Steht der Windanlagenbauer Nordex vor einer Übernahme? Der Großaktionär Acciona hat ein Übernahmeangebot für Nordex veröffentlicht: Die Spanier bieten 10,32 Euro je Nordex-Aktie, das entspricht dem durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate vor Veröffentlichung des Angebots.
Auslöser der Offerte ist eine heute Vormittag angekündigte Kapitalerhöhung bei Nordex, bei der der Großaktionär knapp 10 Millionen Aktien zu je 10,21 Euro zeichnet. Nordex fließen durch die Kapitalerhöhung 99 Millionen Euro zu, doch es gibt noch eine weitere Folge: Acciona, das vor der Kapitalerhöhung bereits 29,9 Prozent an Nordex hielt, kommt durch die Zeichnung weiterer Aktien nun auf einen Nordex-Anteil von 36,3 Prozent. Durch die Überschreitung der 30-Prozent-Marke sind die Spanier verpflichtet, ein Übernahmeangebot vorzulegen.
Übernahmehoffnung treibt Nordex-Aktie
Nordex selbst nahm die Beteiligung von Acciona an der Kapitalerhöhung positiv auf: „Wir begrüßen, dass Acciona ihr Engagement verstärkt und als größte Einzelaktionärin Nordex mit weiterem Eigenkapital unterstützt", so Nordex-Vorstandschef José Luis Blanco. Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung soll die Kapitalstruktur des Windanlagenbauers gestärkt werden. Die Transaktion bringe zusätzliches Eigenkapital, „um das starke Auftragsmomentum bedienen zu können“.
Bereits nach Bekanntwerden der Kapitalerhöhung und in Erwartung eines Übernahmeangebots schoss die Nordex-Aktie um mehr als 8 Prozent auf über 11 Euro in die Höhe und hielt diesen Wert auch nach Bekanntgabe des deutlich niedrigeren Angebots. Unklar war zunächst, ob sich Acciona für ein befreiendes freiwilliges oder ein Pflichtangebot entscheiden würde – nun ist es letzteres geworden.
Acciona bewertet Nordex-Eigenkapital mit 1,1 Milliarden
Für die ausstehenden Nordex-Anteile von 63,4 Prozent würde Acciona insgesamt rund 700 Millionen Euro zahlen. Die Offerte bewertet das Eigenkapital des Unternehmens mit rund 1,1 Milliarden Euro. Besonders attraktiv ist das Übernahmeangebot angesichts des aktuell darüber liegenden Kurses allerdings nicht. Daher erscheint es aus derzeitiger Sicht unwahrscheinlich, dass viele Aktionäre ihre Anteile andienen werden.
Ein weiterer Großaktionär ist die Beteiligungsgesellschaft Skion der Milliardärin Susanne Klatten, die 5,7 Prozent an Nordex hält. Ob sie ihren Anteil verkaufen will, ist nicht bekannt. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge unterstützt sie aber den Schritt von Acciona. Vorstand und Aufsichtsrat von Nordex wollen das Acciona-Angebot nun prüfen, wie es in einer Mitteilung heißt, und „fristgerecht eine begründete Stellungnahme abgeben“.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

