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Chinesen wollen offenbar Teile der NordLB

Schießt das Land Niedersachsen Kapital nach oder wird die NordLB an Investoren verkauft? Die ICBC und Bank of China sollen sich zumindest für Teile der Landesbank interessieren.
NordLB

Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) hat offenbar das Interesse mehrerer chinesischer Banken geweckt: Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, sollen sich unter anderem die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und die Bank of China für Teile der Bank interessieren. Um welche Teile es sich konkret handelt, ist nicht bekannt.

Der Hintergrund für eine mögliche Privatisierung ist, dass die NordLB ihre Kapitalquoten verbessern muss. Ein Sprecher der NordLB wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren. Zwar würden die NordLB und das Land Niedersachen als Mehrheitseigentümer „gemeinsam und intensiv an einem umfassenden Konzept zur Verbesserung und Stärkung der Kapitalquoten“ arbeiten. Es gebe jedoch noch keine Vorfestlegungen oder Entscheidungen.

NordLB-Zukunft soll sich im Herbst entscheiden

Die aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten der Bank waren im Zuge des Rekordverlusts von fast 2 Milliarden Euro 2016 unter Druck geraten. Die harte Kernkapitalquote sank vorübergehend auf 10,5 Prozent. Zuletzt verbesserte sich die Situation etwas: Im vergangenen Geschäftsjahr schrieb die Bank mit einem Vorsteuergewinn von 195 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen.

Und auch die harte Kernkapitalquote lag Ende März diesen Jahres wieder bei 12,8 Prozent. Um diese noch weiter zu steigern, will die Bank „noch in diesem Jahr“ ein tragfähiges Konzept vorlegen, hieß es zuletzt. Die „Wirtschaftswoche“ beruft sich auf Insider, denen zufolge sich die Zukunft der NordLB im Herbst entscheiden werde.

Die wahrscheinlichste Lösung sei Finanzkreisen zufolge weiterhin der Einstieg von Finanzinvestoren. Gehandelt würden neben dem Finanzinvestor Cerberus auch der Turnaround-Investor Lone Star, der derzeit vergeblich versucht, die IKB zu verkaufen.

HSH Nordbank könnte für NordLB zum Vorbild werden

Sollte das Land Niedersachen alternativ weitere Milliarden nachschießen, droht der Bank allerdings ein Beihilfeverfahren der EU. Mit Interesse dürften die Verantwortlichen deshalb die weitere Entwicklung rund um die Privatisierung des norddeutschen Branchennachbarn HSH Nordbank verfolgen.

Die Landesbank wurde für rund 1 Milliarde Euro an ein Konsortium um den Finanzinvestor Cerberus verkauft. Doch der Abschluss des Deals hakt unter anderem deshalb, weil noch nicht geklärt ist, welcher Sicherungsverband ab wann die Einlagen der HSH garantiert.

ICBC und Bank of China forcieren Deutschland-Pläne

Sowohl die ICBC als auch die Bank of China sind schon seit einigen Jahren in Deutschland tätig, bislang allerdings keine großen Player im deutschen Firmenkundengeschäft. Beide Häuser haben zuletzt jedoch ihren Willen signalisiert, das Geschäft hierzulande auszubauen.

So hat die ICBC kürzlich eine Kooperation mit der Commerzbank geschlossen. Gemeinsam wollen die Häuser Projekt- und Handelsfinanzierungen, aber auch das Kapitalmarktgeschäft deutscher Unternehmen im Zusammenhang mit der chinesischen „Belt & Road“-Initiative („Neue Seidenstraße“) unterstützen.

Die Bank of China wiederum prüft FINANCE-Informationen zufolge,
ob sie in Deutschland ein Kapitalmarktgeschäft aufbauen soll. Die Chinesen haben es insbesondere auf Bondplatzierungen und die M&A-Beratung abgesehen. Allerdings wäre der Aufbau der regulatorisch erforderlichen Strukturen aufwendig. Ein Zukauf könnte diese Pläne beschleunigen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de