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Restrukturierungs-News: German Pellets, Maschinenbau, Veganz

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Im Insolvenzverfahren des Holzverarbeiters German Pellets und dem Betrugsprozess um den ehemaligen Geschäftsführer zeichnet sich ein Ende ab. Ilia K – stock.adobe.com (KI-generiert)
Im Insolvenzverfahren des Holzverarbeiters German Pellets und dem Betrugsprozess um den ehemaligen Geschäftsführer zeichnet sich ein Ende ab. Ilia K – stock.adobe.com (KI-generiert)

Betrugsprozess im Fall German Pellets könnte bald enden

Im Insolvenzverfahren des Holzverarbeiters German Pellets zeichnet sich ein Ende ab. Das Landgericht Schwerin hat signalisiert, dass der ehemalige Geschäftsführer bei einer Verurteilung mit einer Bewährungsstrafe rechnen kann. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 30. Januar sollen noch offene Details geklärt werden, ein Urteil wird jedoch nicht vor Ende April erwartet.

Grundlage der Verständigung: Die Staatsanwaltschaft ist bereit, den 15. November 2015 als Zeitpunkt der Insolvenz anzuerkennen. Eine Gutachterin war ursprünglich zu dem Schluss gekommen, dass German Pellets schon deutlich früher in finanzielle Schieflage geraten war. Mit der Festlegung auf das Datum würden nun Anklagepunkte, die sich auf davor liegende Handlungen stützen, wegfallen. Der etwa 400 Seiten umfassenden Anklageschrift zufolge werden dem aus Hessen stammenden ehemaligen Geschäftsführer unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

German Pellets, einst Europas größter Hersteller von Holzpellets, meldete im Februar 2016 Insolvenz an. Anleger erlitten Verluste, die weit über die von der Staatsanwaltschaft genannten 7,2 Millionen Euro hinausgehen. Die Einlagen beliefen sich auf etwa 260 Millionen Euro, wobei rund 17.000 Anleger weitgehend leer ausgingen. Das Pelletwerk in Wismar wird seit 2016 von einem neuen Eigentümer betrieben und beschäftigt etwa 60 Mitarbeiter. Die Firmenverkäufe brachten 45 Millionen Euro ein, von denen 36 Millionen an die Banken gingen. Die Gesamtforderungen summieren sich auf 427 Millionen Euro. Der Prozess, der im März 2023 begann, umfasste über 50 Verhandlungstage mit zahlreichen Zeugen und Sachverständigen.

Maschinen- und Anlagenbauer sind in Sorge

Im Maschinen- und Anlagenbau stehen alle Zeichen auf Krise: Ein Viertel der Maschinen- und Anlagenbauer befindet sich derzeit bereits in einer Restrukturierung. Ein weiteres Viertel plant dies kurz- bis mittelfristig. Das zeigt eine Umfrage von Verian im Auftrag von FTI-Andersch. Die Branche sieht sich mit Herausforderungen wie geopolitischer Instabilität und negativen Standortfaktoren konfrontiert. Bis 2030 erwarten 28 Prozent der Befragten einen Verlust von mehr als 20 Prozent ihrer Beschäftigten.

40 Prozent der Befragten erwarten, dass Insolvenzen in ihrer Branche zunehmen werden. 43 Prozent rechnen mit signifikanten Umsatzverlusten durch insolvente Kunden und 29 Prozent erwarten, dass Lieferketten wegbrechen. Um dem entgegenzuwirken, plant eine Vielzahl (80 Prozent) der Maschinen- und Anlagenbauer, neue Märkte zu erschließen. Sie sehen der Umfrage zufolge die Attraktivität des Standorts Deutschland durch Faktoren wie Arbeitskräftemangel, Bürokratie und hohe Energiepreise stark beeinträchtigt. Die Unternehmen fordern neue Rahmenbedingungen von der Politik, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Investitionen zu fördern.

Veganz restrukturiert eine Anleihe

Der Hersteller veganer Lebensmittel, Veganz, hat eine Anleihe im Volumen von 10 Millionen Euro restrukturiert. Der Rückzahlungstermin wurde um fünf Jahre verlängert, und die Gläubiger profitieren zusätzlich zum regulären Zinssatz von einem Aufstockungszins, der an die Marktkapitalisierung von Veganz gekoppelt ist.

Veganz, mit Sitz in Berlin, ist als erste vegane Supermarktkette Europas bekannt und bietet derzeit rund 165 vegane Produkte in 26 Ländern sowie online an. Der Lebensmittelhändler wurde von einem Team um Jochen Schnepper und Markus Käpplinger (beide Goodwin) beraten.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Die Mbw-Gruppe, spezialisiert auf die Oberflächenveredelung von Metallen, hat für mehrere ihrer Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt. Betroffen sind Standorte in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen und Sachsen mit insgesamt 320 Mitarbeitenden. Dirk Pehl (Schultze & Braun) wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten resultieren aus der schwachen Konjunktur in der Automobilindustrie – einem der Hauptmärkte von Mbw – sowie aus gestiegenen Kosten für Material, Energie und Personal. Diese Belastungen konnten nur teilweise an Kunden weitergegeben werden, was zu einer angespannten Liquiditätslage führte. Die Gruppe plant, durch die Suche nach Investoren frisches Kapital zu gewinnen, um sich strategisch neu aufzustellen und die Zukunft zu sichern.

