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Restrukturierungs-News: Jones Day, Turnaround Management Partners, Gunnercooke

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Friederike Nolde (von links) und Christine Borries erweitern die Restrukturierungsberatung bei Jones Day, und Martin Barghoorn erweitert die Partnerschaft bei Turnaround Management Partners. Foto: Jones Day und TMP; Montage: FINANCE
Friederike Nolde (von links) und Christine Borries erweitern die Restrukturierungsberatung bei Jones Day, und Martin Barghoorn erweitert die Partnerschaft bei Turnaround Management Partners. Foto: Jones Day und TMP; Montage: FINANCE

Jones Day baut Restrukturierungspraxis weiter aus

Jones Day verstärkt seine Restrukturierungspraxis gleich mit zwei Restrukturiererinnen. Christine Borries und Friederike Nolde kommen als European Counsel an Bord. Christine Borries, die zuvor 12 Jahre bei Hogan Lovells tätig war, wird Unternehmen in Krisensituationen, insbesondere bei grenzüberschreitenden Restrukturierungen, unterstützen. Ihr Fokus liegt auf Insolvenzplanverfahren und der Beratung an den Schnittstellen zum Gesellschafts- und Finanzrecht.

Friederike Nolde, die von Ashurst kommt, hat bereits mit Alexander Ballmann und Anna Bretting, die beide bereits vor rund einem Jahr von Ashurst zu Jones Day gewechselt waren, zusammengearbeitet. Sie berät deutsche und internationale Mandanten in komplexen Rechtsstreitigkeiten und verfügt über Erfahrung in Compliance-Fällen und internen Untersuchungen. Sie war außerdem zwei Jahre lang als Syndikusanwältin mit internen Ermittlungen bei einem großen Automobilunternehmen betraut.

BCG-Restrukturierer Martin Barghoorn wird Partner bei TMP

Martin Barghoorn verstärkt seit März 2025 das Partner-Team der Restrukturierungsboutique Turnaround Management Partners (TMP) in Hamburg. Mit mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung in Restrukturierung, Transformation, Refinanzierung, Insolvenz und M&A bringt Barghoorn viel Expertise mit. Nach Stationen bei PwC und Roland Berger war er zuletzt als Principal bei The Boston Consulting Group tätig. Bei TMP wird er Unternehmen in Krisensituationen mit Liquiditäts- und Szenarioplanungen sowie Transformationsprojekten unterstützen und langfristige Mandate im Transformation- und CFO/CRO-Office übernehmen.

Ehemaliger Magic Circle-Restrukturierer verstärkt Gunnercooke

Oliver Waldburg verstärkt jüngst als Partner das Team von Gunnercooke. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Bank- und Finanzrecht sowie in Restrukturierungen bringt er wertvolle Expertise mit. Bis 2018 war er 12 Jahre Partner bei Allen & Overy (heute A&O Shearman). Danach war er selbstständig tätig. Waldburg berät zu Unternehmens- und Spezialfinanzierungen sowie insolvenznahen Sanierungen. Seine Erfahrung umfasst auch die Beratung von Gläubigerkomitees und Insolvenzverwaltern bei komplexen Restrukturierungsprozessen.

SGL Carbon restrukturiert Carbon Fibres

SGL Carbon hat die Restrukturierung des defizitären Geschäftsbereichs Carbon Fibres beschlossen. Die Aktivitäten werden auf einen profitablen Kern reduziert, individuelle Lösungen für alle Standorte erarbeitet und unprofitable geschlossen. Carbon Fibers produziert an sieben Standorten in Europa und Nordamerika mit rund 870 Mitarbeitenden insbesondere Textil-, Acryl- und Carbonfasern. Einen Komplettverkauf erachtet das Unternehmen nach eigenen Angaben als nicht mehr realisierbar.

Ziel ist es, die operativen Verluste schnell einzudämmen. SGL Carbon erwartet für die Restrukturierung einmalige Kosten in Höhe von etwa 50 Millionen Euro. Der Umsatz von Carbon Fibers sank 2024 auf 210 Millionen Euro (Vorjahr: 224,9 Millionen Euro), die Sparte schrieb einen Ebitda-Verlust von rund 27 Millionen Euro (2023: 10,9 Millionen Euro Ebitda-Verlust). Das Joint Venture Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes bleibt von der Restrukturierung unberührt.

Pierer gibt Führung bei KTM ab

Der Motorradhersteller KTM gibt bekannt, dass Stefan Pierer nach 33 Jahren sein Vorstandsmandat niederlegt und die Führung vollständig an Gottfried Neumeister übergibt, der das Unternehmen erfolgreich durch die Genehmigung des Sanierungsplans begleitet hat. Der Aufsichtsrat würdigt Pierers Beitrag, der KTM zur größten europäischen Motorradmarke gemacht habe. Gleichzeitig wird die General Counsel Verena Schneglberger-Grossmann zum Vorstandsmitglied ernannt, nachdem sie maßgeblich zur erfolgreichen Abwicklung des Sanierungsverfahrens beigetragen habe, so Neumeister.

Die Sanierung bei KTM befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase: Nach dem Konzept des Zweiradherstellers soll bis Ende Februar die Finanzierung der Wiederaufnahme der Produktion stehen und bis Ende März die Finanzierung der Kassaquote (Die Kennzahl zeigt, inwieweit ein Unternehmen seine kurzfristigen Schulden allein mit sofort verfügbaren Zahlungsmitteln decken kann) für die Gläubiger. Die erforderlichen Finanzmittel sollen von den derzeitigen Eigentümern, neuen Investoren und Banken zur Verfügung gestellt werden.

