Im September gab Südzucker bekannt, dass der langjährige Finanzvorstand Thomas Kölbl sein Amt niederlegen und in den Ruhestand gehen wird. Seitdem befindet sich der Zuckerhersteller auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolge – die hat das Unternehmen nun gefunden. Stephan Meeder wurde mit sofortiger Wirkung in den Südzucker-Vorstand berufen und übernimmt die Aufgaben von Kölbl.
Meeder tritt in große Fußstapfen: Kölbl hat den CFO-Posten seit mehr als 16 Jahren inne. Insgesamt ist das Eigengewächs über 30 Jahre für den Zuckerhersteller tätig und hat das Unternehmen unter anderem 2019 durch eine umfangreiche Restrukturierung des Kerngeschäfts geleitet. Kölbls Vorstandsvertrag hat noch eine Laufzeit bis Ende Mai 2024.
Stephan Meeder ist CEO und CFO bei Cropenergies
Sein Nachfolger Meeder ist für Südzucker kein Unbekannter. Er stieg 2006 für einen kurzen Zwischenstopp in die Finanzabteilung der Mannheimer ein. Im Jahr 2007 wurde er Finanzchef der französischen Zuckergesellschaft Saint Louis Sucre. Rund acht Jahre später kehrte Meeder nach Mannheim zurück und wurde CFO des Ethanolherstellers Cropenergies, einer Tochter des Südzucker-Konzerns.
Im Juli stieg der 1970 geborene Manager zum CEO von Cropenergies auf. Seitdem hat er seine Funktion als CFO in Personalunion mit dem Vorstandsvorsitz inne. Diese Funktion wird Meeder zunächst weiterhin ausüben, bis das Unternehmen eine Nachfolgeregelung gefunden hat, teilten die Mannheimer mit. Er werde voraussichtlich „bis zum 29. Februar 2024, nicht jedoch länger als bis zum 31. Mai 2024“, dem Vorstand von Cropenergies angehören.
„Wir gratulieren Stephan Meeder sehr herzlich zu seiner Berufung in den Südzucker-Vorstand. Wir bedanken uns für sein Engagement in den letzten acht Jahren und für seinen unermüdlichen Einsatz für Cropenergies“, kommentiert der Aufsichtsratsvorsitzende von Cropenergies, Thomas Kirchberg, die personelle Veränderung.
Südzucker will Cropenergies von der Börse nehmen
Meeders Noch-Position bei dem Ethanolhersteller dürfte seiner neuen Funktion bei Südzucker zugutekommen. So will der Mutterkonzern Cropenergies komplett übernehmen und von der Börse nehmen, wie beide Unternehmen separat mitteilten. Das Unternehmen war 2006 an der Börse gestartet.
In dem Delisting-Angebot bietet die Mehrheitsaktionärin Südzucker, die derzeit rund 74 Prozent an Cropenergies hält, den Aktionären einen Kaufpreis von 11,50 Euro in bar pro Aktie. Cropenergies hat sich dazu verpflichtet, das Delisting zu unterstützen und während der Annahmefrist des Delisting-Erwerbsangebots einen Antrag auf Widerruf der Zulassung ihrer Aktien zum Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse zu stellen.
Meeders erste Amtshandlung bei Südzucker dürfte es nun sein, die Transaktion sauber über die Bühne zu bringen und Cropenergies außerhalb der Börse auf Erfolgskurs zu bringen. Die Mannheimer haben ihre Jahresziele schon zwei Mal kassieren müssen. Vor allem niedrigere Ethanolpreise machen dem Unternehmen zu schaffen. Die Transaktion wird Südzucker zufolge durch eine Brückenfinanzierung der Deutschen Bank in Höhe von 300 Millionen Euro finanziert. Allen & Overy steht Cropenergies als Berater zur Seite. Parkview Partners ist Financial Advisor von Cropenergies und wird wiederum von White & Case unterstützt.
Cropenergies-Aktie springt nach oben
Die Nachricht des Delistings sorgte am Markt für eine vorweihnachtliche Überraschung. Der Aktienkurs der Ethanol-Tochter steig zwischenzeitlich um etwa 70 Prozent auf 11,50 Euro pro Aktie an. Noch einen Tag vorher befand sich der Kurs mit 6,75 Euro auf dem niedrigsten Stand seit März 2020.
Eigenen Angaben zufolge erwartet Cropenergies nach dem Delisting einen niedrigeren Kostenaufwand hinsichtlich der rechtlichen und administrativen Pflichten. Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research sieht neben den niedrigeren Kosten außerdem die Verringerung der Komplexität bei Südzucker durch ein Delisting als positiv. Jedoch sei Cropenergies in seiner Bilanz festgesetzt und bringe keine zusätzlichen Erträge.
Thomas Wissler von Alster Research glaubt, dass das Delisting einen positiven Effekt auf die Wachstumsstrategie von Südzucker hat. Der Konzern will sich auf die Wachstumsfelder pflanzliche Proteine und biobasierte Chemikalien fokussieren. Für Südzucker sei es eine Chance, die Strategie zu beschleunigen.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
