Eine Woche nach dem positiven ersten Entwurf des Sanierungsgutachtens kann Baywa einen weiteren Teilerfolg vermelden. Der kriselnde Agrar- und Baukonzern bekommt von seinen Gläubigerbanken sowohl frisches Geld als auch mehr Zeit zur Verfügung gestellt. Das gaben die Münchener am Sonntagabend per Ad-hoc bekannt.
Zum einen wird demnach der Mitte August mit Kernbanken aufgesetzte Überbrückungskredit in Höhe von 272 Millionen Euro um circa 500 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt summieren sich die von Gesellschaftern und Banken seit Mitte August bereitgestellten Finanzspritzen somit bereits auf über 1 Milliarde Euro.
Baywa bekommt Aufschub bis Ende 2024
Zum anderen werden besagter Überbrückungskredit sowie ein mit Banken getroffenes Stillhalteabkommen, das die Aussetzung fälliger Darlehensrückzahlungen vorsieht, um drei Monate bis Ende 2024 verlängert. Mit dem Vollzug der neuen Vereinbarungen sei „in den nächsten Tagen“ zu rechnen.
Es bleibt abzuwarten, ob es sich um eine weitere Rettung auf Zeit oder den ersehnten Durchbruch für den SDax-Konzern handelt. Gänzlich unklar ist beispielsweise, wie groß der weitere Finanzbedarf von Baywa ab Januar 2025 sein wird.
Baywa sieht Basis für Finanzierungslösung bis 2027
Die Baywa-Spitze selbst interpretiert den ausgehandelten Deal jedenfalls als Grundlage „für eine daran anschließende langfristige Finanzierungslösung bis Ende 2027“. Die entsprechenden Eckpunkte würden derzeit bereits mit den involvierten Banken und weiteren wesentlichen Stakeholdern ausgehandelt, betont der Agrarkonzern.
Das Unternehmen ist infolge eines aggressiven Expansionskurses außerhalb des eigenen Kerngeschäfts in finanzielle Schieflage geraten, Ende März lag die Nettoverschuldung bei etwa 5,2 Milliarden Euro. In dem am vergangenen Freitag verspätet vorgelegten Halbjahresbericht wies Baywa einen Rekordverlust von 290,5 Millionen Euro aus. Vor allem hohe Abschreibungen von 222 Millionen Euro, insbesondere auf die kriselnde Energietochter Baywa Re, trieben die Münchener in die Verlustzone.
Gutachten: Baywa ist sanierungsfähig
Bereits Mitte Juli war Roland Berger mit der Erstellung eines Sanierungsgutachtens gemäß IDW-S6-Standard beauftragt worden. Die Berater urteilen darin, dass Baywa „unter bestimmten Voraussetzungen saniert und mittelfristig ihre operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit wieder hergestellt“ werden könne.
Zu den von Roland Berger empfohlenen Maßnahmen zählen unter anderem „zahlreiche“, allerdings nicht näher erörterte Einsparungen im operativen Geschäft sowie der Verkauf einzelner Geschäftssparten.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.
