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Commerzbank: Das Firmenkundengeschäft wird digital

Die Commerzbank digitalisiert ihr Firmenkundengeschäft und treibt FinTechs voran.
Commerzbank

Das Mittelstandsegment der Commerzbank hat auf die zunehmende Digitalisierung in der Bankenwelt reagiert. Holger Werner, Bereichsvorstand Corporate Banking bei der Commerzbank, stellte am Montag vor Journalisten in Frankfurt die neue Digitalstrategie des Firmenkundengeschäfts vor. „Unser Ziel ist es, die Kundenbetreuung über die digitalen Kanäle auszubauen und technikaffine CFOs mit zeitgemäßen Angeboten abzuholen“, sagt Werner. Bis 2020 wolle man die beste Multikanalbank im Mittelstand werden.

Der Kern der Strategie: Ein überarbeitetes Firmenkundenportal, zwei neue Apps und die Kooperation mit FinTechs. Dem Firmenkundenportal hat die Commerzbank ein optisches Face-Lift verpasst, um es benutzerfreundlicher zu machen: Es bündelt nun alle relevanten Informationen in acht Themenschwerpunkten, außerdem wird die Kontoeröffnung beschleunigt. Nach dem Log-In können Firmenkunden zudem eine Finanzübersicht all ihrer Konten abrufen. Die Neuerung hier: Das Portal ist multibankfähig, es können also auch Konten von Drittbanken eingebunden werden.

Commerzbank: Neue Apps für Firmenkunden

Neu sind auch drei Apps: Cash Management, Treasury Tools, Leadership heißen die drei mobilen Anwendungen. Über die Cash Management App kann der Firmenkunde seine Kontostände und –bewegungen einsehen. Bis Ende des Jahres soll auch möglich sein, mit der App Zahlungen zu initiieren und freizugeben.

Mit den Treasury Tools will die Bank ihren Kunden Einsparmöglichkeiten im Cash Management aufzeigen: Der Kunde kann dort seine Kennzahlen eingeben – etwa die Höhe der Soll- und Haben-Zinsen oder die Anzahl seiner Konten – und so den Business Case von insgesamt 18 Zahlungsverkehrsprojekten durchrechnen. „Mit dem Tool können Treasurer vorselektieren, welche Ansatzpunkte grundsätzlich interessant für das Unternehmen sind und weitere Aufmerksamkeit verdienen“, sagt Dirk Braun, Cash-Management-Spezialist der Commerzbank und Ideengeber der neuen App.

Werner: Das Firmenkundengeschäft ist behäbiger

Video-Beratung, Kontenübersicht? Völlig neu sind diese Ansätze nicht: Bei der neuen Strategie bedient sich die Bank vor allem den Erkenntnissen aus dem Privatkundengeschäft und stülpt diese über den Corporate-Bereich.

„Ich glaube, im Firmenkundengeschäft kommt man mit disruptiven Veränderungen nicht weiter“, räumt Holger Werner, Bereichsvorstand der Mittelstandsbank ein. Im Vergleich zum schnelllebigen Privatkundengeschäft greife das konservativere Firmenkundengeschäft Veränderungen häufig erst mit einiger Verzögerung auf, so Werner.

Commerzbank: FinTech-Tochter Main Incubator

Daher überrascht es wenig, dass die Commerzbank ihre innovativtesten Ansätze – die Kooperation mit FinTechs – an eine Tochtergesellschaft auslagert. Über die 100-Prozent-Tochter Main Incubator hat sich die Commerzbank seit dem vergangenen Frühjahr an zwei FinTechs beteiligt: Gini ist ein Start-Up, das sich der digitalen Dokumentenanalyse verschrieben hat und damit den Zahlungsverkehr vereinfachen möchte. Das erste Investment war Traxpay eine cloudbasierte Zahlungsplattform für den B2B-Handel.

Die Lösungen des B2B-Zahlungsverkehrsanbieter Traxpay sollen den Commerzbank-Firmenkunden Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Durch die Venture-Capital-Struktur erhofft sich die Bank zudem Beteiligungsgewinne, sollte sich das Start-Up im Markt etablieren.

Der Strategiewechsel deckt sich mit den jüngsten Erkenntnissen etlicher Beratungshäuser: Diese forderten in ihren vergangenen Studien eine Anpassung des Geschäftsmodells der Banken, da ansonsten die Lücke zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Banken immer größer würde. Die Commerzbank scheint sich dies zumindest in Teilen zu Herzen genommen zu haben. Mit der Einführung der Video-Beratung für spezielle Firmenkunden folgt sie dem zunehmend stärken Ruf nach Relationship-Management und geht individueller auf die Wünsche ihrer Kunden ein.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de