Aderlass und Fundraising-Probleme bei Equistone

Schlechte Nachrichten für Equistone: Wie FINANCE aus verschiedenen anonymen Quellen erfahren hat, verlassen knapp zehn Investment Manager den Private-Equity-Investor, der aktuell zusätzlich mit Herausforderungen beim Fundraising zu kämpfen hat. FINANCE-Informationen zufolge betreffen die Abgänge vor allem den Münchener Standort von Equistone, an dem derzeit 15 Investment Professionals beschäftigt sind. Das Team in der bayerischen Landeshauptstadt verlassen rund fünf Mitarbeiter. Nach dem personellen Aderlass dürften bei Equistone in Deutschland demnach lediglich zwei Handvoll Mitarbeiter beschäftigt bleiben. Die restlichen Abgänge finden an den anderen Standorten statt. In Europa betreibt Equistone neben dem Büro in München weitere Standorte in Amsterdam, Birmingham, London, Manchester, Paris und Zürich. DACH-Chef Marc Arens kehrt Equistone den Rücken Den Finanzinvestor verlassen sollen unter anderem DACH- und Niederlande-Chef Marc Arens, Partner Leander Heyken und Director Maximilian Göppert. Partner Alexis Milkovic hat Equistone bereits Ende vergangenen Jahres den Rücken gekehrt, wie seinem „Linkedin“-Profil zu entnehmen ist. Wohin es die Private-Equity-Manager zieht, ist noch nicht bekannt. Auch Investment Director Katja Frühwein hat die Münchener laut „Linkedin“ schon im März dieses Jahres verlassen, sie wechselt einem „Mergermarket“-Bericht zufolge zur DPE Deutsche Private Equity. Investment Director Christoph Wüstemeyer geht noch in diesem Monat, er soll seinen Abschied allerdings bereits vor geraumer Zeit angekündigt haben. Mehr zum Thema Equistone-Chef Arens: „Machen 2022 selbstverständlich einen deutschen Deal“ Unter Investoren gilt Equistone als „Deal-Maschine“, doch in Deutschland hat der Private-Equity-Investor in zwei Jahren nur einen Plattform-Deal gemacht. Zieht sich der Finanzinvestor etwa aus Deutschland zurück? Mehr lesen Director Tanja Berg sowie Investment Director Moritz Treude sollen nach FINANCE-Informationen bei Equistone verbleiben, ebenso wie Stefan Maser, der als letzter verbleibender deutschsprachiger Partner aus dem Investment-Bereich von Equistone künftig ein besonderes Augenmerk auf die deutschen Beteiligungen des Finanzinvestors haben dürfte. Hierzulande ist Equistone noch an neun Unternehmen beteiligt, darunter an dem Cybersecurity-Spezialisten Eperi sowie an dem Industrieunternehmen Rena. Das sagt Equistone zu den Abgängen Equistone wollte die konkreten Abgänge auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren. Ein Sprecher teilte lediglich mit, dass man aktuell über eine „kleine Teamreduktion spreche“, die allerdings weniger als zehn Mitarbeiter in ganz Europa betreffe und sich nicht nur auf die Partnerebene beschränke. Am Markt ist zu hören, dass die Verkleinerung zum großen Teil den Standort München trifft, da in Deutschland in den vergangenen Jahren Deal-seitig nicht allzu viel passiert sei und Equistone den deutschen Markt aktuell als nicht sehr attraktiv bewerte. In der Tat hat der Private-Equity-Investor seine Deal-Aktivität in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren, wie exklusive Daten von FINANCE zeigen. Gemäß der Midmarket-Buy-outs, die Mehrheitsübernahmen durch Private Equity zwischen 50 und 250 Millionen Euro in Deutschland auswerten, hat Equistone in den vergangenen sechs Jahren nur vier Deals zur FINANCE-Statistik beigetragen. 2023 schaffte es sogar keine einzige Transaktion in die Liste. „Was bei Equistone passiert, ist wirklich schade für den deutschen Markt.