Warum Private Equity mit Restrukturierern (k)eine gute Idee ist

Der deutsche Private-Equity-Markt bekommt Zuwachs mit einem ungewöhnlichen Konzept: Resvion, eine neue Beteiligungsgesellschaft, die Restrukturierungsexperten gegründet haben. Fünf Spezialisten, vier davon aus dem Team um den renommierten Sanierer Tammo Andersch, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Transformation des deutschen Mittelstands als operative Investoren zu begleiten. Die Gründung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Während der deutsche Mittelstand unter enormem Transformationsdruck steht – Nachfolgelösungen finden, Digitalisierung vorantreiben und Geschäftsmodelle an neue Realitäten anpassen – kämpft der Private-Equity-Markt mit schwierigen Exit-Bedingungen und anhaltenden Unsicherheiten. Fährt Resvion die richtige Strategie, um den Transformationsstau im Mittelstand für den Aufbau eines eigenen Geschäfts zu nutzen? Pro „Krisenexpertise statt klassischem Private Equity“ In Zeiten von Krisen und elementaren Umbrüchen in Geschäftsmodellen braucht es ein tiefes Verständnis für unternehmerische Prozesse und die Fähigkeit, ein Unternehmen auch in schwierigen Zeiten nachhaltig neu auszurichten. Die aktuelle Marktphase erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit, schnelles Handeln und tiefgehendes Fachwissen. Die Expertise von Banholzer, Hoffmann, Puhlmann, Syllwasschy und Wiens in der Krisenbewältigung und ihr tiefes Wissen darüber, wie man ein Unternehmen durch unsichere Zeiten führt, ist in der aktuellen Situation von großem Wert. Was Resvion im Vergleich zu klassischen Private-Equity-Investoren zugutekommt, ist die langjährige Erfahrung im Umgang mit Unternehmenskrisen. Jeder der Gründer bringt rund 20 Jahre Berufserfahrung in der Restrukturierung mit – ein Profil, das in der aktuellen geopolitischen Lage, bei anhaltender Inflation und hoher Marktvolatilität besonders wertvoll erscheint. Banholzer kennt diese Perspektive zudem aus der Sicht von Geschäftsführern und CFOs. Wie Wiens war auch er bereits als Chief Restructuring Officer (CRO) tätig. Hoffmann bringt als Rechtsanwalt das juristische Know-How mit, das in Krisenzeiten nicht zu unterschätzen ist. Innere Transformation statt reiner Kapitalinvestitionen Noch vor wenigen Jahren hätte eine solche Strategie als riskant gegolten – heute ist sie vernünftig. Statt auf Wachstum durch Zukäufe oder reine Kapitalinvestitionen zu setzen, fokussiert sich Resvion auf die „innere“ Transformation der Zielunternehmen. Ein Pluspunkt gegenüber klassischen Private-Equity-Häusern: Das Instrumentarium eines Chief Restructuring Officers – Liquiditätssteuerung, Cash- und Working-Capital-Management, Risikomanagement – wird zum Investitionsinstrument, um eine nachhaltige Wertbasis zu schaffen. „Diese hybride Form des Investierens ist besonders in volatilen Märkten von großem Wert.“ Die Fähigkeit, frühzeitig Schwachstellen eines Geschäftsmodells zu identifizieren und mit aktuellen sowie zukünftigen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen zu verzahnen, birgt einen großen Vorteil. Denn was viele Investoren bei der Betrachtung von Krisenunternehmen übersehen, sind die langfristigen Wachstumsmöglichkeiten, die sich aus der richtigen Transformation ergeben können. Zusätzlich kann die Gründer ihr etabliertes Netzwerk aus Beratern, Banken und Finanzierern unterstützen. Hoffmann bringt zudem Kontakte aus dem Mid-Cap-Private-Equity-Markt mit. Sparringspartner für Co-Investoren Diese hybride Form des Investierens – Kapital gepaart mit operativer Expertise – ist besonders in unsicheren und volatilen Märkten von großem Wert. Im Ergebnis können nicht nur stabile, sondern auch langfristig erfolgreiche Unternehmen entstehen, die den Unterschied in einem kompetitiven Marktumfeld ausmachen können. Die Kombination aus Kapital und Sanierungsexpertise könnte die Beteiligungsgesellschaft außerdem attraktiv für Co-Investoren machen, die vielleicht nicht die gleiche operative Expertise mitbringen. Gleichzeitig birgt der Fokus auf Transformationsfälle Risiken, die traditionelle PE-Investoren möglicherweise scheuen. Resvion kann und sollte sich diese Nischenposition zunutze machen. (elb) Mehr zum Thema Alles anders: Das plant das Ex-Andersch-Liebthal-Team Ein vierköpfiges Andersch-Liebthal-Team gründet eine neue Beteiligungsgesellschaft namens Resvion. Ein Fünfter ergänzt das Managementteam. Was steckt hinter dem Projekt? Mehr lesen Contra „Der Markt braucht nicht noch einen Private-Equity-Investor“ Es ist ein Fakt: Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist zurzeit weder leicht noch schön. Zahlreiche Unternehmen treten auf die Kostenbremse, entlassen massenweise Personal oder