Es klingt nach Entspannung: Im ersten Halbjahr 2015 legten die Erträge der Banken im deutschen Firmenkundengeschäft um 4 Prozent zu, die Profitabilität in dem hart umkämpften Segment kletterte sogar um 9 Prozent. Das zeigt der heute veröffentlichte Corporate-Banking-Index der Unternehmensberatung Bain & Company. Damit erreichte der Ertrag mit 142 Punkten wieder das Niveau des ersten Halbjahrs 2014, die Profitabilität steht mit 123 Punkten nur zwei Punkte darunter.
Die Talfahrt im Firmenkundengeschäft – seit der Top-Performance im ersten Halbjahr 2011 ging es nahezu kontinuierlich bergab – haben die Banken aber nur vorübergehend gestoppt. Die zuletzt steigende Profitabilität verdanken die Banken vor allem ihrer geringen Kreditrisikovorsorge. Sie lag Bain zufolge zum dritten Mal in Folge unter oder nahe dem historischen Durchschnittswert.
Die Kreditrisikovorsorge steht und fällt bekanntlich mit der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Sollte die Konjunktur also abflauen, stünde die Profitabilität mächtig unter Druck. „Die Banken müssen ihr Firmenkundengeschäft krisenfest machen“, fordert deshalb Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company.
Kosten im Firmenkundengeschäft steigen weiter
Krisenfest ist das Firmenkundengeschäft bislang nicht – im Gegenteil: Im ersten Halbjahr 2015 stiegen die Verwaltungskosten erneut an. Banken lassen sich die Verwaltung des Firmenkundengeschäfts inzwischen 20 Prozent mehr kosten als bei Ausbruch der Finanzkrise. Auch die Cost-Income-Ratio nähert sich mit 42 Prozent früheren Höchstständen.
Ebenfalls bedenklich: Die bereits extrem dünne Kreditmarge sank in den ersten sechs Monaten des Jahres noch einmal auf nunmehr 1,4 Prozent. Damit liegt sie lediglich 0,1 Prozentpunkte über den historischen Tiefstständen der Jahre 2007/2008 – und das, obwohl die Kreditnachfrage seitens der CFOs wieder anzog: Das Kreditvolumen knackte im ersten Halbjahr erstmals seit zwei Jahren wieder die Billionengrenze. „Im Corporate-Banking herrscht Verdrängungswettbewerb“, sagt Huber. „Viele Institute senken ihre Kreditmargen, um Kunden zu gewinnen.“
CFOs sichern sich die guten Konditionen derzeit langfristig und refinanzieren vorzeitig. Banken wiederum schwächen so ihre Ertragsbasis für die kommenden Jahre.
Banken machen Fortschritte beim Cross-Selling
Gute Nachrichten gibt es derweil an der Cross-Selling-Front: Die Provisionserträge der Banken im Firmenkundengeschäft sind zuletzt gestiegen, die Institute konnten also ihre Abhängigkeit vom Zinsüberschuss etwas reduzieren. Die gute Entwicklung des Provisionsgeschäftes führt Bain unter anderem auf die Talfahrt des Euros zurück. Firmenkunden fragten deshalb vermehrt Währungsderivate nach.
Auch die Eigenkapitalrendite verbesserte sich im ersten Halbjahr leicht auf 17 Prozent vor Steuern. Allerdings konnten die Banken noch vor wenigen Jahren im Firmenkundengeschäft Vorsteuerrenditen von 20 Prozent und mehr erwirtschaften. Das Geschäft mit den CFOs bleibt aber eine wichtige Ertragssäule der Banken: Die hiesigen Finanzinstitute erwirtschaften derzeit eine Eigenkapitalrendite von 2,1 Prozent nach Steuern, die besten 20 Prozent schaffen gerade einmal 4,9 Prozent.