Dem Automobilzulieferer Elring Klinger ist es in einem schwierigen Marktumfeld gelungen, wichtige Finanzkennzahlen zu verbessern: Die Schwaben konnten in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen operativen Free Cashflow von 110 Millionen Euro erzielen. Zum Vergleich: In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres verbrannte Elring Klinger noch rund 90 Millionen Euro Cash im operativen Geschäft.
In der Folge war der Automobilzulieferer, der einen großen Teil seines Umsatzes mit Produkten verdient, die ausschließlich in Benzin- und Dieselmotoren zum Einsatz kommen, in schwieriges Fahrwasser geraten: Die Verschuldung stieg, Analysten der Berenberg Bank hatten Ende vergangenen Jahres sogar eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht, um den seit Jahren andauernden Cash-Drain zu kompensieren.
Elring Klinger senkt Working Capital deutlich
Nun jedoch ist es Elring Klinger gelungen, einen Turnaround beim Cashflow zu schaffen. Wesentlicher Treiber für diese Verbesserung war die Optimierung des Working Capitals. Das Versprechen, Vorräte zu reduzieren, Forderungen von Kunden schneller einzutreiben sowie selbst längere Zahlungsziele mit Lieferanten zu vereinbaren, hatte das Management um CEO Stefan Wolf und CFO Thomas Jessulat dem Kapitalmarkt bereits seit längerem gegeben.
Jetzt liefern die beiden auch: So konnte Elring Klinger in den vergangenen neun Monaten bis zum Stichtag Ende September 135 Millionen Euro Kapital freisetzen. Die Kapitalbindung sank in Folge dessen auf 27,5 Prozent des Konzernumsatzes. Ende 2018 hatte diese Quote noch bei 33 Prozent gelegen.
Neben dem Working-Capital-Management ergriff das Unternehmen noch einen weiteren Hebel, um das Liquiditätspolster aufzubessern: So fuhr der Automobilzulieferer seine Investitionsausgaben massiv zurück. Allein die Investitionen in Sachanlagen sanken in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 40 Prozent auf 75 Millionen Euro.
Die Verschuldung bei Elring Klinger bleibt hoch
In Folge der eisernen Working-Capital- und Ausgabendisziplin konnte Elring Klinger auch seinen Schuldenberg abbauen: Allein in den letzten beiden Quartalen konnten die Schwaben ihre Nettoverschuldung um 114 Millionen Euro senken.
Diese deutliche Verbesserung kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die finanzielle Lage des börsennotierten Unternehmens weiterhin angespannt bleibt. So liegt das Verhältnis der Nettofinanzverschuldung, die Ende September bei 682 Millionen Euro stand, in Relation zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 4,2x immer noch sehr hoch.
Fraglich ist zudem, wie nachhaltig das Cashflow-Optimierungsprogramm von Elring Klinger sein wird. So meldet etwa Marc-René Tonn, Analyst bei dem Research-Haus Warburg, Zweifel an, dass das Unternehmen die deutliche Reduzierung der Investitionsausgaben und des Working Capitals durchhalten kann. Warburg hatte bereits in der Vergangenheit angemerkt, dass Elring Klinger in Vorleistung gehen muss, um den Wandel hin zur Elektromobilität gestalten zu können. Konzernchef Wolf hatte dagegen zuletzt stets betont, der notwendige Investitionszyklus sei durchschritten.
Hinzu kommt: Der positive Trend zeigt schon wieder Risse. So lag der operative Free Cashflow im dritten Quartal mit 30,8 Millionen Euro deutlich unter dem zweiten Quartal, als dem Unternehmen knapp 100 Millionen Euro zuflossen. Laut Analystin Yasmin Steilen von der Commerzbank sei daher fraglich, ob das Unternehmen auch mittelfristig einen positiven FCF erreichen könne. Der Verschuldungsgrad dürfte für Elring Klinger zum Problem werden, so Steilen.
FINANCE-Köpfe
Elring Klinger wächst gegen Branchentrend
Auch im operativen Geschäft hat Elring Klinger weiter mit Gegenwind zu kämpfen. Der konjunkturelle Abschwung in der Automobilbranche, der Zollstreit zwischen China und den USA sowie der Brexit machen den Schwaben zu schaffen.
Dennoch konnte Elring Klinger den Konzernumsatz in den ersten neun Monaten des Jahres um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,3 Milliarden Euro steigern. Vor allem im dritten Quartal haben die Schwaben mit einem Umsatzplus von 6 Prozent deutlich zugelegt. Das lag vor allem an der hohen Nachfrage aus Nordamerika.
In Sachen Profitabilität tut sich das Unternehmen allerdings weiterhin schwer. Zwar war das dritte Quartal auch hier besser als das erste Halbjahr, das Kostensenkungsprogramm zeigte erste Wirkung. Allerdings lag das um eine Kaufpreisallokation bereinigte Ebit in den ersten neun Monaten mit 20,8 Millionen Euro um mehr als 12 Prozent unter dem Wert der ersten drei Quartale 2018.