Es war ein Paukenschlag, der von Mailand bis Frankfurt zu hören war: Die italienische Großbank Unicredit sicherte sich vergangene Woche mehr als 9 Prozent der Anteile der Commerzbank. 4,49 Prozent stammen dabei vom Bund, den Rest erwarben die Italiener am freien Markt. Weitere Anteilskäufe sind nicht ausgeschlossen, wie FINANCE vergangene Woche berichtete.
Unicredit will Commerzbank übernehmen
In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ äußerte sich der Unicredit-Chef, Andrea Orcel, nun erstmals über die Zukunft der Commerzbank. Eine Fusion zwischen Unicredit und Commerzbank ist dabei das erklärte Ziel. Eine Fusion könnte laut Orcel die Commerzbank voranbringen und die Wettbewerbsfähigkeit im Firmenkundengeschäft auf dem deutschen Markt stärken – gerade gegenüber den Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
Laut Orcel wäre es mit einem Zusammenschluss mit der HVB möglich, „eine Bank zu schaffen, die sich geografisch gut ergänzt und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert ist.“ Neben der Zusammenlegung von Zentralfunktionen würden außerdem Synergien im Bereich Technologie und Daten möglich sein.
Fusion soll nicht nur von Unicredit ausgehen
Dafür müssten jedoch alle Stakeholder inklusive Commerzbank-Management und Mitarbeiter überzeugt werden. „Das Management beider Institute hat die Pflicht, das Beste für ihre jeweiligen Stakeholder zu tun – für ihre Mitarbeitenden, ihre Kunden und ihre Aktionäre sowie für Deutschland insgesamt. Hoffentlich wird dies die Ausgangsbasis für unseren Dialog sein“, sagt der CEO im Vorfeld anstehender Gespräche.
Sollte es bei den Gesprächen zu keiner Übereinkunft kommen, wollen die Italiener aber laut Orcel trotzdem keine stillen Beobachter bleiben: „Dann werden wir ein aktiver Aktionär sein”, kündigt der CEO an.
Unicredit will Eigenkapitalrendite der Commerzbank optimieren
Konkret soll die Commerzbank ihre ihre Bilanz stärken, wachsen und dabei profitabler werden. Gerade im Vergleich mit der HVB würde auffallen, dass diese das eigene Kapital effizienter einsetzen würde. „Die Eigenkapitalrendite der HVB ist doppelt so hoch wie die der Commerzbank. Ihr Verhältnis von Kosten zu Erträgen liegt 20 Prozentpunkte unter dem der Commerzbank“, vergleicht Orcel die zwei Kreditinstitute.
Große Eile für schnelle Gespräche über eine Fusion scheint der Unicredit-Chef jedoch nicht zu verspüren. Erst wolle er den Plan der Commerzbank zur Wertschöpfung in den nächsten drei Jahren besser verstehen.
Frederic Haupt ist Redakteur bei FINANCE und betreut schwerpunktmäßig die Themen Private-Equity und M&A. Er hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Media University (ehemals HMKW) studiert. Nach dem Studium hat er sein Volontariat bei F.A.Z. Business Media absolviert und dabei neben FINANCE für weitere Publikationen des Verlags gearbeitet, unter anderem für die Personalwirtschaft und das Wir-Magazin.
