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M&A-Deals: Ceconomy, Stada, Meyer Burger

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Der Handelskonzern Ceconomy führt unter anderem die Marke Mediamarkt – und könnte bald ein Übernahmeangebot erhalten. Foto: uslatar – stock.adobe.com
Der Handelskonzern Ceconomy führt unter anderem die Marke Mediamarkt – und könnte bald ein Übernahmeangebot erhalten. Foto: uslatar – stock.adobe.com

Ceconomy führt M&A-Gespräche mit JD.com

Wird Ceconomy chinesisch? Der Handelskonzern bestätigte am gestrigen Donnerstagnachmittag, sich mit JD.com in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine öffentliche Übernahme zu befinden. Rechtlich bindende Vereinbarungen wurden laut Ceconomy bislang nicht unterzeichnet. Auch sei derzeit noch nicht absehbar, ob es tatsächlich zu einer Offerte kommen werde.  

Sollte der chinesische E-Commerce-Konzern, auch Jingdong genannt, ein Übernahmeangebot lancieren, würde er je Aktie einen Preis von 4,60 Euro bieten. Gemessen am Schlusskurs vom Mittwoch entspräche dies einer Prämie von knapp 23 Prozent und einer Unternehmensbewertung von über 2,2 Milliarden Euro. Die derzeitige Marktkapitalisierung der Düsseldorfer liegt bei 1,82 Milliarden Euro. 

Der Aktienkurs schnellte am Donnerstag zeitweise um 15 Prozent in die Höhe. Ceconomy reagierte mit der Kapitalmarktmitteilung auf M&A-Gerüchte, die zuvor hochgekocht waren.  

Capvest erwägt offenbar Übernahme von Stada

Der britische Finanzinvestor Capvest soll laut der Nachrichtenagentur Bloomberg Interesse an einer Mehrheitsübernahme des Pharmakonzerns Stada haben. Die bisherigen Eigentümer Bain Capital und Cinven, die Stada 2017 für 5,3 Milliarden Euro übernommen hatten, prüfen seit 2023 einen Ausstieg via Verkauf oder Börsengang. Eine Bewertung von rund 10 Milliarden Euro steht im Raum, konkrete Entscheidungen wurden bislang aber nicht getroffen. 

Capvest wäre damit ein neuer potentieller Käufer, nachdem zuletzt ein Börsengang favorisiert wurde. Dieser wurde jedoch wegen unsicherer Marktbedingungen auf Eis gelegt. Stada, Capvest und die Investoren wollten die Gerüchte gegenüber FINANCE nicht kommentieren. 

Hoffnung für Meyer Burger: Investoren zeigen Interesse

Nach dem Insolvenzantrag für seine deutschen Tochtergesellschaften verhandelt der Solarmodulhersteller Meyer Burger mit mehreren potentiellen Investoren. Der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther berichtet gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer „guten Resonanz“. Es gebe eine Reihe von Interessenten, mit denen er aktuell verhandele. Ziel sei es, den laufenden Investorenprozess bis Ende August voranzutreiben. So lange sind Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld gesichert. Die Werke in Bitterfeld-Wolfen und Hohenstein-Ernstthal mit rund 600 Beschäftigten stehen derzeit still. 

Die Solarbranche in Deutschland steckt insbesondere bei der Produktion von Solarmodulen in der Krise, vor allem aufgrund der starken Konkurrenz aus China. Trotz dieser Herausforderungen sieht der Insolvenzverwalter Chancen für eine Sanierung. „Meyer Burger hat exzellente Produkte, hervorragendes Know-how und eine hochmoderne Fertigung“, zitiert die “Wirtschaftswoche“ Flöter. Das Insolvenzverfahren ermögliche den Investoren zudem einen Neustart ohne Altlasten. 

Jungheinrich verkauft Russland-Tochter

Das Hamburger Intralogistikunternehmen Jungheinrich verkauft seine Tochtergesellschaft Jungheinrich Lift Truck OOO an einen russischen Finanzinvestor. Der Schritt erfolgt unter regulatorischem Druck: Die russische Regierung genehmigt Verkäufe ausländischer Unternehmen derzeit nur, wenn der Preis maximal 40 Prozent des ermittelten Marktwerts beträgt. Der Erlös liegt somit deutlich unter dem Buchwert zum Jahresende 2024. Dafür können die Hamburger ihre Aktivitäten in Russland nun komplett einstellen. Der Vollzug der Transaktion steht unter behördlichem Vorbehalt und wird im vierten Quartal 2025 erwartet. 

Im Zuge des Verkaufs passt Jungheinrich seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 deutlich nach unten an. So soll etwa das Ebit nur noch zwischen 160 und 230 Millionen Euro liegen, statt wie bisher zwischen 280 und 350 Millionen Euro. Unverändert bleiben hingegen die Zielwerte für Umsatz, Auftragseingang und Free Cashflow.  

