Überraschender Strategieschwenk bei der Lufthansa: Seit Monaten war ein möglicher Teilverkauf der Techniksparte im Gespräch. Doch daraus wird nun offenbar doch nichts mehr, wie die Kranichline im Zusammenhang ihrer neuen Strategie bis 2030 verlauten ließ. Damit wirft Lufthansa-Vorstandschef und Pilot Carsten Spohr alle Hebel auf Umkehrschub.
Lufthansa will Expansion allein stemmen
So heißt es im am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Investitionsprogramm „Ambition 2023“, dass die „Pläne, einen weiteren Gesellschafter an Lufthansa Technik zu beteiligen“ nicht mehr weiterverfolgt werden. Das Programm sieht vor, die Expansion der Technik-Sparte, die sowohl Lufthansas eigene Maschinen als auch die anderer Airlines wartet und repariert, aus eigener Kraft zu expandieren.
Werkserweiterungen sowie zusätzliche Wartungsstandorte stehen dabei auf der Liste. „Außerdem sind auch Zukäufe möglich. Parallel wird Lufthansa Technik die Digitalisierung des Kerngeschäftes vorantreiben und das Angebot digitaler Produkte rund um AVIATAR, die Plattform für datenbasierte Analytics Solutions, erweitern“, heißt es von der Airline. Das Volumen der geplanten Investitionen wurde indes nicht beziffert.
Lufthansa: Fokus auf Flugbetrieb
Der Teilverkauf der Lufthansa-Sparte steht schon länger im Raum – erste Gedankenspiele gab es bereits vor der Coronakrise. Bevor der Konzern sein Investitionsprogramm vorstellte, hatte Lufthansa zuletzt einen Finanzinvestor mit 20 Prozent an Bord holen wollen. Das Ziel: Den Fokus vermehrt auf das Kerngeschäft des Flugbetriebes zu richten. Zu dieser Strategie zählt auch die Veräußerung der Catering-Tochter LSG an den Private-Equity-Investor Aurelius.
Ein Komplettverkauf der Wartungssparte stand jedoch bereits von Beginn an nicht zur Debatte. Denn eigenen Angaben der Airline zufolge sei deren Geschäft zu eng mit dem Flugbetrieb verwoben. Schätzungen zufolge wäre bei einem Teilverkauf mehr als eine Milliarde Euro in die Kassen von Lufthansa Technik gespült worden. Zuletzt soll noch der Finanzinvestor Bain Interesse an den Anteilen geäußert haben, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.
Techniksparte auf Rekordkurs
Dass Lufthansa nun die Verkaufspläne gekappt hat, begründet Detlef Kayser, Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa Technik wie folgt: „Angesichts der anhaltenden Herstellerprobleme – insbesondere bei Triebwerken – ist der strategische Wert unserer Lufthansa Technik als integraler Teil der Lufthansa Group in den vergangenen Monaten nochmals deutlich gestiegen.“
Diese Entwicklung zeigen auch die Neun-Monats-Zahlen der Sparte, die Anfang November veröffentlicht wurden. In diesem Zeitraum stieg der Umsatz der Lufthansa Technik um 20 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis wuchs von 429 auf 459 Millionen Euro. Lufthansa Technik rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz von 6 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 belief sich der Umsatz noch auf 5,6 Milliarden Euro. Damit würde das laufende Jahr für die Wartungstochter bereits das zweite Rekordjahr in Folge.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
