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ProSiebenSat.1: Banken unterstützen MFE wohl bei möglicher Übernahme

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Machtkampf bei ProSiebenSat.1: Der Großaktionär MFE soll vor geraumer Zeit mit Banken die Finanzierung einer möglichen Übernahme von ProSiebenSat.1 ausgelotet haben. Foto: Seven.One/Markus Brönner
Machtkampf bei ProSiebenSat.1: Der Großaktionär MFE soll vor geraumer Zeit mit Banken die Finanzierung einer möglichen Übernahme von ProSiebenSat.1 ausgelotet haben. Foto: Seven.One/Markus Brönner

Der Großaktionär Media for Europe (MFE) soll mit Banken die Finanzierung eines potenziellen Übernahmeangebots von ProSiebenSat.1 ausgelotet haben. Das berichtet „Reuters“. Laut der Nachrichtenagentur soll es bei den Gesprächen rund um den Jahreswechsel 2023/2024 um ein Volumen von bis zu rund 4 Milliarden Euro gegangen sein.

„Reuters“ beruft sich auf Informationen von Insidern sowie Dokumente, die zeigten, dass die Bank of America, die Deutsche Bank und UniCredit ein Übernahmeangebot für ProSieben-Aktien und auch eine im Anschluss möglicherweise nötige Refinanzierung von Schulden mitgehen würden. UniCredit und die Bank of America boten demnach Zusagen in Höhe von bis zu 3,7 Milliarden Euro beziehungsweise 3,2 Milliarden Euro an, die Deutsche Bank würde bei einem Deal, dessen Wert sie auf 4 Milliarden Euro schätzte, 50 Prozent übernehmen.

Weder MFE noch ProSiebenSat.1 wollten den Bericht auf Nachfrage von FINANCE kommentieren. Ein Sprecher von MFE ließ jedoch wissen, dass es derzeit keine Pläne für ein Übernahmeangebot gebe.

Machtkampf um das Portfolio von ProSiebenSat.1

Die offensiv auftretende MFE-Gruppe, hinter der die Familie des früheren, 2023 gestorbenen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi steht, hält knapp 30 Prozent an ProSiebenSat.1 und hat schon vor geraumer Zeit ein grundsätzliches Interesse am Mediengeschäft der Gruppe geäußert. Ein Dorn im Auge sind den Italienern aber die kleineren E-Commerce- und Dating-Sparten. Dort hat ProSiebenSat.1 Plattformen wie die Online-Parfümerie Flaconi, das Vergleichsportal Verivox, das Erlebnisgeschäft von Jochen Schweizer Mydays sowie die Dating-Portale Parship und Elitepartner gebündelt.

Zuletzt hatte MFE den Druck deutlich erhöht: Der Großaktionär will die ProSieben-Führung dazu zwingen, diese Nebengeschäfte, die für ein Drittel der Umsatzerlöse und rund 20 Prozent des bereinigten Ergebnisses (adjusted Ebitda) stehen, vom medialen Kerngeschäft abzuspalten. Über einen entsprechenden Antrag wird die Hauptversammlung am 30. April entscheiden. Um eine Aufspaltung des Konzerns durchzusetzen, braucht es bei der Abstimmung eine Dreiviertelmehrheit.

CFO Mildner vermutet „Kontrollerwerb durch die Hintertür“

Bis dahin versuchen die Kontrahenten, ihre Reihen zu schließen: Der Investor Amber Capital signalisierte Zustimmung zu den MFE-Plänen, die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis und auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dagegen stellen sich auf die Seite der ProSieben-Führung. Diese lehnt eine Aufspaltung des Konzerns ab, hat kürzlich aber verkündet, die ohnehin perspektivisch vorgesehenen Verkaufsprozesse für Verivox und Flaconi angestoßen zu haben.

„Mit den Erlösen daraus könnten wir die Schulden unserer Gruppe erheblich reduzieren, und unser Verschuldungsgrad würde deutlich sinken. Dann könnte unser Entertainmentgeschäft wieder Gas geben“, erklärte CFO Martin Mildner jüngst in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“. Eine Abspaltung dagegen würde eine „hochverschuldete ProSiebenSat.1 Media SE mit einem geringeren operativen Ergebnis als heute“ hervorbringen. Konkret rechnet ProSieben mit einem Verschuldungsgrad von bis zu 4,1x adjusted Ebitda im Falle einer Aufspaltung. Finanzchef Mildner vermutet in dem Interview, dass MFE einen „Kontrollerwerb durch die Hintertür“ versucht.

ProSiebenSat.1 mit ordentlichem Jahresstart

Wesentlich erfreulicher verlief der Jahresstart in Unterföhring aus wirtschaftlicher Sicht: Durch die leichte Erholung der Werbeerlöse im TV-Geschäft und dem Wachstum im Streaming stieg der Umsatz laut vorläufigen Zahlen im ersten Quartal um 6 Prozent auf 867 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjusted Ebitda) legte um 35 Prozent auf 72 Millionen Euro zu. Dadurch lag auch der bereinigte Konzernüberschuss (adjusted net income) mit 8 Millionen Euro wieder im Plus nach einem Minus von 15 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Gleichzeitig setzt der Vorstand auch 2024 weiter aufs Kostenmanagement und auf die Reduzierung des Verschuldungsgrads. Der lag zum Ende des ersten Quartals bei 2,6x.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.

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