Die Deutsche Bank verkleinert den Vorstand auf neun Mitglieder und stärkt CFO James von Moltke als zweiten starken Mann neben CEO Christian Sewing. Ziel des Umbaus sei es, mit einem schlankeren Managementteam den Fokus auf den Bedarf der Kunden, die Wachstumsbereiche der Bank und die operative Stärke weiter zu schärfen. Gleichzeitig solle die Umsetzung der Strategie als Globale Hausbank beschleunigt werden, teilt die Deutsche Bank mit.
Dass Privatkundenchef Karl von Rohr seinen Vertrag nicht verlängern und die Bank Ende Oktober verlassen wird, war bereits bekannt. Nicht jedoch, dass auch Christina Riley, im Vorstand verantwortlich für das Amerikageschäft, die Deutsche Bank verlassen wird. Riley wird zu Santander gehen und dort das Geschäft in den USA und Mexiko leiten. Sie scheidet zur Hauptversammlung am 17. Mai aus dem Konzern aus.
Deutsche Bank ernennt neuen Amerikachef
„Christiana Riley hat das Amerikageschäft der Bank erfolgreich neu aufgestellt, die Beziehungen zu wichtigen lokalen Interessengruppen nachhaltig verbessert und beachtliche Fortschritte mit Blick auf die Kultur der Bank in der Region erzielt“, kommentierte der Aufsichtsratsvorsitzender Alex Wynaendts die Personalie.
Ihr Nachfolger wird Chief Administrative Officer Stefan Simon. Er wird die Leitung über das Amerika-Geschäft zusätzlich zu seinen aktuellen Aufgaben übernehmen und dafür seinen Lebensmittelpunkt nach New York verlegen. Eine seiner Hauptaufgaben wird sein, den regulatorischen Anforderungen nachzukommen und „eine erstklassige Risko- und Kontrollkultur sicherzustellen, die das Wachstum in den Geschäftsbereichen unterstützt.“ Diese Formulierung lässt sich als versteckte Kritik an Riley lesen, die dieser Aufgabe anscheinend nicht wie vom Aufsichtsrat gewünscht nachgekommen war.
Claudio de Sanctis folgt auf Karl von Rohr
Neu in das Gremium rückt Claudio de Sanctis auf, der spätestens ab 1. November 2023 die Leitung des Privatkundengeschäfts übernehmen soll. De Sanctis war in den vergangenen Jahren für die Internationale Privatkundenbank verantwortlich. CFO James von Moltke, der im vergangenen Jahr insgesamt 3,8 Millionen und mit 2,9 Millionen Euro das höchste Grundgehalt aller Dax-Vorstände verdiente, soll spätestens ab dem 1. November 2023 zusätzlich die Vorstandsverantwortung für die Vermögensverwaltung tragen, die aus der Mehrheitsbeteiligung der Deutschen Bank an der DWS besteht. Ob von Moltke, wie in den vergangenen Tagen bereits gemutmaßt, auch in den Aufsichtsrat der DWS einziehen wird, teilte die Deutsche Bank nicht mit.
Die regionalen Verantwortlichkeiten für Deutschland, Europa, den Nahen Osten und Afrika (ohne Großbritannien und Irland) sowie die Region Asien-Pazifik sollen spätestens zum 1. November unter der Leitung von Alexander von zur Mühlen zusammengeführt werden.
Mehr Verantwortung für Rebecca Short
Rebecca Short, die in den vergangenen Jahren die Transformation der Deutschen Bank gesteuert hat, soll zum 1. Juni in einer erweiterten Rolle als Chief Operating Officer (COO) die Hauptverantwortung für die Kosten der Bank übernehmen und dabei den Fokus auf effiziente Front-to-back-Prozesse legen. Sowohl die Personalabteilung als auch das globale Immobilienmanagement fallen künftig in ihren Verantwortungsbereich.
Fabrizio Campelli bleibt unverändert im Vorstand für die Unternehmensbank und die Investmentbank verantwortlich. Ebenso wird Bernd Leukert weiterhin den Bereich Technologie, Daten und Innovation leiten, Olivier Vigneron bleibt Chief Risk Officer.
Bester Vorsteuergewinn seit zehn Jahren
Neben dem Vorstandumbau kann die Deutsche Bank den höchsten Vorsteuergewinn im 1. Quartal seit zehn Jahren verkünden. Dieser stieg um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 1,9 Milliarden Euro. Der Nachsteuergewinn legte um 8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu und lag damit rund 200 Millionen Euro über den Erwartungen der Analysten. Die harte Kernkapitalquote (CET1) der Bank stieg zum Ende des ersten Quartals um 0,2 Prozentpunkte auf 13,6 Prozent – dem höchsten Niveau seit acht Quartalen
Die Nachsteuerrendite auf das durchschnittliche materielle Eigenkapital (RoTE) lag dadurch bei 8,3 Prozent und damit deutlich über den Erwartungen der Analysten, die eine RoTE von 7,2 Prozent prognostiziert hatten. Die Nachsteuerrendite auf das durchschnittliche Eigenkapital (RoE) betrug 7,4 Prozent. Die Cost-Income-Ratio sank um 2 Prozentpunkte auf 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Die Konzern-Erträge stiegen gegenüber dem Vorjahresquartal um 5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, was das höchste Ertragsniveau in einem Quartal seit 2016 bedeutet. Im Firmenkundengeschäft profitiert die Bank vor allem von der Zinswende, die dem Team um Unternehmensbank-Chef David Lynne ein sattes Plus von 71 Prozent beim Zinsüberschuss beschert. Die Erträge der Sparte legten gegenüber dem Vorjahresquartal um 35 Prozent auf 2 Milliarden Euro zu. Der Vorsteuergewinn lag bei 822 Millionen Euro.
Firmenkundengeschäft treibt Ertragswachstum
Damit lag der Vorsteuergewinn der Unternehmensbank nur unwesentlich unter dem des Investmentbankings, das künftig von Ken Oliver Fritz von Lazard verstärkt wird. Dort konnte die Deutsche Bank 861 Millionen Euro auf der Habenseite verbuchen, bei Erträgen von rund 2,3 Milliarden Euro. Enttäuschend fiel dagegen das Privatkundengeschäft aus. Dort verringerte sich der Vorsteuergewinn um 29 Prozent auf 280 Millionen und lag deutlich unter den Erwartungen Analysten von knapp 400 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung gingen die Erträge um 14 Prozent zurück auf 589 Millionen Euro. Es wartet also viel Arbeit auf den designierten Privatkundenchef de Sancits sowie CFO und Neu-Vermögensvorstand von Moltke.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
