Nach ersten Gerüchten ist es nun bestätigt: Siemens verkauft seine Antriebssparte Innomotics und gibt das Geschäft in Private-Equity-Hände. Käufer der Siemens-Tochter, die auf das Geschäft mit großen Antrieben und Motoren spezialisiert ist, ist der US-amerikanische Finanzinvestor KPS Capital Partners.
Der Unternehmenswert der Antriebssparte beläuft sich auf 3,5 Milliarden Euro. Damit schließt KPS die größte industrielle Übernahme durch einen Private-Equity-Investor in Europa seit Dezember 2021 ab. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die Parteien im vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025. Innomotics macht eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von ungefähr 3,3 Milliarden Euro und beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter an 16 Standorten in der EMEA-Region, in Amerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum.
Siemens profitiert in Milliardenhöhe vom Deal
Siemens will sich bereits seit längerem von dem Geschäft mit Großmotoren trennen, da es nicht mehr zum Kerngeschäft des Dax-Konzerns zählt, und hatte dem Bereich in der Vergangenheit mehr Unabhängigkeit gegeben. Bei der Veröffentlichung der Zahlen im November vergangenen Jahres stellte Siemens sogar einen möglichen Börsengang der Sparte in den Raum. So oder so hat sich die Trennung von Innomotics für den Konzern gelohnt: Nach dem Abschluss der Transaktion rechnet der Mutterkonzern mit einem zusätzlichen Gewinn nach Steuern von rund 2 Milliarden Euro.
Der Deal dürfte Siemens etwas Aufwind geben, zuletzt stagnierte das Geschäft des Konzerns nämlich. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, das bei den Münchenern im September endet, sank der Umsatz um 1 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Speziell die Digitalsparte von Siemens schwächelt derzeit. Trotzdem rechnet der Dax-Konzern für das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Umsatzwachstum von 4 bis 8 Prozent.
An der Börse konnte der Deal die jüngste Geschäftsentwicklung nicht überdecken: Der Siemens-Aktienkurs rauschte am heutigen Donnerstagvormittag um zeitweise mehr als 5 Prozent auf rund 178 Euro ins Minus.
KPS kaufte Sport Group von Equistone
Erste Gerüchte um KPS als möglichen Käufer kamen bereits Anfang Mai auf. KPS in Deutschland wurde im Jahr 2010 gegründet. Seitdem hat der Investor 15 europäische Unternehmen übernommen, seit 2020 beläuft sich das Volumen der Übernahmen auf mehr als 11,5 Milliarden US-Dollar.
Zu den Transaktionen zählen auch fünf Investitionen in deutsche Unternehmen. So erwarb der Investor unter anderem im Oktober 2017 das Tochterunternehmen von Adidas Taylor Made, einen Hersteller von Golfausrüstungen. KPS‘ jüngster Deal in Deutschland ist noch nicht abgeschlossen: Der Private-Equity-Investor unterschrieb die Vereinbarung zur Akquisition der Sport Group im April 2024, Verkäufer ist der Midmarket-Investor Equistone.
KPS wird bei der Übernahme von Innomotics von den Kanzleien Paul Weiss, Wharton & Garrison und Gleiss Lutz als Rechtsberater sowie von der Bank of America und Lazard als Finanzberater begleitet. Die Finanzierung zur Unterstützung des Kaufs wurde von einem Konsortium aus Barclays, Citibank, Goldman Sachs, Intesa Sanpaolo, Morgan Stanley, MUFG Bank, Standard Chartered Bank, UBS und Unicredit zur Verfügung gestellt. Siemens wird bei dem Verkauf von Innomotics von Hengeler Mueller beraten.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
