EY holt sich Verstärkung aus der Politik: Wie das Big-Four-Haus am heutigen Freitag bekanntgab, stößt der ehemalige FDP-Politiker Stefan Birkner zu EY. Birkner hat seine Tätigkeit bei der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Anfang Februar begonnen.
Birkner kommt als Partner zu dem Unternehmen und unterstützt dort den Sustainability Hub im EY-Geschäftsbereich Strategy and Transactions in der Region Westeuropa. Er soll in seiner neuen Rolle schwerpunktmäßig Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Sektors beraten. Der 49-jährige Ex-Politiker wird von den EY-Standorten Berlin und Hannover aus tätig sein.
EY will von Birkners ESG-Expertise profitieren
Der Sustainability Hub, die Nachhaltigkeitsberatung von EY, ist ein noch junger Geschäftsbereich der Gesellschaft, das Big-Four-Unternehmen will dort seine Dienstleistungen in der ESG-Beratung bündeln und ausbauen. Aus der Sicht von EY scheint Birkner hier ein perfect Fit zu sein: Der 49-Jährige blickt auf eine Karriere in der Politik zurück, in der er Expertise im Nachhaltigkeitsbereich sammeln konnte.
Birkner wurde 2008 zum Staatssekretär beim niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz ernannt, 2012 macht ihn die damalige Regierungspartei FDP zum niedersächsischen Umweltminister, das Amt behielt er bis zur Landtagswahl 2013. Zudem ist Birkner seit 2011 Landesvorsitzender der FDP Niedersachsen, von 2013 bis 2022 gehörte er dem niedersächsischen Landtag an und war seit 2017 Fraktionsvorsitzender seiner Partei.
Den Sitz im Landtag verlor Birkner aber im vergangenen Jahr, nachdem die FDP am Einzug in den Landtag scheiterte. Kuriose Randnotiz: Birkner ist der Schwippschwager von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die Frauen der beiden Politiker sind Schwestern.
Constantin M. Gall, Managing Partner Strategy and Transactions in Deutschland und Westeuropa bei EY, betont die Erfahrung des promovierten Juristen Birkners in der Regulatorik: „Stefan Birkner bringt eine ganz besondere Expertise in politischen und regulatorischen Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt mit, zudem ist er deutschlandweit hervorragend vernetzt.“
EY will führende Nachhaltigkeitsberatung werden
Der Neuzugang ist nur eine von vielen Verstärkungen von EY im ESG-Bereich, das Big-Four-Haus will nach eigener Aussage zur führenden Sustainability-Beratung in Deutschland und Westeuropa werden. Erst kürzlich hatte EY den ESG-Spezialisten Simon Fahrenholz vom Konkurrenten PwC geholt. Im vergangenen November teilte EY mit, dass der Sustainability Hub in der Region Europe West 80 Berater umfasst, und dass 2023 rund 200 weitere ESG-Fachleute zu dem Team stoßen sollen, rund 80 davon in Deutschland.
EY ist aber nicht allein im Feld der ESG-Beratungen. Dass das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext immer relevanter wird, haben auch die Wettbewerber festgestellt. So gab mit Deloitte eine weitere Big-Four-Gesellschaft erst kürzlich bekannt, ebenfalls eine Nachhaltigkeitsberatung aufzubauen. Diese wird von dem bekannten ESG-Experten Bernhard Lorentz geleitet.
Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.