Bernhard Günther, CFO des Essener Energiekonzerns Innogy, ist Opfer eines Anschlags geworden. Zwei unbekannte junge Männer haben dem 51-Jährigen am gestrigen Sonntag gegen 9 Uhr vor einer Parkanlage in der Nähe seines Wohnhauses in Haan bei Düsseldorf aufgelauert und ihn mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen. Dies teilten die Polizei Düsseldorf und Innogy mit.
„Die Flüssigkeit verursachte eine Reaktion auf der Haut des Opfers und führte zu schweren Verletzungen, die derzeit in einer Spezialklinik behandelt werden“, sagte Polizeisprecher Markus Niesczery. Günther sei nach der Tat noch bis zu seinem Wohnhaus gelaufen, von wo aus schließlich die Rettungskräfte alarmiert wurden. Laut Polizeiangaben habe der Innogy-Manager zeitweise in Lebensgefahr geschwebt – dies sei nun aber nicht mehr der Fall.
„Wir sind tief geschockt. Die Nachricht von dem Anschlag hat uns alle sehr betroffen gemacht. Wir sind in unseren Gedanken bei Bernhard und seiner Familie und wünschen ihm baldige Genesung“, teilte Innogy-CEO Uwe Tigges in einer Pressemitteilung des Unternehmens mit.
Offenbar übernimmt Innogy-Vorstand Hans Bünting bis auf weiteres kommissarisch die Verantwortung für die Finanzen des Energieversorgers. Das vermeldete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Unternehmenskreise. Bünting ist aktuell für den Bereich Erneuerbare Energien bei Innogy verantwortlich.
Mordkommission und Staatsschutz ermitteln
Die Polizei Düsseldorf hat Ermittlungen wegen versuchter Tötung aufgenommen und eine Mordkommission eingerichtet. Auch der Staatsschutz wurde informiert.
Die möglichen Motive der Täter liegen im Dunkeln. Auch, welche Säure bei dem Anschlag benutzt worden ist, gaben die Behörden noch nicht bekannt. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, teilte ein Polizeisprecher mit. Die beiden Täter sollen laut Beschreibung Günthers nicht maskiert und zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen seien. Sie befinden sich auf der Flucht.
Tagebau im Hambacher Forst als Tatmotiv?
Offiziell haben die Ermittler keine Angaben zu möglichen Tatmotiven gemacht. Die „Bild“-Zeitung berichtet jedoch davon, dass die Polizei einen Zusammenhang zwischen den Protesten im Hambacher Forst und der Säureattacke untersucht.
Bei dem Hambacher Forst handelt es sich um ein Waldstück, das rund 65 Kilometer von Düsseldorf entfernt liegt. Die Innogy-Mutter RWE will mit Hilfe großflächiger Baumrodungen ihren dortigen Braunkohletagebau ausbauen. Gegen die Arbeiten hat sich – teils gewalttätiger – Widerstand formiert. Innogy selbst ist allerdings nicht im Braunkohlegeschäft engagiert.
Wegen dieses Projekts haben mehrere RWE-Mitarbeiter Drohungen erhalten. Diese seien „bis zur Gefährdung von Gesundheit und Leben“ gegangen, hatte RWE-Chef Peter Terium im Gespräch mit der „FAZ“ bereits 2016 gesagt. „Für mich ist eine Grenze überschritten, wenn RWE-Mitarbeiter um ihr Wohl und das ihrer Familie fürchten müssen“, mahnte Terium damals. Günther war vor seinem Wechsel zu Innogy im April 2016 Finanzvorstand von RWE.
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