Asklepios greift nach dem Rhön-Klinikum. Dazu geht der Großaktionär mit Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch in einem ersten Schritt ein Joint Venture ein. Asklepios bringt seine bereits bestehenden 28,7 Prozent zusammen mit den Anteilen von Eigentümer Münch, seiner Frau und deren Beteiligungsgesellschaft HCM in das neu gegründete Joint Venture ein. Gemeinsam kommen sie damit auf 49 Prozent, wie das Klinikum am Freitag bekannt gab.
Anschließend will Asklepios den anderen Anteilseignern eine Offerte von 18 Euro je Aktie unterbreiten, also 25 Prozent mehr, als die Aktien vor der Bekanntgabe kosteten. Inklusive einer Nettofinanzverschuldung von rund 44 Millionen Euro in den ersten 9 Monaten 2019 bewertet Asklepios Rhön mit diesem Angebot mit über 1 Milliarde Euro.
Eine Mindestannahmeschwelle ist nicht geplant. Das Closing wird vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigung für das zweite Quartal erwartet. Das Rhön-Klinikum soll weiter eigenständig agieren, betonen die Unternehmen.
Fusion bringt Asklepios und Rhön näher an Helios
Die Übernahme würde Rhön neue Möglichkeiten eröffnen, „die Ertragskraft und Leistungsfähigkeit in einem schwierigen Marktumfeld nachhaltig zu stabilisieren“, erklärte Eigentümer Münch. Die gesamte Branche steht derzeit vor regulatorischen und demografischen Herausforderungen. So wird etwa die vom Bundestag beschlossene Personaluntergrenze in der Pflege das Ergebnis 2020 belasten, wie das Unternehmen bei der Vorlage der Neunmonatszahlen ankündigte.
Mit der Übernahme würden sich die zwei führenden Kliniken hinter dem Marktführer Fresenius Helios zusammenschließen. 2018 zählte Rhön 860.000 Patienten und machte einen Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Bei Asklepios waren es 2018 2,3 Millionen Patienten und ein Umsatz von 3,41 Milliarden Euro. Die Nummer 1 am deutschen Markt, die Fresenius-Tochter Helios, zählte 5,6 Millionen Patienten und erwirtschafte 6 Milliarden Euro und bleibt damit trotzdem der unangefochtene Marktführer.
Endet der Machtkampf um Rhön-Klinikum?
Mit dem Deal würde Asklepios aber auch das jahrelange Tauziehen um Rhön beenden. „Wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen, um die Pattsituation im Eigentümerkreis von Rhön aufzulösen und dem Unternehmen damit einen wichtigen, neuen Impuls zu geben“, so Münch. Zwischen den Eigentümern herrscht seit Jahren ein erbitterter Machtkampf.
Dieser begann, nachdem Münch 2013 einige Häuser an Helios verkaufen wollte. Um das zu verhindern, kauften sich Asklepios und der Medizintechnikhersteller B. Braun in das Unternehmen ein. Der Verkauf kam dennoch zustande, doch seitdem streiten die Großaktionäre immer wieder um die Strategie des Rhön-Klinikums. Aktuell hält B. Braun noch über 25 Prozent an dem Unternehmen.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

