Esprit: Am Ende könnte nur die ramponierte Marke bleiben

Die Käufersuche für Esprit ist auf der Zielgeraden, viel wird jedoch am Ende nicht vom Geschäft übrigbleiben. Zwar gibt es zwei Angebote, die dem überwiegend von Deutschland aus gesteuerten, insolventen Modeunternehmen vorliegen, aber beide werden zu harten Einschnitten führen. „Mit Zustimmung der Gläubigerausschüsse und des Sachwalters werden jetzt noch zwei vorliegende Angebote diskutiert, mit dem Ziel, in den kommenden Tagen zu einer verbindlichen Vereinbarung zu kommen“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens. Drohende Einstellung des Betriebs in Deutschland Beide Offerten sehen demnach den Erwerb der europäischen Markenrechte vor. Einer der Interessenten will die nach zwei Insolvenzen, einer misslungenen Neupositionierung und den aktuellen Lieferproblemen ramponierte Marke zu einem späteren Zeitpunkt relaunchen. Das würde bedeuten, dass der operative Betrieb in den deutschen Esprit-Gesellschaften in den kommenden Monaten eingestellt wird. Das andere Angebot sieht eine Betriebsfortführung vor, allerdings „in einem erheblich reduzierten Umfang“, heißt es von Esprit. Auch bei diesem Szenario wird der Geschäftsbetrieb also in weiten Teilen heruntergefahren. Mit den Betriebsräten werde daher nun über Sozialpläne und Interessenausgleiche verhandelt. Die Gehälter der etwa 1.300 betroffenen Mitarbeitenden seien bis zum Wirksamwerden von insolvenzrechtlichen Kündigungen gesichert, heißt es. Wer hinter den Angeboten steckt, ist nicht bekannt. Seit einiger Zeit kursieren jedoch zwei Namen in den Medien: Der erste ist der des britischen Private-Equity-Hauses Alteri, das bereits die CBR-Gruppe mit den Mainstream-Marken und Esprit-Konkurrenten Street One und Cecil im Portfolio hat. Der zweite Interessent soll der Multimarkenhändler Peek & Cloppenburg sein, der kürzlich erst selbst ein Insolvenzverfahren durchlaufen hat und zudem sein angebotenes Markenportfolio überarbeitet. Mäßiges Investoreninteresse an Esprit „Es war stets unser Ziel, dass die Esprit-Gesellschaften unter neuer Eigentümerschaft ihre Geschäfte fortführen können und so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben“, betont Sanierungsgeschäftsführer Christian Gerloff. „Wir müssen jedoch leider feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld für den Modehandel nicht oder nur sehr begrenzt bereit sind, dieses unternehmerische Risiko einzugehen.“ In der Tat steht Esprit in einer ganzen Reihe insolventer Modelabels und -händler. Die Modebranche, die sich vielfach noch nicht in Gänze von den Verwerfungen der Corona-Zeit erholt hat, hatte neben der Inflation und gestiegener Personalkosten zuletzt vor allem mit der Konsumflaute zu kämpfen. In einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger von April rechneten mehr als zwei Drittel der befragten CFOs im deutschen Modehandel in diesem Jahr mit einer Restrukturierungswelle. Mehr zum Thema Mode-CFOs rechnen mit Restrukturierungswelle Im krisengeplagten Modehandel müssen die Finanzchefs ihr Können mehr denn je unter Beweis stellen. Wie halten sie ihre Unternehmen im angespannten Markt auf Kurs? Mehr lesen Markenrechte mussten zunächst gesichert werden Hinzu kommt bei Esprit die komplexe Unternehmensstruktur: Das Unternehmen war nach der ersten Insolvenz im Jahr 2020 durch das Family Office der Milliardärin Karen Lo, die North Point Talent Limited, vollständig übernommen und der Hauptsitz des Konzerns nach Hongkong verlegt worden. Der Großteil des Geschäfts wurde aber weiterhin von Ratingen aus gesteuert. Damit bei der Investorensuche hier in Deutschland die Markenrechte veräußert werden dürfen, musste die hiesige Geschäftsführung mit der Konzernzentrale in Hongkong zunächst eine entsprechende Vereinbarung schließen, da die Rechte in deren Verfügungsbereich liegen. Die chinesische Führung hat mittlerweile angekündigt, die Esprit-Holding in eine Verwaltungsgesellschaft für geistiges Eigentum umzuwandeln und künftig nur noch die Esprit-Lizenzen zu vermarkten. Davor hatte sich ohnehin bereits abgezeichnet, dass wohl nicht mehr viel vom operativen Geschäft übrig bleiben wird. Viele Esprit-Ländergesellschaften sind insolvent Der Niedergang von Esprit hatte in diesem Frühjahr begonnen, als erste europäische Tochterunternehmen Insolvenz anmelden mussten, darunter in der Schweiz und in Belgien. Im Mai folgten dann hierzulande beim Amtsgericht in Düsseldorf Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Diese umfassten sechs Gruppengesellschaften in Deutschland und auch die Europa-Holding. Diese Insolvenzverfahren wurden am heutigen Donnerstag (1. August) eröffnet und der bisherige vorläufige Sachwalter Lucas Flöther zum Sachwalter in den eröffneten Verfahren bestellt. Nach den Insolvenzanträgen für Europa und Deutschland, wo bisher ein Großteil des Geschäfts von Esprit stattfand, kam es zu weiteren Folgeinsolvenzen innerhalb des Konzerns. Wie brenzlig die Lage bei dem Modeunternehmen war, hatte sich bereits im Jahresabschluss für 2023 gezeigt. Darin waren „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit der Gruppe zur Fortführung des Unternehmens“ eingeräumt worden. Zuvor hatte es einen massiven Umsatz- und Ergebniseinbruch gegeben.

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