Luftfahrt-Bundesamt haftet nicht für ACG-Insolvenz

Keine Millionenstrafe für das Luftfahrt-Bundesamt. Das Staatshaftungsverfahren gegen die Behörde, das vom Insolvenzverwalter der ACG Air Cargo Germany gegen die Bundesrepublik Deutschland angestrengt wurde, ist beendet. Das Landgericht Braunschweig wies die Klage auf Schadensersatz in Höhe von rund 141 Millionen Euro ab. Der Insolvenzverwalter hatte argumentiert, dass die Aussetzung der Betriebsgenehmigung der ACG im Jahr 2013 zur Insolvenz geführt habe. DLA Piper beriet das Luftfahrt-Bundesamt mit Ludger Giesberts und seinem Team.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Das Amtsgericht Charlottenburg hat das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Versicherungsgesellschaft Element Insurance eröffnet. Friedemann Schade (BRL) wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Nach intensiven Bemühungen konnten keine Bestandsübertragungen auf andere Versicherer erfolgen. Alle 320.000 Versicherungsverträge enden daher zum April. Rund 20.000 Schadengläubiger müssen ihre Ansprüche online anmelden. Das Sicherungsvermögen wird zur Schadensregulierung genutzt, reicht es nicht aus, soll eine quotale Bedienung erfolgen.

Die Conen Unternehmensgruppe, ein Möbelhersteller für Bildungseinrichtungen, hat Ende Februar für ihre fünf Unternehmen beim Amtsgericht Wittlich Insolvenz angemeldet. Tobias Wahl (Anchor Rechtsanwälte) wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt und hat bereits Gespräche mit dem Management und Geschäftspartnern geführt. Die Gruppe hatte zuletzt mit Umsatzrückgängen durch den Verlust von US-Kunden, Verzögerungen im Digitalpakt und Konkurrenz aus China zu kämpfen. Eine geplante Investorenübernahme scheiterte, doch Wahl strebt nun eine neue Investorenlösung an.

Distressed M&A

Der insolvente Automobilzulieferer Veritas ist mithilfe von Taylor Wessing-Partnerin Julia Siedhoff und Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner an den Investor Max Valier Holding verkauft worden. Die Transaktion führte zur Gründung der ETM Extrusion & Vulcanisation, einem Hersteller von Gummi- und Kunststoffschläuchen für die Automobilindustrie. Plathner leitete Veritas fast fünf Jahre während der Insolvenz und verkaufte 2024 die Muttergesellschaft an das US-Unternehmen HDT, wobei das Werk in Thüringen unberührt blieb.

Der Investorenprozess bei dem Möbelhersteller Loddenkemper Raumsysteme ist erfolgreich abgeschlossen. Der Insolvenzverwalter Malte Köster (WillmerKöster) verkündete die Übernahme durch Akindu Industries, eine Beteiligungsgesellschaft aus Oberhausen. Die Produktion in Oelde wird unter der neuen Marke Loddenkemper Manufaktur fortgeführt, die 120 Beschäftigten übernommen. Trotz Insolvenz im Februar 2025 lief der Betrieb weiter, begleitet von Sanierungsmaßnahmen wie Kostenreduktionen und Personalabbau. Akindu wurde von Hans Konrad Schenk (Grub Brugger) beraten.

Auch der insolvente Maschinenbauer Matec hat in dem herausfordernden Marktumfeld einen Investor gefunden. Das Münchener Family Office SFO Group übernimmt das Servicegeschäft und sichert damit den Standort Köngen sowie 40 Arbeitsplätze. Die Fertigung und der Vertrieb bleiben jedoch ohne Investor, was zur Kündigung von 60 Mitarbeitenden führt. Als Insolvenzverwalter ist Dietmar Haffa (Schutze & Braun) im Einsatz.

Auch für den Möbelhersteller Staud in Bad Saulgau konnte Insolvenzverwalter Dietmar Haffs (Schultze & Braun) eine Lösung finden. Tobias Fuhrmann und Karl Spielberger übernehmen das Traditionsunternehmen, das seit 1653 besteht, und sichern dadurch über 100 Arbeitsplätze. Die Übernahme erfolgt zum März, vorbehaltlich üblicher Closing-Bedingungen. Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter. Fuhrmann und Spielberger bringen Kapital und Expertise mit, um Staud langfristig zu stärken und die Marke zu bewahren, Dirk Schmidtmeier bleibt Geschäftsführer.

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Flabeg Automotive Germany steht vor dem Aus: Insolvenzverwalter Volker Böhm (Schultze & Braun) und Geschäftsführer Thorsten Hosung informierten die Belegschaft nun über die bevorstehende Betriebseinstellung. Zuvor hatte ein gescheiterter Test für ein neues Display-Glas zum Verlust eines Großauftrags geführt, was den wirtschaftlichen Betrieb unmöglich machte, wie die Geschäftsführung verlauten ließ. Auch Investoren zeigten kein Interesse ohne Marktreife der neuen Produktlinie. Rund 180 Mitarbeiter werden gekündigt, etwa 100 sofort freigestellt. Die verbleibenden 80 sollen bis Mai 2025 weiterarbeiten, um bestehende Aufträge abzuwickeln.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.