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CDS-Prämien für Deutsche Bank und Commerzbank steigen

Viel wurde zuletzt über Deutschlands größte Banken berichtet und spekuliert. Die Aktie der Deutschen Bank sank auf den historischen Tiefstand, die Commerzbank musste ihre neue Strategie früher als gedacht präsentieren. Fakt ist, dass der Kapitalmarkt das Ausfallrisiko beider Banken heute höher Einschätz, als noch vor einigen Monaten.
Crocodile Images / Thinkstock / GettyImages und Commerzbank

Ende September erreichte die Deutsche Bank einen neuen Tiefpunkt in ihrer andauernden Unternehmenskrise, als der Kurs der Aktie zum ersten Mal in der Geschichte der Bank unter die 10-Euro-Marke rutschte. Gerüchte über US-Hedgefonds, die ihr Geschäft abziehen, eine drohende Milliardenstrafe in den USA und Medienberichte über einen kolportierten Rettungsplan der deutschen Bundesregierung verdeutlichen die immensen Risiken, die in Deutschlands größtem Geldhaus vermutet werden.

Während die Aktie am Boden lag, erreichten die Risikoprämien auf den Ausfall von Krediten des Geldhauses, sogenannte Credit Default Swaps (kurz CDS), ihren Höhepunkt. Das zeigen Daten von S&P Capital IQ.  

Credit Default Swaps sind Derivate, die an der Börse gehandelt werden. Je höher diese Risikoprämie ist, für desto wahrscheinlicher halten es die Investoren, dass der Emittent ausfällt. Gleichzeitig werden Credit Default Swaps oft von Spekulanten genutzt, die auf den weiteren Verfall des zugrundeliegenden Papiers wetten.

CDS-Spreads für Deutsche Bank weit über Marktdurchschnitt

Am 27. September, wenige Tage vor dem massiven Kursrutsch der Aktie, verlangten Kapitalmarktversicherer eine Risikoprämie von 249 Basispunkten auf die Verzinsung einer Unternehmensanleihe, um das Ausfallrisiko der Deutschen Bank am Kapitalmarkt abzusichern. Mitte August lag der CDS-Spread auf die Deutsche Bank noch bei rund 200 Basispunkten, was einem prozentualen Anstieg von 11 Prozent entspricht. Abgesehen von der griechischen Eurobank Ergasias (Spread von 936) weist keine der betrachteten Banken ein höheres Risiko aus.

Deutsche-Bank-CEO John Cryan soll sich derzeit in den USA befinden, um die drohende Strafe von 14 Milliarden US-Dollar, resultierend aus Geschäften am US-Hypothekenmarkt, auf ein Minimum zu begrenzen. Eine mögliche Rettung durch die Bundesregierung dementierten beide Seiten. Die CDS-Spreads haben sich daraufhin wieder etwas erholt, sind mit 220 Basispunkten jedoch weiterhin sehr hoch. Im Schnitt liegen die CDS-Spreads auf die 30 von S&P Capital IQ betrachteten Emittenten derzeit bei rund 124 Basispunkten.

Auch am Bondmarkt zeigt sich, dass die Sorgen, die sich die Investoren um die Deutsche Bank machen, wachsen. Für eine neue fünfjährige US-Dollar-Anleihe musste die Deutsche Bank vergangenen Freitag einen Kupon von 4,25 Prozent bieten. Im Mai hatte die Deutsche Bank eine fünfjährige Dollaranleihe noch zu 3,375 Prozent unterbringen können. 

Auch CDS-Spreads der Commerzbank steigen weiter

Einen ähnlichen Anstieg der Risikoprämien musste zuletzt auch die Commerzbank hinnehmen. Die Gerüchte über die neue Strategie von Commerzbank-Chef Martin Zielke trieb die Spreads Ende September in der Spitze auf rund 135 Basispunkte, damit war die Ausfallprämie 11,6 Prozent höher als noch Mitte August. Damals verlangten Kapitalmarktversicherer rund 115 Basispunkte. Nachdem Zielke seine neue Strategie vorgestellt hatte, erholten sich die Spreads etwas und liegen derzeit bei rund 128 Basispunkten.

Mit einem Spread-Anstieg von jeweils rund 11 Prozent gegenüber Mitte August wuchsen die Risikoprämien auf die Deutschen Bank und die Commerzbank über dem Marktdurchschnitt. Dieser liegt in dem selben Zeitraum bei rund 6,2 Prozent.

Deutsche Bank und HSH Nordbank haben die höchsten CDS-Spreads

Absolut betrachtet, misst der Kapitalmarkt, wie bereits Mitte August, deutschen Kreditinstituten das größte Ausfallrisiko zu – sieht man von der Eurobank Ergasias einmal ab. Nach der Deutschen Bank (220) folgt die nach einem neuen Eigentümer suchende Landesbank HSH Nordbank (170) auf dem zweiten Platz. Die Schweizer Credit Suisse komplettiert das Treppchen mit einem CDS-Spread von 141. Es folgen Royal Bank of Scotland (134), die Commerzbank (128), die spanische Santander (128), die österreichische Erste Group (122) und die britische Barclays (101).

Relativ betrachtet, breitet sich die Skepsis am Kapitalmarkt auch auf andere Banken aus. Im Vergleich zu Mitte August legten die Spreads der Royal Bank of Scotland um 21,7 Prozent zu. Die Ausfallversicherungen für die Schweizer UBS Investmentbank stiegen im selben Zeitraum um 18,6 Prozent an. Auch die Spreads von Barclays (15,7 Prozent), HSBC (13,6 Prozent) und Lloyds (12,2 Prozent) wuchsen beträchtlich.  

Die jüngsten Gerüchte um die Deutsche Bank brachten einen bemerkenswerten Nebeneffekt mit sich: Während Medien über eine staatliche Rettung spekulierten, stiegen die CDS-Spreads auf Schuldtitel der Bundesrepublik Deutschland in der Spitze auf fast 22 Basispunkte. Das entspricht einem prozentualen Anstieg von rund 18 Prozent gegenüber Mitte August.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de