Ein Konsortium um den US-Investor NRDC Equity Partners soll sich im Bieterwettbewerb um die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof durchgesetzt haben. Das berichtet das „Handelsblatt“ mit Verweis auf Unternehmenskreise. Galerias Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus wollte die Medienberichte gegenüber FINANCE nicht kommentieren.
Die Kaufverträge sollen laut „Handelsblatt“-Informationen am heutigen Dienstag unterschrieben werden. Die Gläubigerversammlung soll dann Anfang Mai über den Deal abstimmen.
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Update vom 10. April 2024
Die Verträge über die Übernahme der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wurden nun offiziell unterzeichnet. Das gab der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwochmittag in der Firmenzentrale in Essen bekannt. Dabei wurde auch das Konsortium um den US-Investor NRDC Equity Partners und den deutschen Unternehmer Bernd Beetz als Käufer bestätigt. Die künftigen Eigentümer wollen nach dem Kauf der Kette mehr als 70 der 92 Filialen weiterführen, heißt es weiter.
Insolvenzverwalter Denkhaus wird die Führung von Galeria Karstadt Kaufhof Ende Juli abgeben und an Beetz überreichen, der ab dann als Chairman im Unternehmen agieren wird. Der Vorstand rund um CEO Oliver Van den Bossche wird weiterhin an Bord bleiben. Die Gewerkschaft Verdi begrüßt den Einstieg des Investors, der Galeria als „Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt“. Jedoch gibt sich die Gewerkschaft auch kritisch, da NRDC das Unternehmen bereits einmal in Schieflage gebracht habe und man jetzt an einem neuen Konzept arbeiten müsse.
NRDC kennt Kaufhof bereits. Der Finanzinvestor wurde von dem Kanadier Richard Baker gegründet und ist spezialisiert auf Einzelhandel, Immobilien und Verbrauchermarken. Zu den Beteiligungen gehört unter anderem der Kaufhauskonzern Hudson‘s Bay Company (HBC), zu dem wiederum früher zeitweise auch Kaufhof gehörte. Auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue ist dort angesiedelt.
Dem Käufer-Konsortium um NRDC soll auch Bernd Beetz angehören. Dessen Name war schon am Jahresanfang als potenzieller Galeria-Interessent gefallen. Der 73-jährige Beetz war Manager im Konsum- und Luxusgüterbereich und ist als Unternehmer aktiv. Hinzu kommt, dass er von 2018 bis 2019 Aufsichtsratschef von Kaufhof war.
NRDC-Gründer Baker verkaufte Kaufhof einst an Signa
Bekommt NRDC tatsächlich den Zuschlag, knüpft Galeria also wieder enge Bande zu dem ehemaligen Eigner HBC. Dieser hatte 2015, als die Konsolidierung im Einzelhandel Fahrt aufgenommen hatte, das Warenhausgeschäft von Galeria Kaufhof mit den dazu gehörenden Immobilien für 2,8 Milliarden Euro von Metro gekauft – und sich damit gegen René Benkos Signa-Gruppe durchgesetzt. Die hatte damals bereits den großen Wettbewerber Karstadt im Portfolio.
HBC zeigte damals Ambitionen, wollte bei Galeria Kaufhof unter anderem das Online-Geschäft ausbauen und den Omni-Channel-Handel forcieren. Die Kanadier scheiterten aber mit ihrem Engagement im europäischen Markt: 2018 wurde die in Schieflage geratene Kaufhof-Kette schließlich mit Karstadt fusioniert – und kurzzeitig als ein Joint Venture mit Signa betrieben. 2019 veräußerte HBC dann den Anteil in Höhe von 49,99 Prozent an Signa für rund 1 Milliarde Euro.
Was bleibt von Galeria übrig?
Seitdem ist es verschiedenen Managern von Galeria Karstadt Kaufhof nicht gelungen, das überholte Geschäftsmodell Warenhaus nachhaltig zu transformieren. Ab 2020 kam es in kurzer Folge zu drei Insolvenzen, die jüngste erfolgte im Zuge der Pleitewelle innerhalb der Signa-Gruppe.
Wie viele der aktuell noch 92 Warenhäuser in der laufenden Sanierung übrigbleiben, ist offen. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte zuletzt von „60 + x“ Filialen gesprochen. In der Vergangenheit waren unprofitable Häuser bereits geschlossen und Doppelbesatz, der im Zuge der Fusion von Karstadt und Kaufhof entstanden war, abgeschafft worden.
Dieses Mal dürften erneut die Wackelkandidaten im Fokus stehen, die bei der vergangenen Sanierungsrunde durch Zugeständnisse der jeweiligen Vermieter doch noch gehalten worden waren, ebenso Präsenzen an kleineren Standorten. Ganz genau anschauen wird sich der neue Eigner auch jene Häuser mit Signa als Vermieter. Das Galeria-Management hatte Signa bereits angekreidet, Mieten aufzurufen, die weit über dem einzelhandelsüblichen Niveau lägen. Künftig sollen die Mieten bei 7 bis 11 Prozent des Filialumsatzes liegen.
Am Ende wird es darauf ankommen, wie die Vision des künftigen Eigners für Galeria aussieht – und wie viel er bereit ist, in Sanierung und Transformation des Geschäfts zu investieren.