müssen hart restrukturieren. Beispiele wie Baywa oder Webasto zeigen zudem, dass der Kapitalbedarf bei vielen deutschen Mittelständlern hoch ist. Nicht in jedem Fall ist privates Kapital die Lösung. Aber: Private Equity kann eine Unterstützung für den deutschen Mittelstand sein – sowohl mit frischem Geld als auch mit operativer Wertsteigerungsexpertise, die in immer mehr Fällen über reines „Buy and Build“ hinausgeht. Was der Markt allerdings nicht gebrauchen kann: Noch einen 0815-Finanzinvestor, der sich anschickt, den Turnaround im deutschen Mittelstand unterstützen zu wollen. Doch genauso generisch klingt das Angebot der neuen Beteiligungsgesellschaft Resvion. Sie will Unternehmen mit Umsätzen zwischen 50 und 500 Millionen Euro aus dem produzierenden Gewerbe, dem Dienstleistungssektor und dem Handel übernehmen und diese operativ restrukturieren. Sprich: Echte Distressed-Cases hat Resvion nicht im Visier, wohl aber zumindest strauchelnde Unternehmen. Es fällt sogar der Vergleich mit Investoren wie Aurelius, die sich über Jahrzehnte einen Ruf im Markt aufgebaut haben. Private-Equity-Markt in Deutschland ist übersättigt In Deutschland gibt es aber schon genügend Finanzinvestoren. Zudem sind in den vergangenen Monaten zahlreiche weitere Fonds aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, um hierzulande auf Deal-Fang zu gehen. Das Angebot an privatem Kapital ist damit so hoch wie nie zuvor, der Wettbewerbsdruck ist immens. Wie übersättigt der Markt ist, zeigen unter anderem die Herausforderungen beim Private-Equity-Fundraising. Denn aktuell bekommen nur noch Fonds frisches Kapital, die entweder extrem stabile Renditen versprechen, oder solche, die mit einem innovativen Investitionsmodell in eine aussichtsreiche Nische vorstoßen. Investitionen in letztere sind mit einem größeren Risiko verbunden, stellen dafür aber auch potentiell höhere Renditen in Aussicht. Wo in diesem Feld Platz für Spieler wie Resvion ist, muss sich erst noch zeigen. Gute Restrukturierer sind nicht automatisch gute Investoren Speziell weil das Team der Beteiligungsgesellschaft nur wenig Private-Equity-Erfahrung mitbringt – und institutionelle Investoren aktuell vornehmlich denjenigen Managern Geld zusagen, die einen erfolgreichen und langen Track Record vorweisen können. Dieser ist bei Resvion jedoch Fehlanzeige. Nur zwei von fünf Teammitgliedern bringen überhaupt Private-Equity-Erfahrung mit, nämlich Florian Hoffmann, der von Hillpoint Partners zu der Beteiligungsgesellschaft stößt, und Marius Banholzer, der früher für Aurelius gearbeitet hat; allerdings auch nur gut ein Jahr. Die anderen drei Gesellschafter Steffen Puhlmann, Henning Syllwasschy und Eduard Wiens haben allesamt einen Restrukturierungshintergrund. Und ein guter Restrukturierer ist nicht automatisch ein guter Investor. „Seine Existenzberechtigung muss sich das Team dennoch erst erarbeiten.“ Sicherlich sind Skills bei der operativen Restrukturierung und Wertsteigerung auch für das Private-Equity-Business hilfreich. Aber es handelt sich um gänzlich andere Disziplinen, mit anderen Anforderungen – und vor allem mit einem komplett anderen Netzwerk, das nun erst noch erschlossen werden muss. Zudem hat noch keines der Teammitglieder tiefe Erfahrungen mit dem Thema Fundraising gesammelt – Hillpoint setzt auf einen Deal-by-Deal-Ansatz – und das, obwohl Resvion perspektivisch einen Fonds einwerben möchte. Mag sein, dass es Resvion gelingt, im bestehenden Private-Equity-Markt ein Plätzchen an der Sonne zu finden. Schließlich ist das Geschäft ein „People’s Business“: Viel kommt darauf an, ob es gelingt, mit den zukünftigen Zielgesellschaften vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Das wäre ein schöner Erfolg. Seine Existenzberechtigung muss sich das Team dennoch erst erarbeiten. (olh)

Private-Equity-News: Auctus, Nord Holding, Indus

Die 5 spektakulärsten CFO-Wechsel 2025

KPMG überholt Deloitte knapp

Vom Vorstand zum Krisenmanager

Warum Private Equity mit Restrukturierern (k)eine gute Idee ist

Aktuelle Artikel

Brockhaus Technologies tütet Bikeleasing-Exit vor Weihnachten ein

Warum Investoren Deutschlands Infrastruktur im Visier haben

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Alles anders: Das plant das Ex-Andersch-Liebthal-Team

Halbes Team verlässt Andersch Liebthal

FTI-Andersch setzt auf Kontinuität, Tammo Andersch auf Neubeginn

Aktuelle FINANCE Multiples

Brockhaus Technologies tütet Bikeleasing-Exit vor Weihnachten ein

Warum Investoren Deutschlands Infrastruktur im Visier haben

Die 5 spektakulärsten CFO-Wechsel 2025

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

FINANCE Multiples

Research

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt