So stellt EY seine Restrukturierungsberatung auf

Herr Weidemeyer, Sie sind jetzt seit fast zwei Jahren bei EY. Speziell durch den Faktor Corona wird Restrukturierung nun zentral. Was hat sich seitdem getan?Seither haben wir das Angebotsspektrum deutlich ausgeweitet und decken nun von Value Improvement über Corporate Performance bis zur Restrukturierung alle wesentlichen Themen ab. In ausgewählten Ländern sind wir auch in der Insolvenzverwaltung aktiv, so zum Beispiel in England. Dabei sind wir in der Restrukturierung in Deutschland von rund 60 Kolleginnen und Kollegen auf rund 110 gewachsen – in Europa, dem Mittleren Osten, Indien und Afrika insgesamt auf über 900. Seit vergangenem Jahr leiten Sie zusätzlich die EY-Beratungssparte Parthenon in der EMEIA-Region. Was machen Sie dort genau?Seit dem 1. Juli leite ich innerhalb unserer Strategy and Transactions Service Line den Bereich EY Parthenon. Strategy and Transactions hat in Parthenon die Restrukturierungs- und Strategieberatung gebündelt. Ursprünglich war Parthenon ein eigenständiges Consulting-Haus, das EY vor einigen Jahren in den USA übernommen und durch weitere Akquisitionen und Teamlifts vergrößert hat. Mit der neuen Aufstellung verbinden wir die Industriekompetenz von EY mit den wesentlichen Strategiefunktionen, wie ähnlich große Beratungshäuser auch.Das ist nicht das gesamte Beratungsgeschäft von EY, richtig?Ja, genau. Daneben gibt es natürlich noch weitere Kompetenzen innerhalb von Strategy and Transactions wie etwa die klassische Transaktionsberatung oder auch Data Analytics, sowie in anderen Service Lines IT und Technology, Tax, Law oder People Advisory. Das Spannende ist, dass wir auch diese Spezialisten bei Projekten hinzuziehen und somit einen holistischen Ansatz realisieren. Das kann innerhalb kurzer Zeit geschehen, auch an vielen Standorten weltweit. Darin sehe ich einen großen Vorteil gegenüber kleineren Boutiquen. Größe ist bei Beratern ein wichtiges Kriterium, um dauerhaft überlebensfähig zu sein. Speziell die Marke von 2 Milliarden US-Dollar Umsatz gilt dabei als eine wichtige Marke für globale Beratungen. Erreichen Sie die?Ja, das tun wir. Insgesamt ist EY Parthenon bereits der fünftgrößte Strategie-Berater weltweit, stark wachsend. Im Bereich EMEIA haben wir allein 230 Partner und rund 3.500 Mitarbeiter. Ich habe noch regionale Counterparts in den USA und in Asia-Pacific, weltweit haben wir über 6.000 Berater. Weidemeyer zu Managerwechsel und Wirecard-Folgen Sie kamen im April 2019 von Roland Berger zu EY und haben schnell die nächsten Karriereschritte gemacht. Für Ihr Restrukturierungsteam haben Sie vor gut einem Jahr Rainer Bizenberger geholt, der damals von Alix Partners kam. Jetzt soll er wieder auf dem Absprung sein. Stimmt das? Es stimmt, was Sie gehört haben. Rainer ist einvernehmlich aus den Diensten von EY ausgeschieden. Übergangsweise leite ich den Bereich wieder in Personalunion, wir sind aber intern wie extern in weit fortgeschrittenen Nachfolgegesprächen. Abgesehen davon wird das Geschäft bei EY derzeit vom Wirecard-Skandal überschattet. Bei dem skandalumwitterten Zahlungsdienstleister agierte EY lange als Wirtschaftsprüfer und muss sich jetzt kritischen Fragen stellen. Schlägt sich das auch auf Ihr Beratungsgeschäft nieder?Wenn ich mir unsere 2020er Zahlen anschaue, sehe ich uns in keiner Weise davon betroffen. Aber natürlich ist Wirecard ein Thema, das die Öffentlichkeit bewegt und zu dem Kunden Fragen stellen. „Insgesamt ist EY Parthenon bereits der fünftgrößte Strategie-Berater weltweit.“ So wirkt sich Corona auf das EY-Geschäft aus Wie entwickelt sich Ihr Geschäft in der Corona-Pandemie? Rennen Ihnen als Restrukturierungsberater die Kunden schon die Bude ein?Keine Frage, die Konjunktur für Restrukturierer ist sehr gut. Das Beratungsgeschäft steigt, allerdings nicht sprunghaft. Viele Probleme werden noch durch Kurzarbeit, Förderprogramme und staatliche Hilfen überdeckt. Und Corona trifft Branchen sehr unterschiedlich: Airlines und stationärer Einzelhandel sind stark beeinträchtigt. Andere wie Chiphersteller, Telekom und Media und teils auch Pharma profitieren. „Unternehmen brauchen Zeit und Mittel, sich neu aufzustellen.“ Allerdings klagen auch einige Unternehmen, die sich krisenfest aufgestellt haben, dass die Stützungsmaßnahmen eine nötige Marktbereinigung verhindern. Besteht diese Gefahr tatsächlich?Es ist definitiv gut, dass es staatliche Programme gibt und die meisten Unternehmen jetzt nicht vor dem Abgrund stehen. Völlig unverschuldete Härten müssen abgefangen werden. Unternehmen brauchen Zeit und Mittel, sich neu aufzustellen. Wichtig ist aber auch, dass damit jetzt nicht eine Brücke ins Nirgendwo gebaut wird. Nötige Veränderungen und Anpassungen müssen stattfinden. Sehen Sie die Gefahr, dass sonst viele „Zombieunternehmen“ entstehen?Als Zustandsbeschreibung halte ich das für übertrieben. Sollten jedoch überfällige Maßnahmen aufgeschoben werden, wäre perspektivisch diese Gefahr da. Gerade Unternehmen, die schon vor Corona unter Druck waren, müssen ihre Probleme jetzt lösen. markus.dentz[at]finance-magazin.de

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