Die Deutsche Bank ist offenbar auf der Suche nach einem Nachfolger für ihren CEO John Cryan. Das berichtet die britische Zeitung „Times“ unter Berufung auf einen Insider in ihrer Onlineausgabe. Demnach seien Unstimmigkeiten zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner und dem Deutsche-Bank-Chef der Grund für eine mögliche Absetzung Cryans. „Es ist klar, dass das Verhältnis zwischen dem Vorstandschef und dem Aufsichtsratschef zerbrochen ist“, zitiert die „Times“ einen Insider. Cryans Vertrag als Vorstandschef läuft eigentlich noch bis 2020.
Dem Bericht zufolge werden bereits drei Nachfolger für den 57-jährigen Briten gehandelt. Als Favorit galt der Goldman-Sachs-Vize-Chairman Richard Gnodde, der die Stelle jedoch bereits abgelehnt haben soll. Als weitere mögliche Kandidaten nennt die „Times“ den Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier und den CEO der britischen Bank Standard Chartered Bill Winters. Die Deutsche Bank wollte sich auf FINANCE-Anfrage zur Sachlage nicht äußern.
Deutsche Bank mit Gewinnwarnung zu Jahresbeginn
John Cryan kam 2015 als Nachfolger von Anshu Jain zu Deutschlands größter Bank. Der Brite wollte die Bank umfassend sanieren und wieder in die Gewinnzone führen, entsprechend hoch waren die Erwartungen an ihn. Doch nach drei Jahren Dauerkrise konnte er diese immer noch nicht erfüllen.
Zwar konnte Cryan den Verlust der Bank reduzieren, jedoch stand 2017 immer noch ein Fehlbetrag von 500 Millionen Euro in den Büchern, und das bei einem Gewinn vor Steuern von 1,3 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um das dritte Verlustjahr in Folge. Im Vorjahr lag der Verlust bei 1,4 Milliarden Euro und 2015 sogar bei 6,8 Milliarden Euro.
Vor allem die Sondereffekte durch die US-Steuerreform belasteten das Ergebnis des Finanzinstituts. Eigenen Angaben zufolge hätte der Gewinn vor Steuern ohne die Effekte aus der Steuerreform etwa 900 Millionen Euro betragen. Zu Jahresbeginn musste der CEO außerdem noch eine Gewinnwarnung aussprechen.
Kein Aufschwung in Sicht für die Deutsche-Bank-Aktie
CFO James von Moltke schickte Aktie auf Talfahrt
Momentan befindet sich außerdem der Aktienkurs auf Talfahrt. Dazu beitragen hatten maßgeblich Aussagen des Deutsche-Bank-CFOs James von Moltke, der die Investoren im Vorfeld auf einen Ertragseinbruch im Investmentbanking vorbereitet hatte. Das Papier stürzte zeitweise um über 6 Prozent ab und erreichte mit einem Wert von 11,73 Euro sogar das niedrigste Niveau seit 18 Monaten.
Und der mögliche Zwist zwischen John Cryan und Paul Achleitner ist nicht das einzige Problem, was aktuell zu Unruhe im Vorstand der Bank führt. Vor wenigen Tagen sorgte auch IT-Chefin Kim Hammonds für einen Eklat: Im Rahmen einer Führungskräftetagung bezeichnete Hammonds die Deutsche Bank als das „dysfunktionalste Unternehmen“ für das sie je gearbeitet habe. Seitdem wird spekuliert, ob ihr Vorstandsvertrag verlängert wird oder sie Bank verlassen muss.