Die Zukunft der Werften FSG und Nobiskrug in Flensburg und Rendsburg hängt nun von einer erfolgreichen Investorensuche ab, nachdem die Finanzierung bis Ende Januar 2025 durch einen Massekredit gesichert wurde. Innerhalb der ersten zehn Tage nach Insolvenzeröffnung zeigten bereits mehrere Investoren Interesse. Die Insolvenzverwalter, darunter Christoph Morgen (Brinkmann & Partner) und Hendrik Gittermann (Reimer), arbeiten intensiv an der Investorensuche, um die Standorte bis Februar 2025 zu übergeben. PwC begleitet den Prozess.

Der Christbaumschmuck-Hersteller Riffelmacher & Weinberger ist insolvent. Daniel Barth (Pluta) wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten bleibt der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt bestehen. Eine Investorenlösung oder ein Insolvenzplan könnten den Betrieb nachhaltig sichern, so Barth. Riffelmacher & Weinberger, seit über 100 Jahren in Familienhand, ist aufgrund des gesamtwirtschaftlichen Umfelds und rückläufiger Umsätze in Schieflage geraten.

Distressed M&A

Der Nadelvlies-Spezialist Findeisen wird teilweise von der niederländischen Condor Group übernommen, was 21 Arbeitsplätze im Vertrieb in Ettlingen sichert. Die Produktion wird in die Niederlande verlagert, was zur Schließung der Ettlinger Produktion und zur Kündigung von 40 Mitarbeitenden führt. Die Condor Group, größter Teppichhersteller der EU, integriert Findeisen in ihr Portfolio, um Marktchancen zu erweitern. Die Restrukturierung wurde von Florian von Seyfried (Elsässer) und Holger Blümle (Schultze & Braun) begleitet.

Der Automobilzulieferer MSSC Ahle aus Lindlar hat nach einem erfolgreichen Eigenverwaltungsverfahren einen Neustart eingeleitet. Ab Januar übernimmt Meili Germany, eine Tochter der chinesischen Zhejiang Meili High Technology, die Vermögenswerte und führt das Geschäft mit über 100 Mitarbeitenden fort. MSSC Ahle, bekannt für Fahrwerksfedern, hatte im Juni 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Geschäftsführung wurde von Michael Schaumann und Mike Westkamp (Görg) beraten. Meili Germany plant, mit der Übernahme seine globale Expansion zu stärken.

Der Flugtaxi-Hersteller Lilium hat einen Fortschritt bei der Suche nach Investoren erzielt und eine finanzielle Restrukturierung mit dem Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation vereinbart. Der Gläubigerausschuss von Lilium hat einem Asset-Deal zugestimmt, dessen Abschluss für Anfang Januar erwartet wird. Dieser Deal ist entscheidend für den Neustart des Unternehmens. Die Mobile Uplift Corporation plant, die Betriebsvermögen der Lilium-Töchter zu erwerben, was den Weg für die Beendigung der Eigenverwaltungsverfahren ebnen soll. Bislang ist eine Finanzspritze von 200 Millionen Euro geplant. KPMG führte die Gespräche mit potentiellen Investoren.

Die neuesten Restrukturierer-Personalien

DHPG vollzieht einen Generationswechsel am Standort Trier. Christine Frosch übergibt die Leitung des Insolvenz- und Restrukturierungsbüros von DHPG in Trier an Alexander Zimmer und Jakob Joeres. Frosch bleibt der Kanzlei beratend verbunden.

Während Zimmer bereits seit 2015 Teil der Kanzlei ist, stößt Joeres als neuer Partner zu DHPG. Joeres kommt mit einem achtköpfigen Team von der Trierer Kanzlei Diesel Schmitt Ammer und bringt das kürzlich von Rechtsanwalt Jörg Wunderlich übernommene Team in die Kanzlei ein. Zugleich wird Rechtsanwalt und Betriebswirt Wunderlich, der langjährig als Insolvenzverwalter tätig und in der Region bekannt ist, in den neuen Strukturen beratend zur Verfügung stehen.

DHPG plant, das Büro am Simeonstiftplatz aufzugeben und in die ehemaligen Räume der Kanzlei Wunderlich am Bahnhofsplatz zu ziehen, um die größte Kanzlei für Restrukturierungs- und Insolvenzfragen in Trier zu werden.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.