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Deutsche Bank bündelt ihre Digital-Investments

Digital Ventures heißt der neue Bereich in dem die Deutsche Bank ihre digitalen Investments sammelt.
Deutsche Bank/Mario Andreya

Die Deutsche Bank macht offenbar Ernst mit ihrem Anspruch, eine digitale Plattform jenseits klassischer Banking-Angebote aufzubauen: Die Vermittlung von Dienstleistungen, für die es keine eigene Bankbilanz und keine umfassende Banklizenz benötigt, soll künftig an Bedeutung gewinnen. Zugleich will die Bank schneller neue Produkte auf den Markt bringen und die Zusammenarbeit mit Fintechs ausbauen, kündigte die Bank gestern bei einem Pressetermin in Frankfurt an.

Dafür bündelt das Geldhaus seine digitalen Beteiligungen in einer neuen Einheit innerhalb der Privat- und Firmenkundensparte: Das Geschäftsfeld Digital Ventures umfasst die Direktbank Norisbank, aber auch das für Mittelständler relevante Joint Venture We.Trade, eine blockchainbasierte Trade-Finance-Plattform, die die Deutsche Bank gemeinsam mit acht Banken betreibt. In Digital Ventures geht außerdem die Daten- und Identitätsplattform Verimi aus, die die zwölf Gesellschafter in den nächsten Jahren stark ausrollen möchten. Dazu zählen etwa die Deutsche Telekom, Daimler und die Allianz.

Deutsche Bank wehrt sich gegen Google & Co.

Eine besondere Rolle wird innerhalb der neuen Einheit auch das Projekt dbAPI spielen – API ist die englische Kurzform für„offene Schnittstelle. Über diese können Drittanbieter wie Fintechs auf Datensätze der Bank zugreifen und darauf aufbauend neue Anwendungen entwickeln. Eine solche Öffnung verlangt die EU im Zuge der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 ab Herbst 2019 ohnehin von allen Banken.

Die Deutsche Bank geht nach eigenen Angaben aber über die regulatorischen Anforderungen hinaus – und stellt Transaktionsdaten länger und umfassender zur Verfügung als gefordert. Sie erhofft sich, im Gegenzug eine Provision für die Vermittlung der Drittanbieter-Services zu kassieren. Solche Geschäftsmodelle haben Firmen wie Airbnb oder Uber in anderen Branchen bereits erfolgreich kultiviert – und auch im Finanzsektor sitzen den Banken mittlerweile Tech-Konzerne wie Google und Apple im Nacken.

Derzeit sind nach Angaben von Markus Pertlwieser, Chief Digital Officer (CDO) der Privat- und Firmenkundensparte der Deutschen Bank, elf Unternehmen auf der API-Plattform live. An besonders interessanten Start-ups behält sich die Bank vor, sich direkt zu beteiligen, wie sie es zum Beispiel schon bei dem Entwickler der Vertragsmanagement-App „Finanzguru“– bekannt aus einem Auftritt bei der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ – gemacht hat. „Wir verstehen uns aber nicht als klassischer Venture-Capital-Geber“, stellt Pertlwieser klar. Ein Budget für die neue Einheit Digital Ventures wollte der Banker nicht nennen.

„Nach der Finanzkrise haben Banken digitale Geschäftsmodelle viel zu lange vernachlässigt.“

Markus Pertlwieser, CDO Privat- und Firmenkundensparte der Deutschen Bank

Deutsche Bank fordert Zeit

„Nach der Finanzkrise haben Banken digitale Geschäftsmodelle viel zu lange vernachlässigt“, findet Pertlwieser. Fragen nach den Ertragsperspektiven der Digital-Investments kontert er daher mit der Aussage: „Wenn wir bei dem Rennen nicht mitmachen, verlieren wir die Kunden.“ Daher sollten Banken nicht an Erträgen, sondern – wie Technologiekonzerne – an Ertragspotentialen gemessen werden. So innovativ diese Botschaft ist, ob sie bei den leidgeprüften Investoren der Deutschen Bank gut ankommt, ist fraglich.

Dennoch lanciert die Deutsche Bank weitere neue Produkte. Parallel zur Bekanntgabe von Digital Ventures bringt die Bank auch eine eigene virtuelle Geldbörse auf den Markt. Die App Yunar soll es Privatkunden zunächst ermöglichen, ihre Bonusprogrammkarten wie Payback oder Miles & More zentral zu verwalten. Später soll Yunar zur vollständigen Mobile Wallet zu werden. „Zum Start gibt es kein Monetarisierungspotential für die Bank“, stellt Pertlwieser klar. Die App sei „kein Vertriebskanal für die Deutsche Bank“. Vorrangiges Ziel sei es, schnell Nutzer zu gewinnen und an die App zu binden.

Auch hier kopiert die Bank die Vorgehensweise der Fintechs: Erst Reichweite aufbauen, dann kostenpflichtige Angebote aufsatteln – oder mit datenbasierten Geschäftsmodellen Geld verdienen. Dass der Deutschen Bank dies gelingen kann, muss sie erst noch beweisen.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de