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Deutsche Banken verlieren massiv im Firmenkundengeschäft

Das über eine lange Zeit strahlende Firmenkundengeschäft der deutschen Banken verblasst zunehmend. Fast alle deutschen Großbanken mussten im ersten Halbjahr Gewinneinbrüche schlucken.
Beboy Ltd / Thinkstock / Getty Images

Bis auf die genossenschaftliche DZ Bank haben alle deutschen relevanten Firmenkundenbanken ihre Halbjahreszahlen vorgelegt. Die Ergebnisse sind unterm Strich ernüchternd (siehe Tabelle). Sieben von neun Geldhäuser haben in der ersten Jahreshälfte im Firmenkundengeschäft im Vergleich zum Vorjahr deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen müssen. Im Kapitalmarktgeschäft, wo die Geldhäuser ihre Kapitalmarktprodukte und meistens auch ihre großen und internationalen Firmenkunden bündeln (siehe Infobox), sieht es nicht wesentlich besser aus.

Die Banken begründen die Einbußen überwiegend mit höheren Abschreibungen auf Schiffskredite und schrumpfenden Margen im Kreditgeschäft. Die sinkenden Zinserträge konnten nur von den Wenigsten durch steigende Kreditvolumina kompensiert werden.

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Kapitalmarktgeschäft
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Vorsteuergewinne der deutschen Banken im ersten Halbjahr
(in Mio Euro)

Quelle: Halbjahresberichte der Banken für das Geschäftsjahr 2016

Die Verluste im Firmenkundengeschäft schlagen sich auch im Gesamtergebnis der Banken nieder. Ohne den Glanz der langjährigen Ertragsperle Firmenkundengeschäft sank das Halbjahresergebnis bei sieben der neun betrachten Banken im Vergleich zum Vorjahr. Lediglich die HSBC Trinkaus & Burkhard und die zur UniCredit-Gruppe gehörende Hypovereinsbank steigerten in den ersten sechs Monaten ihr Gesamtergebnis.

Helaba schreibt Verlust, Landesbanken kämpfen mit faulen Krediten

Der größte Verlierer unter den Firmenkundenbanken ist die Hessische Landesbank (Helaba). Sie ist die einzige betrachtete Bank, die im Firmenkundengeschäft nicht nur Gewinn eingebüßt, sondern sogar einen Verlust von 3 Millionen Euro geschrieben hat. Das Kapitalmarktergebnis schrumpfte zudem von 44 auf 33 Millionen Euro. Das lag vor allem an faulen Schiffskrediten und an zu wenig Neugeschäft.

Doch auch die anderen Landesbanken mussten herbe Rückschläge hinnehmen. Der Gewinn im Firmenkundengeschäft der BayernLB sank von 175 auf 118 Millionen Euro. Bei der Landesbank Baden-Württemberg ging es um 93 auf 344 Millionen Euro nach unten.    

Die NordLB erlitt im Vergleich zum Vorjahr im Firmenkundengeschäft einen Gewinnrückgang von 80 Millionen Euro und erzielte ein Vorsteuerergebnis von 49 Millionen Euro. Die HSH Nordbank büßte fast 100 Millionen Euro ein – vor Steuern blieb ein Gewinn von 93 Millionen Euro. 

Besonders die beiden norddeutschen Landesbanken kämpfen seit Jahren mit faulen Schiffskrediten. Das Schiffsportfolio der NordLB hat immer noch ein Volumen von 19,9 Milliarden Euro, das der HSH Nordbank 19,2 Milliarden Euro. Die HSH möchte ihr Shipping-Exposure in Kürze allerdings auf 16 Milliarden Euro reduzieren.

Deutsche Bank und Commerzbank lassen Federn

Auch Deutschlands Branchenprimi stecken fest: Zwar liegen die Vorsteuergewinne im Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank (747 Millionen Euro) und der Commerzbank (412 Millionen Euro) weiter deutlich über den Gewinnen der Konkurrenz. Doch beide Häuser haben Federn gelassen: Die Deutsche Bank verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen Gewinnrückgang von 52,5 Prozent. Die Commerzbank büßte im Firmenkundengeschäft 39,3 Prozent ein.

Im Kapitalmarktgeschäft sind die Gewinneinbrüche sogar noch gravierender. Die Deutsche Bank verlor dort 62,6 Prozent und erwirtschaftete nur noch einen Vorsteuergewinn von 423 Millionen Euro. Die Commerzbank litt mit minus 57,5 Prozent nur unwesentlich weniger. Ihr Gewinn im Kapitalmarktgeschäft lag bei 201 Millionen Euro. 

Nur HSBC und Hypovereinsbank legen im Firmenkundengeschäft zu

Der Gewinner im Firmenkunden- und Kapitalmarktgeschäft ist schnell ermittelt. Die HSBC Trinkaus & Burkhardt ist die einzige Bank, die ihr Vorsteuerergebnis insgesamt sowie auch in den beiden Geschäftsbereichen Firmenkunden- und Kapitalmarktgeschäft steigern konnte.

Das vorsteuerliche Firmenkundenergebnis wuchs leicht – aber immerhin es wuchs – von 26,5 auf 32 Millionen Euro. Das Kapitalmarktergebnis legte von 65,9 Millionen auf 84,4 Millionen Euro zu. Die Bank pflückt damit die ersten Früchte ihrer Mittelstandsoffensive, die allerdings auch mit einem deutlich ausgeweiteten Kreditbuch einherging. Die HSBC profitierte auch davon, dass faule Schiffskredite bei ihr in Deutschland kein Thema sind. Hinzu kommt eine vergleichsweise geringe Abhängigkeit vom Zinsergebnis, da die Provisionen der HSBC 60 Prozent der operativen Erträge ausmachen.

Anschluss halten kann zum Halbjahr nur die Hypovereinsbank. Sie steigerte ihren Vorsteuergewinn im Firmenkundengeschäft von 159 auf 265 Millionen Euro, verlor allerdings im Kapitalmarktgeschäft 9,3 Prozent und erwirtschaftete dort im ersten Halbjahr vor Steuern einen Gewinn von 273 Millionen Euro. Gänzlich ungetrübt ist die Lage aber auch in München nicht, die Krise der Konzernmutter UniCredit sorgt für große Unsicherheit über die weitere Zukunft der HVB. Spekulationen, wonach die HVB Eigenkapital oder Geschäftsbereiche nach Italien abtreten muss, tritt die HVB nicht besonders vehement entgegen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Die gesamte Entwicklung des Geschäfts mit Corporates zeigt die FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.

Info

Segmentübersicht der Banken (Firmenkundengeschäft, Kapitalmarktgeschäft)

 

Deutsche Bank 

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