“ Ein anonymer Marktbeobachter Im Langfrist-Ranking seit 2004 belegen die Münchener zwar immer noch den zweiten Platz nach der DBAG, doch das Verfolgerfeld um Bregal, Capiton, Triton und Co. ist dem Finanzinvestor dicht auf den Fersen. Entsprechend überraschend kommen die Abgänge bei Equistone auch am Markt an. „Das Team gehört zu den etabliertesten Spielern hierzulande, was da nun passiert, ist wirklich schade für den deutschen Markt“, findet ein anonymer Marktbeobachter, mit dem FINANCE gesprochen hat. Zieht sich Equistone aus Deutschland zurück? Was aber bedeuten die zahlreichen Abgänge für Equistone in Deutschland? Zieht sich der Finanzinvestor etwa hierzulande zurück, wie es in der Vergangenheit schon mal vermutet worden war? „Das Münchener Büro bleibt bestehen und Equistone wird in Deutschland weiterhin Transaktionen machen, auch neue Plattform-Deals“, kündigt ein Sprecher auf FINANCE-Nachfrage an. In der Bundesrepublik will Equistone weiterhin in die sechs Kernsektoren Business Services, Consumer, Financial Services, Healthcare, Industrials sowie Technologie, Medien und Telekommunikation investieren. Auch um das bestehende Portfolio wird sich der Private-Equity-Investor weiterhin kümmern – nur eben mit einem dezimierten Team. „Das Münchener Büro bleibt bestehen und Equistone wird in Deutschland weiterhin Transaktionen machen, auch neue Plattform-Deals.“ Ein Equistone-Sprecher Einige strukturelle Veränderungen, die dem Vernehmen nach schon vor längerer Zeit angestoßen worden sind, stehen bei Equistone demnächst dennoch an. Die bisherigen Länderteams mit ihren jeweiligen Country Heads soll es künftig nicht mehr geben. Stattdessen will der Finanzinvestor einen Sektoransatz etablieren. Das Kapital soll entsprechend noch stärker nach Sektoren allokiert werden, wobei die Deal-Teams weiterhin von der regionalen Expertise der einzelnen Mitglieder profitieren wollen. Dem Private-Equity-Haus vorstehen soll dann Guillaume Jacqueau, Managing Partner und derzeitiger Country Head Paris. Seine Rolle wird künftig gestärkt, zudem sollen ihm zwei Co-Managing Partner an die Seite gestellt werden. Deren Namen sind nicht bekannt, es handelt sich dem Vernehmen nach aber um keine deutschen Equistone-Manager. Massive Abstriche beim Fundraising Böse Zungen könnten nun behaupten, dass Equistone mit dem Schritt vom Länder- zum Sektoransatz spät dran sei – und sich womöglich auch deshalb die Herausforderungen im operativen Geschäft aufgetan hätten. Denn der Private-Equity-Investor muss künftig nicht nur mit einem viel kleineren Team auf Deal-Fang gehen, sondern auch mit einem schmaleren Budget. Denn wie FINANCE zu Ohren gekommen ist, soll sich Equistone beim aktuellen Fundraising für den siebten Fonds schwertun. Entsprechende Marktgerüchte greift auch ein ausführlicher „Mergermarket“-Artikel auf, demzufolge Equistone das angepeilte Fondsvolumen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro wohl in etwa halbieren muss – auf 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro. Der Vorgängerfonds aus dem Jahr 2018 erzielte noch ein Volumen von 2,8 Milliarden Euro. Mehr zum Thema Warum sich der Private-Equity-Investor Capvis zurückzieht Der Frankfurter Standort wird geschlossen, einen neuen Fonds soll es „vorerst“ nicht geben – was ist bei dem Schweizer Private-Equity-Investor Capvis los? FINANCE hat CEO Daniel Flaig gefragt. Mehr lesen Laut dem Bericht startete das Fundraising für den siebten Fonds im September 2022, nach rund einem Jahr fand das