Blick in den M&A-Markt

Die erwartete Belebung im deutschsprachigen M&AMarkt ist im ersten Halbjahr 2025 ausgeblieben. Geopolitische Spannungen, hohe Finanzierungskosten sowie ein zunehmend komplexes regulatorisches Umfeld dominieren das Transaktionsgeschehen, besonders im Large-Cap-Segment. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Syntra Corporate Finance. Für das zweite Halbjahr rechnet die M&A-Beratung dennoch mit einer selektiven Erholunggetragen von strukturellen Treibern und internationalem Käuferinteresse. 

Im Small- und Mid-Cap-Segment blieb der Markt laut Syntra hingegen stabil. Vor allem im Mittelstand war die Transaktionsaktivität hoch, getrieben durch strukturelle Trends wie Nachfolgedruck oder der digitalen Transformation. Zusätzlich sorge starkes Interesse ausländischer Käufer, insbesondere an spezialisierten und technologieorientierten Unternehmen, für Rückenwind.  

Laut Syntra zählt die wachsende Präsenz internationaler Investoren aktuell zu den wichtigsten Impulsgebern im Markt. Die Cross-Border-Dynamik dürfte in den kommenden Monaten ein zentraler Treiber für neue Deals im deutschen Mittelstand sein. Für das zweite Halbjahr erwartet die M&A-Beratung eine leichte, aber selektive Marktbelebung.  

Weitere M&A-Deals

Die Übernahmepläne der italienischen Unicredit stoßen auf politischen Widerstand: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kritisierte das Vorgehen der Bank scharf und sprach von einem „unfreundlichen“ Verhalten gegenüber der Commerzbank und der Bundesrepublik Deutschland. Hintergrund ist Unicredit-Chef Andrea Orcels überraschender Ausbau der Beteiligung auf 20 Prozent, mit der Option, auf knapp 30 Prozent aufzustocken.  

Dahinter steht offenbar mehr als ein reines Investmentinteresse: Analysten sehen bei Unicredit kaum noch internes Wachstumspotential. Der Vorstoß in Richtung Commerzbank soll neue Erträge sichern und den strategischen Stillstand überwinden. Gleichzeitig zieht Unicredit ihr milliardenschweres Übernahmeangebot für die Banco BPM zurück, da die Regierung in Rom auf der sogenannten Golden-Power-Klausel beharrt und Verhandlungen erschwert. Stattdessen richtet sich der Fokus nun wieder stärker auf die Commerzbank. 

Der Baukonzern Strabag übernimmt den Balinger Tiefbauspezialisten Stumpp und stärkt damit seine regionale Präsenz zwischen Schwarzwald und Bodensee. Die Stumpp-Gruppe ist auf Straßen-, Tief- und Leitungsbau spezialisiert, betreibt Asphaltmischanlagen und hält Beteiligungen an Schotterwerken. Mit rund 300 Beschäftigten erzielte das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 90 Millionen Euro. Der Kaufvertrag wurde bereits unterzeichnet, die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen.

Der Druckmaschinenhersteller Heidelberg hat die Technologie und Markenrechte ihres langjährigen Partners Polar Mohr übernommen. Das Unternehmen erhält damit exklusiv die weltweiten Vertriebs- und Servicerechte für dessen Systeme zur Druckweiterverarbeitung. Ziel ist es, die Position im wachsenden Verpackungs- und Etikettenmarkt weiter auszubauen und das eigene Angebot als Systemanbieter zu stärken. Polar Mohr bleibt dabei Entwicklungspartner und übernimmt weiterhin Fertigung und Montage. Heidelberg will mit der Übernahme vor allem Automatisierung, Digitalisierung und durchgängige Workflows vorantreiben, um die Effizienz in der Verpackungsproduktion zu steigern, so der Maschinenbauer 

M&A-Gerüchteküche

Geht das Coatings-Geschäft von BASF an Private Equity? Der Chemiekonzern ist gerade dabei, strategische Optionen für seine Lacksparte zu prüfen, darunter neben dem bevorzugten Komplettverkauf auch der Verkauf einer Minderheitsbeteiligung oder die Gründung eines Joint Ventures. 

Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sollen nun der Finanzinvestor Carlyle und der US-Farbenhersteller Sherwin-Williams eine gemeinsame Offerte erwägen. Im Februar hatte der US-Konzern bereits das Brasiliengeschäft mit Bautenanstrichmitteln von BASF für 1,15 Milliarden US-Dollar übernommen. 

Weitere Bieter seien laut der Nachrichtenagentur CVC Capital Partners, Lone Star, Advent, Bain Capital, Blackstone und Platinum Equity. Im Raum steht eine Unternehmensbewertung in Höhe von 6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr erzielte die Coatings-Sparte einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro. Laut BASF gibt es ein hohes Interesse an der Einheit, sowohl von Strategen, Private Equity als auch von Konsortien. Den M&A-Prozess orchestrieren laut Bloomberg JP Morgan und Bank of America. 

Derweil haben sich gleich sieben Interessenten für das Autozulieferergeschäft von Rheinmetall in Stellung gebracht. Das sagte Vorstandschef Armin Papperger bei einem Werksbesuch. „Wir sind in einem Verkaufsprozess“, lässt sich der CEO zitieren. Einem Medienbericht zufolge soll Rheinmetall unter anderem mit dem Finanzinvestor One Equity Partners sprechen. 

Info

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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