Die BayernLB und die Privatbank Berenberg haben eine strategische Partnerschaft beschlossen. Die Geldhäuser aus München und Hamburg wollen durch die Kooperation ihre Kompetenzen erweitern und im umkämpften Firmenkundengeschäft weiter wachsen. „Wir sind als Banken komplementär zueinander“, sagt BayernLB-Firmenkundenvorstand Michael Bücker über die Logik der geplanten Zusammenarbeit. Berenberg ist Experte im Bereich des Equity Capital Markets (ECM). Bei der BayernLB liegt der Fokus hingegen im Kredit- und Debt-Capital-Markets-Geschäft.
„Durch die Zusammenarbeit werden wir für unsere Kunden zum Vollsortimenter“, erklärt Bücker. IPOs, Kapitalerhöhungen, Anleihen, Schuldscheine und Kredite kann das Duo dann gemeinsam anbieten. Das Interesse der Unternehmen sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren werde immer größer, meint Michael Bücker. Auch von der guten Positionierung von Berenberg in Hamburg verspricht sich die bayerische Bank Vorteile. Die Bank plant mehrere neue Filialen in Deutschland zu eröffnen, darunter auch an der Alster, wo die Kontakte der Hamburger Privatbank nützlich sein dürften.
BayernLB und Berenberg wollen vom M&A-Boom profitieren
Auch Berenberg sieht in der Kooperation entscheidende Vorteile. Gerade im Bereich der Akquisitionsfinanzierungen konnte die Privatbank im vergangenen Jahr nicht so oft punkten, wie sie wollte. „Wir haben einige gute Transaktionen nicht bekommen, weil uns die nötigen Möglichkeiten für die Finanzierung auf der Fremdkapitalseite fehlen“, sagt Hendrik Riemer, persönlich haftender Gesellschafter von Berenberg. Durch die Kooperation mit der BayernLB profitieren die Hamburger von der großen Bilanz der Bayern, die etwa im Leveraged Finance zum Tragen kommen kann.
Von der Kooperation erwarten sich beide Banken deutliche Ergebnisse. „Wir sehen ein Potential für etwa zehn bis 20 gemeinsame Transaktionen im kommenden Jahr“, sagt Hendrik Riemer. Mit einem Team von sechs Leuten, drei von Berenberg und drei von der BayernLB, wollen die neuen Partner den Kunden möglichst schnell und umfassend Lösungen für ihre finanziellen Projekte vorschlagen. Ziel ist, dass am Ende beide Banken mandatiert werden. Die Institute bleiben beide weiterhin vollkommen unabhängig und es wird auch keine Verflechtung von Kapital geben. Über die gegenseitigen finanziellen Anreize wollten die beiden Parteien keine Details preisgeben.
Mit diesem Konzept wollen die beiden Banken den deutschen und internationalen Großbanken Konkurrenz machen. Ihren Vorteil sehen Sie vor allem in ihrer Nähe zum Kunden. Sie gehen damit einen Schritt zu mehr Wettbewerbsfähigkeit bei Kapitalmarktfinanzierungen. Ob die beiden Häuser wirklich das angestammte Terrain der Großbanken erobern können und wie sie die Partnerschaft leben, muss sich aber noch zeigen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.