Gute Vorzeichen am Schuldscheinmarkt für 2024

Nach dem Rekordjahr 2022 ging es am Schuldscheinmarkt 2023 erwartungsgemäß wieder etwas ruhiger zu. Das emittierte Volumen lag mit 22,1 Milliarden Euro gut 25 Prozent unter dem Vorjahr (29,7 Milliarden Euro), wie das neue FINANCE-Schuldschein-Update zeigt, dass das Datenanalysehaus LSEG (früher Refinitiv) exklusiv für FINANCE aufbereitet. Auch die Anzahl der Deals war mit 105 um ein Viertel rückläufig gegenüber 2022. Damit liegt das Jahr aber dennoch über den Pandemiejahren 2020 und 2021, in denen der Markt weniger aktiv war. „Man muss bedenken, dass 2022 ganz wesentlich durch eine infolge der Verschärfung des Ukraine-Kriegs erhöhte Volatilität am Bondmarkt geprägt war. Das hat dem Schuldscheinmarkt, welcher sich in der Regel in einem deutlich ruhigeren Fahrwasser bewegt, eine nicht unerhebliche Sonderkonjunktur verschafft“, sagt Sebastian Knapp, Head of Corporate Syndicate & SSD Sales/Capital Markets bei der Helaba, die in ihrer internen Auswertung auf ein noch etwas höheres Emissionsvolumen von leicht über 25 Milliarden Euro kommt. Vor diesem Hintergrund sei das 2023 erzielte Ergebnis mehr als ordentlich und spreche für die anhaltende Beliebtheit des Instruments auf Emittenten- und Investorenseite. Schuldscheinmarkt legt guten Schlussspurt hin Vor allem im Schlussquartal 2023 ging es nochmal rege zu: 6 Milliarden Euro wurden platziert, was einem Plus von über 50 Prozent gegenüber dem vorangegangenen dritten Quartal entspricht. Bemerkenswert war laut Knapp vor allem die Transaktion des französischen Kleingeräteherstellers Groupe SEB über 650 Millionen Euro: „Nachdem aufgrund des Orpea-Restrukturierungsfalls französische Emittenten 2023 zunächst keine Rolle gespielt hatten, konnte Groupe SEB den Markt für französische Unternehmen mit einer sehr beachtlichen Transaktion wieder eröffnen. Somit steht die Tür für Transaktionen von bonitätsstarken Unternehmen aus Frankreich für das Jahr 2024 weit offen.“ Generell seien die Deals im vergangenen Jahr etwas kleinteiliger gewesen. So hatte ein Schuldschein laut Knapp 2023 ein Volumen von durchschnittlich rund 175 Millionen Euro, 2022 waren es noch zirka 190 Millionen Euro gewesen. „Das lag unter anderem daran, dass typische Bond-Kandidaten, die 2022 auf den Schuldscheinmarkt ausgewichen waren, 2023 aufgrund der relativ günstigen Finanzierungskonditionen im Corporate-Bondmarkt wieder verstärkt auf Anleihen gesetzt haben.“ Diese Emittenten platzieren in der Regel größere Volumina. Eine Besonderheit des vergangenen Jahres war nach Angaben von Knapp, dass sich die Orderbücher oftmals recht langsam aufgebaut haben. Ein Zeichen dafür, dass Investoren die Deals eingehend vorab prüfen wollten, bevor sie ihr Interesse an einer Transaktion signalisiert haben. Zudem habe es 2023 verhältnismäßig viele Club Deals gegeben: „Hier ist es so, dass sich der Investorenkreis auf wenige Interessenten beschränkt. Zudem handelt es sich dabei immer wieder auch um sogenannte Reverse Enquiries, bei denen die Investoren die Initiative ergreifen und bei den Arrangeuren ihr Interesse an einem bestimmten Schuldscheinemittenten hinterlegen“, erklärt der Helaba-Banker. Digitalisierung und Nachhaltigkeit etablieren sich Ob diese beiden Trends im neuen Jahr anhalten werden, bleibe abzuwarten. Für die Club Deal Transaktionen sei dies zumindest sehr wahrscheinlich. Noch besser lässt sich laut Knapp die weitere Entwicklung bei den Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit abschätzen. Bei ersterem Thema