Das IT-Systemhaus Bechtle feiert sein Schuldscheindebüt. Wie das Unternehmen am heutigen Montag mitteilte, wurden mit Hilfe von BayernLB, Commerzbank und LBBW insgesamt 300 Millionen Euro am Kapitalmarkt platziert.
Aufgrund der hohen Investorennachfrage sei das Volumen um 100 Millionen Euro höher ausgefallen als ursprünglich geplant. Interessanter Randaspekt: Das Geld stammt laut Unternehmensangaben von rund 140 verschiedenen Investoren. Das sind ungewöhnlich viele für einen mittelgroßen Schuldschein, vor allem, wenn das Papier von einem Debütanten emittiert wird.
Bechtle-CEO Thomas Olemotz, der gleichzeitig auch das Finanzressort leitet, freut sich trotzdem über „sehr attraktive Konditionen“. Die einzelnen Schuldscheintranchen werden zum Teil fix und zum Teil variabel verzinst. Details zur Verzinsung nannte das Unternehmen nicht. Die durchschnittliche Laufzeit beträgt 7,5 Jahre.
Bechtle finanziert mit Schuldschein Inmac-Übernahme
Bechtle will die frischen Gelder vor allem dazu nutzen, um die jüngsten Zukäufe zu refinanzieren. Vor wenigen Tagen übernahm Bechtle BT Stemmer. Der Spezialist für Netzwerklösungen aus Bayern setzt rund 60 Millionen Euro um und beschäftigt 160 Mitarbeiter.
Diese Akquisition ist aber klein im Vergleich zu dem Zukauf, den Bechtle Anfang September gewagt hat. Der Kauf des französischen Händlers von IT-Zubehör, Inmac Wstore, ist der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte. Der Kaufpreis lag Bechtles Halbjahresbericht zufolge bei 230 Millionen Euro.
Inmac Wstore setzt jährlich rund 420 Millionen Euro um und beschäftigt über 400 Mitarbeiter. Olemotz betrachtet den Deal als wichtige Etappe bei seinem Ziel, der führende IT-E-Commerce-Anbieter in Europa zu werden und bis 2020 den Konzernumsatz auf 5 Milliarden Euro anzuheben.
Bechtles Bilanz hat Platz für Schuldschein
Mit der Konsolidierung von Inmac Wstore rückt dieses Ziel in Reichweite. Im ersten Halbjahr wuchs Bechtle beim Umsatz um 18,2 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im selben Zeitraum fast genauso stark auf 97,5 Millionen Euro zu, was einer Ebitda-Marge von rund 5 Prozent entspricht. Der Free Cashflow war nach den ersten sechs Monaten mit minus 32,6 Millionen Euro zwar weiterhin negativ, hat sich aufgrund gesunkener Investitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum aber verbessert.
Dass Bechtle zur Begleichung des Kaufpreises für Inmac eine langfristige Fremdfinanzierung benötigen würde, war bereits klar. Per Ende Juni verfügte der Konzern über eine Liquidität von rund 104 Millionen Euro plus ungenutzte Kreditlinien in Höhe von 39 Millionen Euro.
Die Bilanz lässt die Hereinnahme des vergrößerten Schuldscheins aber ohne weiteres zu: Aktuell weist Bechtle eine Nettoverschuldung von lediglich 27,7 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 56,5 Prozent aus. Über ein offizielles Kreditrating verfügt das Unternehmen nicht.