Newsletter

Abonnements

Praktiker-Insolvenz: Was wird aus Max Bahr?

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
LinkedIn
URL kopieren
E-Mail
Drucken
Praktiker

Am Ende gingen ganz schnell die Lichter aus: Der Baumarktkonzern Praktiker hat gestern Abend nach einer eilig anberaumten Aufsichtsratssitzung beschlossen, Insolvenz zu beantragen. Eine „positive Fortführungsprognose“ sei nicht mehr gegeben, nachdem einzelne Gläubiger das Sanierungskonzept abgelehnt hatten, teilte der Konzern mit. Zudem fehlte dringend kurzfristiges Cash aus dem fest geplanten Verkauf von drei luxemburgischen Baumärkten (Bâtiself S.A), den der potenzielle Käufer kurzfristig abgesagt hatte.

RBS bangt um Kredittranche

Klar ist damit, wie knapp die vermeintlich rettende Finanzierung Ende 2012, die von der österreichischen Bank Semper Constantia arrangiert wurde, gestrickt war. Die österreichische Donau Invest hatte sich an einer Kapitalerhöhung von rund 60 Millionen Euro beteilit, und die Berenberg Bank sowie die Semper Constantia als Fronting Bank eine langfristige Kreditlinie über 75 Millionen Euro organisiert, bei der private Investoren wie die Unternehmerfamilie Trautwein 15 Millionen Euro gaben (vgl. dazu FINANCE Ausgabe Dezember 2012). FINANCE-Informationen zufolge hat auch die Royal Bank of Scotland (RBS) bis zu 20 Millionen Euro im Feuer.

Besichert sind die Kredite mit den Max Bahr-Märkten, die auch am ehesten für Investoren interessant sein könnten. Nach einer Insolvenz wird die bange Frage lauten: Welchen Kaufpreis kann man für Max Bahr erzielen? Bahr selbst ist zwar nur mittelbar von der Insolvenz seiner Muttergesellschaft betroffen. Dennoch bangen die Investoren nun um ihr Geld, denn auch die Werthaltigkeit von Max Bahr steht in Zweifel. Die RBS ist auch größter Gläubiger des Max-Bahr-Vermieters Moor Park, der bereits vor einem Jahr Insolvenz anmelden musste. Zur entscheidenden Frage für das Obligo der RBS, wird der zukünftige Bedarf an Immobilien aus dem Moorpark-Portfolio. Betroffen von der Praktiker-Insolvenz sind darüber hinaus auch die Commerzbank und die RBI als Kreditgeber der Betriebsmittellinie ("Revolver").

Umrüstung auf Max Bahr verbrennt viel Cash

Die Max Bahr-Märkte waren integraler Bestandteil der erhofften Rettungsstrategie für Praktiker. Doch werfen Beobachter dem Praktiker-CEO Armin Burger jetzt Versagen vor, neben einem zu hohen Fixgehalt. Laut Geschäftsbericht erhielt Burger, der seit 16. Oktober 2012 im Konzern ist, für zweieinhalb Monate 160.000 Euro Fixgehalt und inklusive Bonus 247.000 Euro. Hochgerechnet auf 2013 entspräche dies ceteris paribus einer Gesamtvergütung von knapp 1,2 Millionen Euro. Vielmehr soll er durch eine zu schnelle Umrüstung der Praktiker-Märkte auf die Marke Max Bahr – allein in Q1/2013 waren es alleine 27 Märkte – zu viel Cash verbrannt haben. Im Quartalsbericht weist Praktiker einen Aufwand für die Umstrukturierung von 10,1 Millionen Euro und Investitionen von 16,3 Millionen Euro aus: Liquidität, die jetzt für die Fortführung des Sanierungskonzepts dringend fehlte.

Dies führte gemeinsam mit dem witterungsbedingt schwachen Frühjahrsgeschäft für die gesamte Baumarktbranche zu einer erneuten Liquiditätsbelastung. Saisonal bedingt sind die Wareneinkäufe im Sommer typischerweise hoch. Zuletzt sprangen auch die Warenkreditversicherer ab, die den Warenstrom bis zum Verkauf der Ware absichern. Besonders bitter ist die Situation vor allem für den neu angetretenen CFO Jürgen Gehrmann, der den Kelch im Juni vom glücklosen Markus Schürholz übernommen hatte. Letzterer hatte die Baumarktkette Ende Juni verlassen – auch aus Furcht vor einer neuerlichen Insolvenz wie bei seiner letzten Station Escada.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de