First Close bei rund 600 Millionen Euro statt. Doch dann wurde das Umfeld für Fundraisings immer schwieriger, vor allem, weil institutionelle Investoren illiquide Anlageklassen wie Private Equity kritisch beäugen. Hinzu kommt: Auch etablierte Finanzinvestoren, die aber in der jüngeren Vergangenheit keinen Exit und somit keine Rückflüsse an ihre Geldgeber präsentieren konnten, hatten und haben es beim Einwerben neuer finanzieller Mittel schwer. Hier konnte Equistone zuletzt Boden gutmachen: Dem Finanzinvestor gelang der Exit bei der Sport Group an KPS Partners Anfang April dieses Jahres. Um die Kapitalzusagen für Investoren aber zusätzlich schmackhafter zu machen, soll Equistone an der Fondsstruktur Anpassungen vorgenommen haben, die etwa die Fee-Struktur sowie umfangreichere Co-Investment-Möglichkeiten betreffen. Equistones fünfter Buy-out-Fonds soll underperformen Doch warum tut sich der Private-Equity-Investor mit dem Mitteleinwerben so schwer? „Mergermarket“ zufolge soll das Problem nicht bei Equistones laufendem Fonds Nummer sechs liegen; dieser performt dem Bericht zufolge gut. Die jährliche Rendite (Internal Rate of Return, IRR) soll bei 20 Prozent liegen, das Verhältnis der eingezahlten und ausgezahlten Mittel (Distributions to Paid in Capital, DPI) betrage 1x – bei noch 24 von 33 Unternehmen im Fonds. Über alle neun Exits soll Equistone einen hohen Money Multiple von bislang 3,7x realisiert haben. Vielmehr bereite die Performance des fünften, 2 Milliarden Euro schweren Fonds aus dem Jahr 2015 Kopfzerbrechen. Der aktuelle IRR bewege sich bei aktuell rund 8 Prozent und soll seit 2021 nie die 10-Prozent-Marke überschritten haben. In dem Fonds befinden sich noch sieben Unternehmen, darunter die deutschen Portfoliofirmen United Initiators, Rhodius und Gala. Die Verkäufe dieser Beteiligungen müssten schon in der Breite außergewöhnlich gut ausfallen, damit Equistone auf eine angemessene Rendite käme. Der Investor wollte sich zum Thema Fundraising auf FINANCE-Nachfrage nicht äußern. Sektorfokus und konzentrierte Teams sollen Wende bringen Ob der Debt-Equity-Swap bei dem Equistone-Portfoliounternehmen Polo im vergangenen Sommer bei den Investitionsüberlegungen der LPs ein größeres Gewicht eingenommen hat, ist unklar. Am Markt ist indes zu hören, dass die Übernahme des Assets aus dem vierten Equistone-Fonds durch den Debt-Fonds Ares keine Rolle bei den Gesprächen mit den LPs gespielt haben soll. Mehr zum Thema Debt-Equity-Swaps: Kalkulierte Schlüsselübergabe Emvia, Polo, Sausalitos, Unzer: Zuletzt sind zahlreiche Private-Equity-Beteiligungen in die Hände von Debt-Fonds gewandert, weitere Fälle dürften folgen. Warum lassen es die Finanzinvestoren so weit kommen? Mehr lesen Der (späte) Strategieschwenk bei dem Private-Equity-Investor dürfte bei den Geldgebern aber nicht nur für schlechte Stimmung sorgen, schließlich haben sich Sektoransätze bei vielen anderen Häusern bereits bewährt. Und ein kleineres Team muss zwar theoretisch mehr leisten, um auf eine ähnlich hohe Schlagzahl wie vorher zu kommen, kostet aber immerhin auch weniger. Von der Bildfläche verschwindet Equistone trotz der Herausforderungen also nicht. Wie „Mergermarket“ berichtet, soll der siebte Fonds mit einer kürzeren Investitionsperiode ausgestattet sein und Equistone in ein paar Jahren wieder für einen größeren Fonds ins Fundraising gehen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Marktumfeld bis dahin wieder merklich verbessert hat.

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