Die Wandelanleihe hat eine Laufzeit von sieben Jahren und kostet das Unternehmen einen Zinssatz von 1,25 Prozent. Der Preis, ab dem die Bondholder die Anleihe in Aktien wandeln können, wurde auf 17,95 Euro festgesetzt. Zum Zeitpunkt des Closings des Deals in der vergangenen Nacht entsprach dies einer Wandelprämie von 42,5 Prozent, die wegen des Kursrückgangs inzwischen aber auf 50 Prozent angestiegen ist.
Dass die Nachfrage wohl nicht überbordend war, zeigt ein Blick auf die Angebotsspanne. Diese betrug beim Zinssatz 0,5 bis 1,25 Prozent und bei der Wandelprämie 40 bis 45 Prozent. Die GFG musste diese beiden Spannen also fast komplett ausreizen, um die Transaktion unter Dach und Fach zu bringen.
In einem Jahr glatt versechsfacht: Die Aktie der Global Fashion Group
Global Fashion Group will sich verfünffachen
Damit ist die Kasse nun aber gut gefüllt: Die Kapitalerhöhung über 120 Millionen Euro im Herbst trieb die Cash-Position zum Jahresende hoch auf 372 Millionen Euro. Durch die Wandelanleihe könnte sich die Kasse nun nahezu verdoppeln, wenngleich die GFG nach wie vor immer mal wieder einen negativen operativen Cashflow erwirtschaftet. Bereinigt um die Zuflüsse vom Kapitalmarkt verlor die GFG im vierten Quartal 30 Millionen Euro, auf Gesamtjahressicht lag der operative Cashflow allerdings schon mit 54 Millionen Euro im Plus.
Die GFG profitierte von dem pandemiebedingten Online-Boom: Währungsbereinigt wuchs der Umsatz um 15 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro, die Rohertragsmarge von 40 auf 43 Prozent. Erstmals wurde in einem ganzen Geschäftsjahr ein positives bereinigtes Ebitda erzielt, es erreichte 16,4 Millionen Euro.
Für das neue Geschäftsjahr erwartet die GFG einen weiteren Umsatzanstieg auf mindestens 1,5 Milliarden Euro und erneut ein positives bereinigtes operatives Ergebnis. Und die Ambitionen darüber hinaus sind groß: Bis Ende des Jahrzehnts will das Management das Geschäftsvolumen der Global Fashion Group sogar verfünffachen. CFO Price hat die finanziellen Weichen dafür jetzt gestellt.