hätten sich Plattformen wie VC Trade inzwischen fest etabliert. „Nahezu alle Arrangeure im Schuldscheinmarkt sind hier inzwischen vertreten und es gibt kaum noch Transaktionen, die nicht über solche Plattformen abgewickelt werden. Daran wird sich 2024 nichts ändern“, ist Knapp überzeugt. Ein ähnliches Fazit lasse sich beim Thema Nachhaltigkeit ziehen: „In den vergangenen Jahren hat es große Steigerungsraten bei nachhaltigen Schuldscheinen gegeben. Bei Neuemissionen liegt ihr Anteil inzwischen bei rund 40%. Vor allem haben wir 2023 nicht nur ESG-linked-Transaktionen, sondern auch ein Revival der grünen zweckgebundenen Schuldscheindarlehen gesehen. Dieses Bild wird sich 2024 so fortführen“, so der Experte. Im vierten Quartal 2023 hatten unter anderem die Wiener Stadtwerke (260 Millionen Euro) und der Spezialchemiekonzern Altana ESG-Schuldscheine an den Markt gebracht. Mit Blick auf das Pricing sei der Schuldscheinmarkt zuletzt wieder etwas reingelaufen, berichtet Knapp. So habe ein Investmentgrade-Unternehmen für einen Schuldschein mit fünfjähriger Laufzeit im Jahresdurchschnitt 2023 im Mittel noch rund 150 Basispunkte an Spread auf den Referenzzinssatz gezahlt. „Im vierten Quartal hat sich das etwas eingeengt. An dieses etwas engere Niveau werden wir im neuen Jahr 2024 anknüpfen, sodass bei den Spreads aktuell keine erneute Ausweitung zu erwarten ist.“ Vielversprechender Jahresauftakt am Schuldscheinmarkt Überhaupt sei das noch junge Jahr 2024 vielversprechend angelaufen. „Die ersten drei breit syndizierten Transaktionen sind im Markt und die Pipelines der Arrangeure sind größtenteils gut gefüllt. Voraussichtlich werden wir Ende Januar bei bis zu 15 Deals landen, was einem ordentlichen Jahresauftakt entsprechen würde“, so Knapp. Zu den Early Birds zählten in diesem Jahr das deutsche Trio Jungheinrich, Vetter Pharma und Saria. Die aktivsten Branchen dürften die üblichen sein: „Versorger, Handel, Industriedienstleister sowie der Maschinenbau werden sicher wieder prominent vertreten sein. Aus dem Real-Estate-Sektor ist hingegen wenig zu erwarten“, so der Helaba-Experte. Wie sich der Schuldscheinmarkt aufs gesamte Jahr gesehen entwickeln wird, hänge nicht zuletzt auch von den allgemeinen makroökonomischen Rahmenbedingungen ab: „Grundsätzlich gilt: Je unruhiger das Umfeld, desto gefragter sind sichere Häfen, zu denen der Schuldscheinmarkt definitiv gehört“, so Knapp. Insgesamt rechnet er mit einem Emissionsvolumen, das sich in der Größenordnung von 25 Milliarden Euro abspielen dürfte – dieses bei günstigen Rahmenbedingungen aber durchaus auch wieder übertreffen könne. LBBW bleibt der wichtigste Schuldschein-Bookrunner Bei den Bookrunnern im Schuldscheinmarkt blieb auf den vorderen Plätzen alles beim Alten: Erneut sicherte sich die LBBW 2023 den ersten Platz mit einem nochmals leicht auf 25,8 Prozent ausgebauten Marktanteil. Unicredit (15,4 Prozent) und Helaba (14,9 Prozent) führten wie bereits 2022 das Verfolgerfeld an. Den größten Satz nach vorne im Ranking der begleitenden Banken im Schuldscheinmarkt machte im vergangenen Jahr die ING, die sich von Platz 9 auf 5 verbesserte. Auch DZ Bank (von 7 auf 4) und Deutsche Bank (von 10 auf 8) konnten Boden gut machen. BNP Paribas rutschte hingegen vom vierten auf den neunten Rang ab, die Commerzbank von Platz 5 auf Platz 7. Info Hier können Sie das FINANCE Schuldschein-Update als PDF herunterladen. Die Daten werden von LSEG (früher Refinitiv) exklusiv für FINANCE zusammengestellt.

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